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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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er überrascht, doch dieser Ausdruck wurde rasch von Erleichterung abgelöst. Dann lächelte er. Ihm war bekannt, wie schwer ich seit Zacks Tod die Gegenwart kleiner Kinder ertrug, und er hatte versucht, mir darüber hinwegzuhelfen. Bis jetzt nicht sehr erfolgreich.
    »Gut, das ist wirklich sehr gut, Claire. War es ihre Idee oder deine?«, fragte er.
    »Ihre. Sie ist einfach zu mir gekommen und mir auf den Schoß geklettert.«
    »Und es hat dir nichts ausgemacht?«
    »Anfangs war ich nur erstaunt, dass sie es überhaupt getan hat. Und dann, nein, und das war das Unerwartete. Ich weiß nicht. Wahrscheinlich meine ich damit, dass es nicht so schlimm war, wie ich glaubte.«
    Er nickte, immer noch lächelnd, und wirkte sehr zufrieden. »Das ist ein Durchbruch für dich.«
    Auf diesen Gedanken war ich auch schon gekommen. Seit Zacharys Tod war allein der Gedanke, ein Baby oder Kleinkind zu berühren, die pure Folter für mich, weil in solchen Situationen alles wieder auf mich einstürmte. Dann durchlebte ich noch einmal die schreckliche Nacht, in der ich für immer das Kostbarste auf dieser Welt verloren hatte.
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein. Ich wollte es nur rasch erwähnen.« Da ich mich plötzlich albern, rührselig und bedürftig fühlte, zuckte ich mit den Schultern. »Ich hatte nicht damit gerechnet, und als es passierte, hat es mich ein wenig aus dem Konzept gebracht. Keine Ahnung, warum. Ich wollte es dir einfach erzählen.«
    »Das freut mich. Wenn du jemals über Zach sprechen möchtest, brauchst du es nur zu sagen. Ich bin für dich da, Claire, das weißt du.«
    Es wurde mir zu eng. Ich wollte nicht über meinen toten Sohn reden und bereute schon, das Thema angeschnitten zu haben. Ich wollte auch nicht erwähnen, dass die kleine Lizzie aus heiterem Himmel Zachs Namen ausgesprochen hat. Also wechselte ich zu einem unverfänglicheren Thema. »Gib mir mal die Zeitung und lass mich schauen, ob wir uns eine Vorstellung dieser Akrobaten aus Peking ansehen können, während wir hier sind. Ich möchte mir gern ein Bild von Li Hes Eltern machen, bevor ich sie befrage.«
    Black griff nach der Zeitung und reichte sie mir. Ich blätterte die Seiten nacheinander durch, in der Hoffnung, sie auf der Bühne sehen zu können, ehe ich sie vernahm. Schwachsinn, ich schob nur eine sehr unangenehme Aufgabe vor mir her. Bucks Büro hatte sich noch nicht wegen der Haaranalyse gemeldet. Doch wenn ich es mir genauer überlegte, war es vielleicht besser, wenn ich sie traf, solange sie noch nichts von der Hiobsbotschaft ahnten – nur für den Fall, dass sich das Mädchen im Ofen tatsächlich als Li He entpuppte.
    Möglicherweise geschahen ja doch noch Wunder, und das Mädchen war mit einem geheimnisvollen College-Romeo in ein romantisches Abenteuer aufgebrochen. Nun saßen die beiden Turteltäubchen wie Black und ich in irgendeinem Hotel und genossen die gemeinsame Zeit. Ich kann solche gelegentlichen kleinen Auszeiten nur empfehlen, insbesondere wenn man gerade mitten in schwierigen Ermittlungen steckt. Nicht, dass ich mir häufig eine Auszeit gönne. Außerdem wäre ich ohne die Befragungen, die ich durchführen musste, gar nicht hier gewesen. Jedenfalls fühlte ich mich an diesem Morgen wundervoll, wohlig und ausgeruht und strotzte vor Tatendrang. Black erging es offenbar genauso, wenn man seinem ­zufriedenen Ich-Tarzan-Du-Jane-McKay-Hat-Ausgespielt- Blick glauben konnte. Vermutlich hätte ich mich von seiner besitzergreifenden Art geschmeichelt fühlen sollen, solange er mich nur nicht herumkommandierte, was er ja auch nicht tat.
    Er trank einen Schluck Kaffee und betrachtete mich über den Rand seiner teuren weißen Chateau-Tasse hinweg. »Es gefällt mir, wenn du mir zur Abwechslung mal am Frühstückstisch gegenübersitzt. Unbewaffnet und unter dem Frotteebademantel splitternackt. Der optimale Start in den Tag.«
    »Mir hat er auch gefallen, aber eins kannst du mir glauben: Sobald wir dieses Zimmer verlassen, trage ich die Waffen wieder an der Frau.«
    »Wie schön, Schatz, wenn es dich nur glücklich macht«, erwiderte Black, grinste jedoch dabei, als er mir die Zeitung abnahm und sofort den Veranstaltungskalender fand. Er liest öfter Zeitung als ich und weiß deshalb, wo er suchen muss. »Die chinesischen Akrobaten treten um drei auf. Also können wir uns einen schönen Vormittag gönnen, uns das Mittagessen aufs Zimmer kommen lassen und uns dann die Vorstellung ansehen. Ich rufe die Rezeption an, damit sie uns

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