Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Großer Jubel erhob sich vom Brückenkopf und den Mauern des Klosters. Einer der getroffenen Yankees sprang auf und humpelte zu einem Kameraden, der ihn hinter sich aufs Pferd zog, doch der andere steckte im flachen Wasser neben der Straße unter seinem sterbenden und noch schwach ausschlagenden Pferd fest. Die Männer im Kloster konnten sehen, wie er seinen Kameraden verzweifelt anflehte, ihm zu helfen, konnten schwach seine schrillen Schreie hören, als der letzte der Dragoner davonspurtete, bevor die großen Geschütze ein zweites Mal auf sie schießen konnten.
»Seht nur, sie lassen ihn da einfach liegen«, sagte Lucas Malone. »Traurige Hurensöhne.«
»Gib ihm den Rest, Johnny«, sagte Riley.
John sah ihn an. »Teufel, Jack, der
ist
erledigt.«
Riley verzog das Gesicht. »Wenn er sich unter dem Pferd da befreit und wieder ins Gefecht kommt, dann könnte er genau der sein, der
dich
in einer Stunde erschießt. Schlimmer noch, er könnte der sein, der
mich
erschießt. Jetzt mach schon, los!«
»Ich wette ein’ Dollar, dass Johnny ihn mit ei’m Schuss in den Kopf erledigt«, rief Lucas Malone schnell. »Egal, ob der Bursche sich wie ’ne Schlange schlängelt und es zweihundert Yards sind, wenn nicht noch mehr.«
»Bin dabei, Malone«, sagte jemand. »Der Junge kann schießen wie der Teufel, das stimmt, aber so gut ist er nicht!« Sofort wurden lautstark Wetten abgeschlossen. Als das Geld die Hände wechselte, zwinkerte Lucas John zu.
John stützte sein Gewehr auf die Brüstung des Wehrgangs, spannte die Waffe und zielte sorgfältig. Der Trooper saß aufrecht, seine Pistole in der Hand, und hatte es beinahe geschafft, sein Bein unter dem Pferd hervorzuziehen. John drückte ab, und in dem Moment meinte er zu sehen, wie die Kugel in einem rauchenden Blitz aus der Mündung schoss, die stille Mittagsluft durchschnitt und die Entfernung zu ihrem Ziel in weniger als einem Herzschlag zurücklegte. Vor Johns innerem Auge wuchs der Kopf des Yankee von einem winzigen Flecken zu seiner vollen Größe, als die Kugel knapp über dem linken Ohr knirschend in den Schädel einschlug, Knochen und Gehirn durchdrang und auf der anderen Seite des Schädels hinausschoss und das rechte Ohr in einem roten Sprühregen mitnahm. Der Kopf des Mannes kippte unvermittelt nach rechts, und er fiel tot mit dem Gesicht ins Wasser.
Die Mexikaner ließen wieder großes Jubelgeschrei hören, und Lucas Malone lachte und sammelte die Wetteinsätze ein und klopfte John auf die Schulter.
John empfand keine Freude über den Schuss. Der Mann war ihm keine größere Bedrohung gewesen als eine Flasche auf einem Zaun. Lucas bemerkte seine Miene, beugte sich zu ihm und sagte: »Jack hatte recht mit dem, was er gesagt hat. Und der Hurensohn war sowieso einer von
denen
, verdammt, und es ist immer richtig, einen von den
ihren
zu erschießen, egal ob er steht oder sitzt oder schläft oder scheißt oder vögelt oder seine gottverdammten Gebete spricht. Hörst du mich, Junge? Das hast du gut gemacht. Und
du
hast es getan, weil du der Beste von uns bist.«
John zuckte die Achseln und dachte, dass derjenige, der einmal gesagt hatte, dass ein Mann nicht mehr ist als das, was er am besten kann, verdammt noch mal recht hatte.
Eine halbe Stunde später erschienen ein weiteres Mal amerikanische Soldaten, diesmal sowohl auf dem Coyoacán-Damm als auch auf dem San-Antonio-Damm – und in großer Zahl. Das Brückenkopfgeschütz eröffnete das Feuer und brachte ein weiteres Pferd zu Fall. Jetzt feuerten die Mauergeschütze am Kloster – und unter der Rundgeschossmunition war auch eine hochexplosive Granate, die ein paar Dragoner und mehrere Fußsoldaten zu Fall brachte. Die Jubelrufe der Mexikaner übertönten die Schreie der Tiere und der gefallenen Männer.
Und dann griffen die Amerikaner von beiden Dämmen aus an.
7 Die Spy Company beteiligte sich am ersten Angriff nicht. General Twiggs, der den Angriff auf das Kloster über die Coyoacán-Straße leitete, hielt sie in einem Weidenhain eine halbe Meile südlich von San Angel in Reserve. Sie saßen rauchend und plaudernd auf dem Boden, ihre gesattelten Pferde in der Nähe, ihre Gewehre zur Hand. Der Tag war kühl angebrochen nach einer Nacht heftigen Regens, hatte sich aber schnell erwärmt, als die Sonne höher stieg, und jetzt am späten Vormittag war die Luft heiß und schwer. Sie konnten die Schlacht wüten hören, das stetige Dröhnen der mexikanischen Artillerie und das ständige Geratter leichter
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