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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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dass er das auch so meinte. Ich überlegte immer noch, ob dieser Typ echt war, hatte mir jedoch noch kein abschließendes Bild gemacht. Ich würde ihn mir allein vorknöpfen und ihm ein wenig zusetzen müssen, was ein Spaß werden würde – zumindest für mich. »Wann hätten Sie denn Zeit, Doctor? Ich kann wieder nach Jefferson City kommen, sobald Sie mir ein Datum nennen. Ich hoffe, Ihnen ist klar, wie dringend die Angelegenheit ist.«
    »Ja, das verstehe ich sehr wohl. Heute Nacht verbringe ich in Nashville und muss anschließend wegen einer Signierstunde nach Memphis. Doch danach können Sie mich im Büro erreichen. Dann nehme ich mir die Zeit, so lange mit Ihnen zu sprechen, wie Sie möchten.« Er kramte eine weiße Visitenkarte aus der Innentasche seiner Jacke. »Hier ist meine Karte. Sie können Mary, meine Empfangssekretärin, anrufen, um sich einen Termin geben zu lassen. Natürlich können Sie auch warten und mit mir ein Datum vereinbaren, das uns beiden passt.«
    Ich nahm die Karte. Dr. Collins schien ein freundlicher Zeitgenosse zu sein. Doch andererseits hatte ich ihn bis jetzt auch mit Glacéhandschuhen angefasst. Ich war gespannt, wie er reagieren würde, wenn ich erst die Boxhandschuhe rausholte. Beim bloßen Gedanken lief mir das Wasser im Munde zusammen. Es gab doch nichts Schöneres als einen ruhigen und, ach, so gelassenen Seelenklempner ins Stottern zu bringen und ihn ein wenig zu verwirren. Hin und wieder versuchte ich das auch bei Black, doch der blieb für gewöhnlich kaltblütig und sorgte dafür, dass ich mir albern vorkam. Ich hatte so eine Ahnung, dass dieser Typ hier nicht so viel Glück haben würde.
    »Ich stelle fest, dass Sie da ein blaues Auge haben, Dr. Collins. Eine kleine Schlägerei mit einem Patienten vielleicht?«
    Collins lachte auf und schien nicht im Mindesten gekränkt. »Sie hätten das Ding erst vor einer Woche sehen sollen.«
    So schnell würde er mir nicht davonkommen. »Was ist denn passiert?«
    »Ich habe bei einem Football-Spiel mit den Jugendlichen einen Ellbogen ins Auge gekriegt. Ein Unfall. Aber es hat mörderisch wehgetan.«
    »Versuchen Sie es mit Hamamelis. Das nehme ich immer bei Beulen.«
    Dr. Collins lächelte zwar, hatte aber offenbar genug von mir, denn er wandte sich zu Black um und achtete nicht mehr auf mich. Allerdings war er so gütig, ein Buch für uns zu signieren. Es war ein anderes als das, was ich bereits hatte. Sein Foto prangte auf dem Einband. Anschließend führten die beiden noch ein angeregtes Gespräch über psychosomatische Krankheiten, das so spannend war, dass mir beinahe die Augen zufielen. Black ist zwar ein wundervoller Mann, doch Seelenklempnersprech ist etwa so aufregend wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Deshalb beobachtete ich Collins’ Gesicht, während er redete. Obwohl er den Eindruck eines offenen Menschen machte, traute ich ihm nicht über den Weg. Immer wieder warf er mir Blicke zu und lächelte grundlos, was in mir Beklommenheit, ja, sogar Argwohn auslöste. Ich glaubte nicht, dass er mit mir flirten wollte, nicht in Gegenwart von Black. Vielleicht lag es also nur daran, dass ich ein Stück frittierten Barsch zwischen den Schneidezähnen hatte.
    Kurz darauf verabschiedete Collins sich hastig von uns, und zwar mit gutem Grund. Sobald in den Theatern die Abendvorstellungen endeten, war auf Bransons Straßen die Hölle los. Wenn er seinen Flieger noch erwischte, hatte er wirklich Glück gehabt.
    »Du hättest ihm anbieten sollen, ihn mit dem Hubschrauber zum Flughafen zu bringen«, meinte ich zu Black, während wir in einen der stromlinienförmigen, blitzblanken Aufzüge stiegen und uns lautlos in die oberste Etage tragen ließen.
    »Ich habe Besseres zu tun, als diesen Kerl herumzuchauffieren.«
    Das klang sehr vielversprechend. Und sobald die Tür der VIP-Präsidentensuite im Penthouse hinter uns ins Schloss fiel, zeigte er mir, welche besseren Dinge ihm im Einzelnen vorschwebten. Black schlüpfte aus seiner dünnen schwarzen Jacke, zog mir die Sweatjacke aus, nahm mir das Schulterhalfter ab und streifte mir das Polohemd über den Kopf, als hätte er jede Menge Übung darin. Die er auch hatte.
    »Nicht so hastig, mein Junge. Wir haben die ganze Nacht.«
    »Du hättest mir den Kaffee nicht geben sollen. Jetzt bin ich nicht mehr zu halten.«
    Das brachte mich ebenso zum Schmunzeln wie die Art, in der er mich in Sekundenschnelle von meinem BH befreite. Ich half ihm, die niedliche kleine .38er mit dem verkürzten Lauf von

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