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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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»Gouverneur Stanton, Mr Murphy hat gerade eine sehr schlechte private Nachricht erhalten.«
    »Und Sie sind?«
    Aha, nun wusste ich, woher Debbie Winters den Spruch hatte. »Wir sind Detectives aus Canton County in Lake of the Ozarks. Ich heiße Claire Morgan, und das ist Bud Davis.«
    »Sie sind also Nick Blacks Mädchen.«
    Mist, das gefiel mir überhaupt nicht. Ich war nicht das Mädchen von irgendjemandem. Genau genommen war ich überhaupt kein Mädchen, sondern eine Frau und darüber hinaus Polizistin. Außerdem hatte der Satz bei ihm etwas Herablassendes. Ein Blick verriet mir, dass Murphy wieder in Tränen ausgebrochen war. Da Bud schwieg, musste ich wohl oder übel ran, und zwar trotz dieser ziemlich beleidigenden und sexistischen Bemerkung. »Mr Murphys Sohn Michael Murphy wurde an der Grand Glaize Bridge in Osage Beach tot aufgefunden«, erklärte ich. »Offenbar handelt es sich um Selbstmord.«
    Der Gouverneur fuhr zurück. »Oh, mein Gott. Joseph, das tut mir so leid.«
    In den nächsten Minuten machte der Gouverneur ganz den Eindruck eines netten Kerls. Zumindest hatte er keine Probleme damit, einen trauernden Mitarbeiter anzufassen, und legte seinem Freund den Arm um die bebenden Schultern. »Oh, Joseph, das ist ja entsetzlich.«
    Ja, das brachte es ziemlich treffend auf den Punkt.
    »Sie müssen sofort nach Hause fahren, um bei Ihrer Familie zu sein. Wir kommen hier schon zurecht, keine Sorge. Weiß Mary Fern schon Bescheid?«
    Murphy stöhnte nur etwas und sah wieder mich an. Allmählich fühlte ich mich wie die Puppe eines Bauchredners.
    »Mr Murphys Haushälterin hat uns mitgeteilt, seine Frau sei zum Einkaufen nach Kansas City geflogen. Sie wird jeden Moment zurückerwartet. Wenn Sie möchten, können wir sie anrufen, Mr Murphy. Doch ich dachte, Sie wollten Ihre Familie lieber selbst informieren.«
    »Ja, o ja, vielen Dank, Detective, das werde ich. Ich muss wohl. O Gott, ich muss es ihr selbst sagen.«
    »Joseph, hören Sie«, mischte sich der Gouverneur ein. »Sie müssen jetzt sofort nach Hause. Ich lasse meine Limousine vorfahren. Vielleicht können die Officers Sie ja begleiten?« Er sah mich, um Bestätigung heischend, an.
    »Ja, Sir. Das tun wir gern. Doch ich fürchte, wir müssen beiden Eltern ein paar Fragen stellen.«
    Der Gouverneur verzog zwar unwillig das Gesicht, verbot es aber nicht. Sein Glück.
    »Ja, ja, ich nehme die Limousine. Ich brauche einen Moment allein, um mich wieder zu fassen, bevor ich meiner Familie gegenübertrete. Oh, wie soll ich es ihr nur erklären? Und den Kindern? Alle werden zu Hause sein. Oh, mein Gott, ich kann ihnen doch nicht sagen, dass Mikey tot ist. Das werden sie nicht verkraften.« Seine Stimme war lauter und lauter und dabei merklich schriller geworden und verebbte schließlich in einem hilflosen Aufstöhnen.
    Endlich fand Bud die Sprache wieder. »Wir begleiten Sie gerne nach Hause, Sir. Und wir bringen es Ihrer Frau bei, wenn Sie sich nicht dazu in der Lage fühlen. Tut mir leid, Sir, aber wir werden auch ihr einige Fragen stellen müssen. Natürlich erst, wenn Sie sich wieder gefangen haben.«
    »O ja, bitte helfen Sie mir. Ich weiß nicht, was sie sonst tut.«
    Anscheinend war Joseph Murphy doch nicht das befehlsgewohnte Alphamännchen, für das ihn alle hielten, denn im Moment zeigte er sich nicht gerade von seiner mutigsten Seite. Aber wer konnte es ihm zum Vorwurf machen? Schließlich hatte er gerade seinen Sohn verloren. Das Loch in seinem Herzen würde sich nie wieder schließen und ihn für den Rest seines Lebens, tief und klaffend, begleiten.
    Gouverneur Stanton wandte sich wieder an uns. Er war eine Führungspersönlichkeit. Selbst ich spürte seine Präsenz, und dabei hatte ich ihn nicht einmal gewählt. »Ja, Officers, seien Sie bitte so gut und sorgen Sie dafür, dass Joseph wohlbehalten nach Hause kommt. Ich wäre Ihnen sehr dankbar.« Er wandte den Blick von Bud ab und sah mir unverwandt in die Augen. »Joseph ist nicht er selbst.«
    Ach nein, Sherlock, dachte ich. »Ja, Sir«, lautete meine Antwort.
    Wir wandten uns zum Gehen. Der Gouverneur begleitete uns, ganz höflicher Gentleman, zur Tür. »In den letzten Jahren hatte er große Schwierigkeiten wegen Mikey. Er ist ein guter Mensch, doch er steht derzeit unter großem Druck. Bei ihm hängt alles am seidenen Faden.«
    Ich fand das Sprachbild in Anbetracht der Umstände nicht sehr passend, doch andererseits ahnte Gouveneur Stanton ja noch nicht, dass Mikey am Ende eines Seils

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