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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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weißt du?«
    » Gut«, sagte Rikesh. » Dann schmeiß ich es weg, ja?« Ich hörte, wie Papier zu einer Kugel zusammengeknüllt wurde. » Ich nehme an, das war nicht deine einzige Kopie. Das andere haben wir für dich weitergeschickt, glaube ich.«
    » Welches andere?«
    » Keine Ahnung, ein Päckchen oder so was, das zwischen den Unterlagen steckte. Lucy hat sich drum gekümmert… Lucy? W as war da in Matt Riders Unterlagen? W eißt du noch, wo es hingegangen ist?«
    » Es war kein Päckchen, nur ein großer Brief«, ertönte eine blecherne Stimme. » An eine Adresse in Saxby. Ich hab’s per Express verschickt. Sollte heute da sein.«
    Mein Herz geriet ins Stolpern. V or meinem geistigen Auge sah ich, wie ich achtlos alles zusammengepackt hatte, zweifellos eine Folge der Erschöpfung durch mein Doppelleben.
    » Verdammt!« , schrie ich.
    » Komische Spreadsheets, Briefe am falschen Platz… V ielleicht solltest du mal Urlaub machen, mein Freund.«
    » Vielleicht sollte ich mir einen neuen Steuerberater suchen.«
    Ein entsetztes Kichern kam aus dem Telefon.
    » Ich lege jetzt auf, und dann rufe ich beim Finanzamt an und teile denen mit, dass ich dir mein Mandat entziehe.«
    Rikesh antwortete mit einer Automatenstimme: » Ich muss wirklich entschieden davon abraten, dass du deine Buchhaltung selbst übernimmst…« Im nächsten Moment war er wieder der Gauner, den ich kannte. » Himmel noch mal, Matt, was ist denn passiert?«
    » Ehrlich gesagt, Rikesh, ich bin schon seit einer W eile nicht mehr zufrieden mit deinem Service.«
    Er fing an zu prusten. » Mit meinem Service? Mein Service ist tadellos. Mein Service ist der einzige Grund, weshalb du in den letzten paar Jahren nicht ein Dutzend Prüfungen durch das Finanzamt kassiert hast. Mein Service ist der Grund, weshalb du deine Steuerschuld halbiert hast, indem du dein Einkommen über deine Frau laufen lässt. Und ich habe seit drei Jahren nicht mal die Gebühren erhöht, obwohl deine Abrechnungen mit jedem Quartal wirrer werden und ich alles endlos zu sortieren habe, bis es einen Sinn ergibt.«
    » Ich wäre dir dankbar, wenn du mir sämtliche Unterlagen, die du noch hast, und deine Abschlussrechnung zuschicken würdest«, sagte ich. Ich hörte, wie er schnell und flach atmete.
    » Schön. W eißt du was? V on mir aus. Ich habe keine Ahnung, was los ist, Matt, aber ich hoffe, du kriegst die Hilfe, die du brauchst.«
    Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Abgesehen von einem Einbruch in das Haus in der Cathedral Terrace– und es war ausgeschlossen, dass ich so lange gewartet und mich aufgebaut hatte, um die Sache jetzt so plump zu Ende zu bringen; das hätte ich schon vor einem halben Leben tun können–, abgesehen also von einem Einbruch gab es nichts, womit ich noch verhindern konnte, dass der Brief in Sophies Hände gelangte. In meinen W unschträumen erlebte ich das fleischliche V ergnügen, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie den Umschlag öffnete. Sie waren so lebhaft, dass ich davon immer wieder aufwachte. Ich schlief nur halb, als um fünf Uhr mein Telefon klingelte. Es war Tara. Sie erzählte mir unter Tränen, Sophie habe um drei Uhr früh ein kleines Mädchen entbunden. Fünfzehn Minuten später sei Lydia im anderen Flügel der Klinik gestorben.

ACHTUNDDREISSIG
    Februar 2013
    Der Chor der Saxby Cathedral School sang das komplette Requiem von Fauré, und im weiten Kirchenschiff der Kathedrale drängten sich die Trauergäste. Die Großen und Guten der Stadt quetschten sich in die kurzen Bänke, quollen in die Gänge und hinaus auf die Steinplatten und den Rasen vor dem Portal und ehrten noch einmal ahnungslos die V erstorbene: Amtsrichterin Lydia MacBride, MBE , Lügnerin und Mörderin. Die Luft war dick von ihren W ürdigungen, und ihr geballtes Raunen dröhnte in meinen Ohren. Ich sah Gesichter, die ich aus den Straßen meiner Kindheit wiedererkannte. PC 089 war anwesend. Seine gebührend schwarze Uniform hatte jetzt eher den Schnitt eines Anzugs, und das Rangabzeichen eines Sergeant prangte sichtbar an seinem Revers. Er war in ein mitfühlendes Gespräch mit Rowan vertieft. Bei der anschließenden Totenfeier in der Cathedral Hall bildeten die vier verbliebenen MacBrides ruhige Punkte im Gewimmel der Trauergäste. Ich stellte mir vor, wie ich mit einer Gabel an mein Glas klopfte und meine Rede hielt. Die Dramatik war verlockend, aber die Zeit war noch nicht reif.
    Jakes Großeltern väterlicherseits waren aus Ghana eingeflogen; er ignorierte sie praktisch

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