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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Eisenkugeln nach ihnen, verdammt! Warum nicht gleich mit Steinen nach ihnen werfen?« Captain Moreno nahm ihn beiseite und riet ihm, solche aufrührerischen Ansichten für sich zu behalten. Doch sie hörten bald, wie die Yankees über die massive Munition lachten und sich ein Spiel daraus machten, einen Schritt zur Seite zu tun, wenn sie vorbeirollte und von den Hunden gejagt wurde.
    Das Schlachtgetöse verstummte bei Sonnenuntergang, doch die Grasbrände loderten weiter, und der nördliche Himmel flackerte rötlich die ganze Nacht hindurch. In der Garnison grassierten die wildesten Spekulationen. Die Gefechte wurden bei Anbruch des nächsten Tages wieder aufgenommen und waren deutlich näher, denn jetzt war schon das Knattern kleinerer Waffen zwischen den Böllern der Artillerie vernehmbar. »Moreno glaubt, sie sind jetzt bei einem trockenen Flussbett namens Resaca de la Palma«, sagte Riley zu John und Lucas. »Der Chaparral ist da draußen so dick wie Moses’ Bart.«
    Von dort stiegen jetzt dichter Staub und Rauch auf. Und jetzt hörten sie andere Laute, die sich mit dem Wummern der Geschütze und dem Knattern und Knallen der Gewehre vermischten. Hörten das schrille Wiehern von Pferden, Schlachtrufe und Schreie der Wut, Angst und Agonie. Und jetzt erspähten sie einen zersprengten Trupp Dragoner, der in völliger Unordnung dem Fluss entgegenritt, jeder verzweifelt um noch größere Geschwindigkeit bemüht, während sie ihren Rössern die Peitsche gaben und die Sporen in die blutigen Weichen gruben. Die schäumenden Pferde kamen wild herangeprescht, die aufgerissenen Augen weiß vor Angst. Ihnen folgten weitere Reiter und hinter diesen eine große Schar der zerschlagenen mexikanischen Infanterie in heilloser Auflösung. Einige noch mit dem Gewehr in der Hand, viele ganz ohne Waffen, flüchteten sie wie vor dem Teufel persönlich. Noch nie hatte John Angst in diesem Ausmaß erlebt, noch nie ein so kollektives Heulen der Verzweiflung gehört. Die Mexikaner rannten mit wildem Blick in den Fluss, einige stürzten kopfüber ins Wasser und wurden von denen niedergetrampelt, die hinter ihnen kamen. An manchen Stellen ertranken Männer in weniger als einem Fuß Wasser. Sie schwammen fieberhaft auf das südliche Ufer zu, und einige strampelten und tauchten in der Flussmitte unter, und keiner der Männer neben oder hinter diesen ertrinkenden Kameraden dachte daran, ihnen beizustehen. Jeder war nur verzweifelt darauf bedacht, seine eigene Haut vor den Yankee-Dämonen zu retten, die ihnen hart auf den Fersen waren. Und diese Dämonen kamen jetzt in Sicht, kamen kreischend vor Mordlust und mit gefälltem Bajonett und durchbohrten jeden gefallenen Mexikaner auf ihrem Weg.
    So kehrten Aristas Soldaten zurück von ihrem ersten größeren Gefecht mit den Amerikanern. Moreno und Riley hatten wieder begonnen, das Fort zu beschießen, um die Soldaten drinnen in Schach zu halten und sie daran zu hindern, sich an dem Gemetzel zu beteiligen.
    John hatte seinen Stock beiseitegelegt und sich einer von Rileys Geschützmannschaften angeschlossen. Und selbst während sie eine Ladung nach der andern auf Fort Texas abschossen, tauschten er und Riley und Lucas Malone Blicke aus, und alle drei wussten, dass der Krieg wahrhaft begonnen hatte und die Würfel ihrer Zukunft geworfen worden waren und rollten.
    Während der nächsten Nächte lag Matamoros wach unter dem Stöhnen der Sterbenden und dem Heulen der sie umkreisenden Wölfe. In der Hitze des Tages summten Schwärme dicker grüner Fliegen. Auf den Mauern von Fort Texas und den Dächern von Matamoros drängten sich die Geier wie feierlich rot behaubte Priester bei einem Massenbegräbnis.
    Beerdigungstrupps auf beiden Seiten des Flusses arbeiteten pausenlos, um die Toten unter die Erde zu bringen. Aber man kam nur langsam voran, und nachts konnte man die Wölfe hören, wie sie schnappten und fauchten und an den Leichen rissen.
    Reporter, die mit Taylors Armee reisten, behaupteten, die Wölfe zögen es vor, tote Amerikaner zu fressen als vom degenerierten, durchwürzten Fleisch der Mexikaner.
    Vier Tage später erklärten die Vereinigten Staaten Mexiko den Krieg.
    11 Aristas geschlagene Armee des Nordens überließ Matamoros und alle Kranken und Verwundeten ihrem Schicksal, nahm aber eintausend Marketenderinnen mit und schleppte sich beinahe zweihundert strapaziöse Meilen zur Stadt Linares nach Südwesten. Der Treck verlief durch baumloses Buschland unter einer sengenden Sonne, die endlich

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