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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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weisgemacht hatte, er wolle nachts Vögel beobachten – herrje, sein Dad kaufte einem auch jedes Märchen ab. Er richtete es auf den Treppenabsatz, wo Maggie, die Hexe, sich immer eine Zigarette und eine kleine Pause gönnte, bevor sie sich auf die lange Heimfahrt machte.
    Inzwischen hatte Jeff die unterste Treppenstufe erreicht. Tee beobachtete, wie er in die oberste Etage hinaufschlich und mit den Schatten entlang der Mauer verschmolz. Tee schüttelte den Kopf, noch immer ein wenig ungläubig, dass wirklich alles genau nach Plan lief. Dass eine posthypnotische Suggestion sogar die Möglichkeit bot, jemanden zu unmoralischem Handeln anzustiften, faszinierte ihn. Überall in der Literatur hatte es geheißen, dass das nicht funktionierte. Ein Trugschluss. Wenigstens bis jetzt. Allerdings war er nervös. Es konnte noch immer etwas schiefgehen. Und dann waren sie beide fällig. Das war gar nicht gut.
    Als die verhasste Krankenschwester oben auf dem Treppenabsatz erschien, beschleunigte sich Tees Herzschlag. Sie legte ihre Jacke übers Geländer und holte ein Bic-Feuerzeug und eine Schachtel Camel aus der Handtasche. Dann ging sie zum Anfang der Treppe, wo sie sich mit dem Rücken an das stabile Metallgeländer lehnte und sich eine Zigarette anzündete. Es wunderte Tee immer wieder, wie leicht vorhersehbar sich manche Menschen verhielten. Er selbst tat nie etwas in einer immer gleichbleibenden Reihenfolge, ja, er achtete sogar bewusst darauf, dass sich keine Gewohnheiten einschlichen. Das Einzige, was bei ihm feststand, war seine Unberechenbarkeit.
    Natürlich konnte Maggie Jeff nicht sehen. Tee wusste, dass er warten würde, bis sie zu Ende geraucht hatte und sich nach ihrer Handtasche bückte, bevor er zuschlug, denn so lauteten seine Anweisungen. Bange Erwartung und Druck bauten sich unter Tees Brustbein auf, bis er kaum noch Luft bekam. Möglicherweise stand er kurz vor dem wirklichen Durchbruch, auf den er so lange gewartet hatte. Dann würde er im Besitz der optimalen Methode sein, die Menschen in seinem Umfeld nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, insbesondere diejenigen, in denen etwas Böses angelegt war. Und das war, wie er in letzter Zeit festgestellt hatte, bei vielen der Fall. Nach seiner Sicht der Dinge waren einige Menschen nur dazu geboren, um von ihm benutzt zu werden. Und alle anderen musste er eben auf die eine oder andere Weise aus dem Weg räumen. Gleich würde Maggie, die Hexe, einen riesigen Tritt in den Hintern kriegen. Die Vorstellung brachte ihn zum Schmunzeln.
    Und dann war es so weit. Maggie steckte ihre Zigarette in einen mit Sand gefüllten Metallaschenbecher, griff nach ihrer Tasche und ging die Treppe hinunter. Nachdem sie ein paar Stufen weit gekommen war, stürmte Jeff aus der Dunkelheit auf sie zu. Doch schon im nächsten Moment erstarrte Tee. Es lief doch nicht nach Plan. Maggie, die Hexe, hatte nämlich gehört, dass Jeff sich von hinten näherte. Sie vollführte eine halbe Drehung und hielt sich mit der rechten Hand am Geländer fest, als Jeff sich auf sie stürzte und ihr aus Leibeskräften einen Stoß versetzte. Sie stolperte rückwärts und fiel etwa ein Drittel der Strecke nach unten, schaffte es aber, sich ans Geländer zu klammern und den Schwung so abzubremsen. Doch das Schlimmste daran war, dass sie dabei die ganze Zeit schrie wie am Spieß.
    Erschrocken, wie er sich so verschätzt haben konnte, sprang Tee auf, blieb aber in seinem Versteck. Inzwischen stand Jeff oben an der Treppe und starrte auf die schreiende Frau hinunter, als begreife er nicht ganz, was da gerade geschehen war. Tee hoffte mit aller Kraft, dass sich das tatsächlich so verhielt. Offenbar konnte Maggie nicht aufstehen, denn sie lag, mit dem Kopf nach unten, auf der Betontreppe. Nur mit ihrer Lunge schien alles in Ordnung zu sein. Sie rief aus voller Kehle um Hilfe; jemand solle schnell kommen, weil Jeff sie umbringen wolle.
    Es dauerte nicht lang, bis sie die gesamte Klinik zusammengeschrien hatte. Einige Pfleger kamen angelaufen und packten Jeff, der sich weder wehrte noch zu fliehen versuchte. Inzwischen hörte Tee seine Stimme. »Ich hab doch nichts gemacht. Ich hab doch nichts gemacht«, wiederholte er eins ums andere Mal.
    Maggie, die Hexe, vertrat da eine völlig andere Ansicht, und zwar laut und deutlich. »Jeff wollte mich umbringen! Er hat mich die Treppe runtergestoßen und wollte mich umbringen. Da bin ich ganz sicher! Wenn ich mich nicht am Geländer festgehalten hätte, wäre ich jetzt

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