Das Boese in uns
Ausbruch in Bezug auf Transsexuelle, James' Outing - beides, ob gut oder schlecht, bedeutet Leben, und die häufigen Unbehaglichkeiten des Lebens sind bei weitem der geordneten, friedvollen Ereignislosigkeit des Totseins vorzuziehen.
Kapitel 5
Wir haben ungefähr eine Dreiviertelstunde bis zum Dulles International Airport benötigt. Ein einheimischer Cop, der auf uns gewartet hat, brachte unseren Wagen durch eine Sicherheitsschranke und zeigte uns den Weg zum Flugzeug. Inzwischen ist Mitternacht durch, doch wie alle großen internationalen Flughäfen lebt und atmet der Dulles Airport auch außerhalb gewöhnlicher Uhrzeiten. Während Alan den Wagen zu unserem Ziel lenkt, sehe ich Flugzeuge starten. Sie springen förmlich aus einem Meer von Lichtern in den Nachthimmel hinauf.
Die Maschine, in der Lisa Reid ermordet wurde, wurde in einen Wartungshangar gebracht. Der Hangar ist riesig, eine Halle aus Stahl und Beton - was bedeutet, dass es im Innern kalt ist. Die Außentemperaturen sinken immer weiter, und mir wird bewusst, dass ich nicht für dieses Wetter angezogen bin.
Das Innere des Hangars ist hell erleuchtet. Die späte Stunde und die nackte Zweckmäßigkeit des Baus in Verbindung mit der Kälte erzeugen ein Gefühl von Einsamkeit.
»Schätze, wir fahren einfach rein«, murmelt Alan und tut es auch sogleich.
»Wer ist das?«, fragt Callie, als wir vor der Maschine halten.
Wir werden von einer blonden Frau erwartet, die ich noch nie gesehen habe. Sie ist ungefähr in meinem Alter, und sie trägt eine schwarze Jacke, schwarze weite Hosen und eine weiße Bluse. Ihre Garderobe sieht schlicht aus, doch sie sitzt zu gut, um von der Stange zu sein. Die Frau ist mittelgroß, vielleicht einsfünfund-sechzig, und attraktiv, ohne wirklich schön zu sein. Ihr Gesicht mit den intelligenten blauen Augen ist eine Studie in Ausdrucks-losigkeit.
»Sieht nach Chefetage aus, wenn ihr mich fragt«, murmelt Alan.
Die Frau kommt gleich zu mir, als ich aus dem Wagen steige. »Agentin Barrett?«
»Die bin ich. Und wer sind Sie?«
»Rachel Hinson. Ich arbeite für Director Rathbun.«
»Okay.«
»Sie haben das Flugzeug für maximal vierundzwanzig Stunden«, sagt sie ohne weitere Umschweife. »Bis zum Ablauf dieser Frist wird niemand sonst diesen Hangar betreten. Niemand wird Sie belästigen.« Sie deutet auf einen Rollwagen in der Nähe. »Forensische Ausrüstung, einschließlich Kameras, Beweismittelbeuteln und der Akte, die von der örtlichen Polizei angelegt wurde, ehe wir den Fall übernommen haben. Ich fungiere als Supervisor.«
Ich habe mir bereits gedacht, dass das kommen würde.
»Nein«, sage ich mit freundlicher, doch entschiedener Stimme.
Hinson legt die Stirn in Falten und starrt mich an. »Wie bitte?«
»Ich habe Nein gesagt, Agentin Hinson. Dies ist mein Fall. Meine Ermittlungen. Mein Team und ich sind die Einzigen, die an Bord dieses Flugzeugs gehen werden.«
Sie tritt vor mich hin, ganz nah, und benutzt ihren Größenvorteil bei dem Versuch, mich einzuschüchtern. Es ist ein kluger Schachzug, aber es ist zugleich ein alter Trick, und er lässt mich kalt.
»Ich fürchte, ich muss darauf bestehen«, sagt sie und funkelt mich aus ihren blauen Augen von oben herab an.
Es ist ein ziemlich beeindruckender Anblick, das muss ich ihr lassen.
»Rufen Sie Director Rathbun an«, sage ich.
»Warum?«
»Weil er der Einzige ist, der dieses Problem lösen kann. Es geht hier nicht um Machtspielchen, Hinson. Okay, vielleicht ein klein wenig. Aber die Wahrheit ist, Sie stehen nur im Weg, und Ihre Motive für Ihre Anwesenheit sind eine Ablenkung. Wir können im Augenblick niemanden gebrauchen, der uns bei der Arbeit ständig über die Schulter gafft.«
Sie weicht nicht zurück, verlagert jedoch ihr Gewicht auf das rechte Bein. Ich sehe, dass sie über meine Worte nachdenkt. Sie wägt ihre Befehle, uns im Auge zu behalten, gegen die Frage ab, ob es klug ist, Director Rathbun zu belästigen. Sie ist nicht nervös deswegen; sie denkt bloß nach. Hinson ist es gewöhnt, nach eigenem Ermessen zu handeln.
»Hören Sie«, sage ich, um ihr ein wenig zu helfen. »Sie wissen, dass ich nicht nur hier bin, weil Director Rathbun mich herbefohlen hat.«
»In funktioneller Hinsicht schon.«
»In funktioneller Hinsicht vielleicht, aber nicht in tatsächlicher. Ich bin hier, weil die Frau des Kongressabgeordneten nach mir gefragt hat.«
Ein unmerkliches Lächeln umspielt Hinsons Lippen, ein leichtes Aufweichen ihrer
Weitere Kostenlose Bücher