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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Artillerieangriff auf die Festung hatte vor Tagesanbruch begonnen, und der wummernde Beschuss und der Rauch der Granaten waren von der Hügelspitze von Mixcoac gut sichtbar. Ebenso die Verbände der Dragoner und Infanteristen im Tal, die auf ihren Angriffsbefehl warteten.
    Die Hinrichtungen wurden von Colonel William Selby Harney beaufsichtigt, dessen Entscheidung, alle dreißig mit einem Streich zu erhängen, in Einklang mit seinem Ruf stand, der, wie sein Nachruf im Jahr 1880 festhalten sollte, jener eines »schweren Hassers ohne Ausnahme« war, »auch etwas grausam in der Vergabe von Strafen«. Es hieß, er habe ein Dutzend Jahre zuvor in Saint Louis eine widerspenstige Sklavin zu Tode geprügelt. Während der Indianerkriege in Florida hatte er gerne Gefangene enthauptet und ihre Köpfe auf Stangen entlang der Flussufer ausgestellt, als Warnung für die Wilden. In der ganzen Armee kursierten Geschichten von seinem unersättlichen Appetit für indianische Mädchen, die er danach daran hinderte, Anklage gegen ihn zu erheben, indem er sie als Spione erhängte. Jetzt würde er die letzten dreißig Verräter auf seine Art hängen.
    Die drei Compañeros zügelten ihre nervös aufstampfenden Pferde neben der Abteilung der Dragoner, die direkt neben dem Galgen postiert waren, und sahen zu, wie eine Kolonne von zehn von Maultieren gezogenen Wagen den Hügel heraufgeklappert kam. In jedem saßen drei Männer, bis auf den letzten, der zwei enthielt. Die Männer waren an Händen und Füßen gefesselt, und als Edward sah, dass John nicht unter ihnen war, war seine Erleichterung so groß, dass er sich plötzlich erschöpft fühlte. Harney wollte von dem Lieutenant, der für die Gefangenenbegleitung verantwortlich war, wissen, warum nur neunundzwanzig Männer herausgebracht worden seien. Der Lieutenant erklärte, dass einer der Verurteilten, ein Mann namens Francis O’Connor, im Gefecht um Churubusco beide Beine verloren habe und die Ärzte hätten gesagt, man erwarte nicht, dass er noch länger leben würde als ein oder zwei Tage.
    »Ein oder zwei Tage, zur Hölle damit!« donnerte Harney. »Der Dreckskerl wird den nächsten Morgen nicht erleben! Holen Sie diesen traurigen Hurensohn auf der Stelle hierher! Wenn irgendein gottverdammter Arzt Schwierigkeiten macht, dann sagen Sie ihm, dass ich ihn auch aufhängen werde!« Der Lieutenant galoppierte davon.
    Die Karren wurden in einer Reihe unter den Galgen aufgestellt, die Gefangenen mussten sich erheben, und ihnen wurden die Schlingen um den Hals gelegt. Sie würden keine Kapuzen bekommen. Harney wollte, dass sie mitbekamen, was bei Chapultepec passierte. »Seht ihr Hundesöhne diese Mex-Fahne da oben auf dem Turm?« fragte er und zeigte zur Festung, wo der Infanteriesturm begonnen hatte und Gewehrfeuer prasselte und rauchte und die Armeekapelle, die hinter den Soldaten hermarschierte, mit aller Macht den
Yankee Doodle
angestimmt hatte. »Wenn das Stück Scheiße herunterkommt und die Stars und Stripes gehisst werden,
dann
werdet ihr hängen, euer ganzer Dreckshaufen. Also denkt mal schön darüber nach in der Zeit, die euch noch bleibt.«
    Dominguez warf Spooner und Edward einen Blick zu. »Pero que modo de matar es este?« sagte er leiste. »Ein Mann nicht tötet so. Ist kein Kinderspiel.«
    »Wenn wir warten müssen, bis deine Fahne über dem Turm da weht«, rief ein ziegenbärtiger Saint Patrick aus, »werden wir bei Gott noch lang genug leben, um die Gans zu essen, die sich an dem Gras mästet, das auf
deinem
Scheißgrab wächst, du verdammter angeberischer Dreckskerl!«
    Die anderen Patricks lachten, und die drei Compañeros tauschten ein Grinsen aus. Harney trieb sein Pferd zu dem Karren, auf dem der Saint Patrick, der gesprochen hatte, stand, und versetzte ihm mit seinem Säbel einen Hieb, der dem Mann das Gesicht aufschnitt.
    »Sei verflucht!« brüllte der Patricio. »Sei verflucht, feiger Schurke, der du bist!« Blut strömte aus seinem zerschnittenen Gesicht, und seine Zähne blitzten durch die klaffende Wunde in seiner Wange hervor.
    »Der hat dir jetzt aber mal dein hübsches Gesichtchen ruiniert, Larry!« rief ein Patrick auf einem Karren daneben. »Wirst für den Rest deiner Tage kei’m hübschen Mädchen mehr den Kopf verdrehen, will ich wetten!« Der blutende Larry lachte mit seinen Kameraden.
    Harney war rot angelaufen vor Wut, wusste aber, dass er sie nicht zwingen konnte, von ihrem Spott abzulassen, es sei denn, er erschoss sie, was ihn nur des Vergnügens

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