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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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bereit. Aber es geschah, ganz gleich, ob ich nun wollte oder nicht.
    »Ich glaube, das schaffe ich noch nicht, Black.«
    »Doch, du schaffst es. Lass uns über Zach reden. Erzähl mir von ihm.«
    Black stand auf, stellte sich hinter mich, legte beide Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich schloss die Augen. Ich musste es ihm erzählen. Ich musste ihm erzählen, dass Zachary das wundervollste kleine Baby der ganzen Menschheitsgeschichte gewesen war. Doch ich fand die richtigen Worte nicht. Ich brachte keinen Ton heraus.
    Offenbar ahnte Black, wie gelähmt ich war. »Hast du etwas dagegen, wenn ich einen Blick in die Kiste werfe?«, fragte er deshalb. »Ich würde deinen Sohn gerne ein bisschen kennenlernen, wenn es dich nicht stört.«
    Ich nickte. Ich spürte, wie seine Wärme sich entfernte, und schlang die Arme um den Leib. Nachdem er sich gesetzt hatte, drehte ich mich um und beobachtete, wie er die Decke nahm. »Die riecht gut.«
    Ich schwieg.
    Black kramte einen kleinen blauen Teddy heraus. Zachs absolutes Lieblingsstofftier. Er hatte ihn in der Nacht, als er in meinen Armen gestorben war, bei sich gehabt. Am rechten Fuß des Bären befand sich ein Spritzer von Zachs kostbarem Blut. Ich hatte nie versucht, ihn zu entfernen, wusste, dass er da war, und hätte den Bären deshalb nie wegwerfen können. Nicht, wenn ein Teil von Zach daran haftete.
    »Wie niedlich. Hat Zach ihm einen Namen gegeben?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Sag es ihm. Das hier war gut für mich, sonst hätte Black es nicht getan. Schließlich war er ein Star unter den Seelenklempnern. »Winnie.« Ich zögerte und schluckte den Kloß in meiner Kehle hinunter. »Er hat alle seine Stofftiere Winnie genannt. Jedes, das er hatte.«
    Schmunzelnd platzierte Black den Bären aufrecht auf den Couchtisch und blickte mich an. »Warum kommst du nicht her und setzt dich neben mich?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es war besser für mich Abstand zu halten, das wusste ich aus irgendeinem Grund. Black griff nach einem winzigen Bilderbuch. Der kleine Kuschelhase, auch eines von Zachs Lieblingsbüchern.
    »Das hat meine Mutter mir vorgelesen, als ich klein war«, sagte Black. »Hast du das auch gemacht?«
    Jeden Abend, dachte ich, jeden Abend auf dieser Welt. Doch ich sprach es nicht aus. »Ich kann das nicht, Black, ich kann nicht. Tu die Sachen wieder in die Kiste und mach sie zu. Ich muss sie zurück zu Harve bringen.«
    »Gut, dass du sie mit nach Hause genommen hast. Vielleicht war dir das unbewusst klar.«
    »Für dich vielleicht.«
    »Ich spreche hier von dir.«
    »Das weiß ich.«
    Wir verstummten. Reglos saßen wir da und sahen einander einfach nur an. Black unternahm einen neuen Anlauf. »Auch wenn es wehtut, ist es ein sehr gutes Zeichen, Claire. Du musst es so betrachten. Es ist nichts Schlechtes, dass du an deinen Sohn denkst. Mir ist klar, dass es schmerzhaft ist, aber es ist auch positiv. Es wird dir helfen, den Verlust zu verarbeiten und dein inneres Leid zu beenden.«
    Ich griff nach meiner Tasse und trank einen Schluck Kaffee, nur um etwas zu tun zu haben und mich abzulenken. Der Kaffee war gut. Black hatte einen ziemlich starken gekocht, und zwar aus gutem Grund.
    »Konnte er schon laufen?«
    Ich sah Zach, wie er hin und her wackelte und lachte, wenn er auf den Po fiel. Ich sah, wie er sich mir freudig juchzend in die Arme warf, wenn ich vom Dienst nach Hause kam. Ich konnte nicht sprechen, ja, ich versuchte es nicht einmal.
    Black nahm weiter Gegenstände aus Zachs Kiste. »Du hast einen Schnuller behalten. Gehörte er zu den Kindern, die lange einen benutzen?«
    »Ich habe ihm den Schnuller mit einem Stück Schnur um den Hals gehängt, damit er ihn nicht verliert.«
    »Wahrscheinlich ging es ziemlich hektisch zu, wenn du ihn nicht rechtzeitig gefunden hast.«
    »Ja, aber er hat mir immer beim Suchen geholfen.«
    »Er war ein lieber Junge.«
    »Der beste.« Gerne hätte ich ihm mehr erzählt, doch ein merkwürdiges Gefühl warnte mich, ich würde damit ein Sakrileg, einen Verrat begehen. Also versuchte ich, wie immer, alles zu unterdrücken, und diesmal gelang es mir einigermaßen.
    »Lass uns wieder ins Bett gehen«, sagte ich. »Wir müssen morgen früh aufstehen und zu Mikey Murphys Beerdigung fahren.«
    »Ja, müssen wir. Soll ich die Sachen für dich wegpacken?«
    Ich nickte, froh, dass er Zachs Habe aufräumen würde, griff nach meiner Waffe und ging nach oben, wo ich mich unter die Decke kuschelte und darauf wartete, dass Black

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