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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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lakonischen Tonfall. »Also ging ich nach L. A. und wurde Nutte.«
    Ich zucke zusammen bei dieser Enthüllung.
    »Warum?«, frage ich.
    Die großen Augen richten sich auf mich, nageln mich fest. »Buße. Ich hatte meinen Sohn umgebracht. Ich hatte es verdient, zu leiden, und hielt es für einen guten Anfang, wenn ich mich für ein paar Jahre von Fremden für Geld missbrauchen ließ.« Sie stößt ein hässliches, bellendes Lachen aus. »Und wissen Sie, was das Beste daran war? Ein Kerl, den ich in Ohio in den Knast gebracht hatte, kam wieder raus und zog nach L. A. Das Schicksal schickte ihn zu mir! Es hat ihn unheimlich angetörnt, dass ausgerechnet die Polizistin, die ihn in den Knast gebracht hatte, vor ihm auf den Knien war und ihm den Schwanz lutschte.«
    Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte.
    »Aber Sie sind keine Hure mehr«, stellt Alan fest. »Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Die Zeit bleibt nicht stehen, Agent Washington. Die Welt bewegt sich weiter. Es verändert einen Menschen, ob man will oder nicht. Es spielt keine Rolle, wie viel Schmerz man erlitten hat oder wie sehr man sich selbst hasst ... früher oder später geht das Leben weiter, und wenn es nur in ganz kleinen Schritten ist. Ich war es zufrieden, für das zu leiden, was ich Jared angetan hatte. Es war richtig. Doch eines Tages wachte ich auf und hatte den Gedanken, dass es vielleicht genug war.« Sie zuckt die Schultern. »Ich brauchte Hilfe, um mich zu ändern. Ich bin katholisch erzogen, und so fand ich den Weg hierher. Vater Yates tat seine Arbeit, nahm sich meiner an, und ich war keine Hure mehr.«
    Das ist die absolute Kurzfassung, wird mir klar. Es ist eine ziemlich große Lücke zwischen dem Zeitpunkt, an dem sie aufgehört hatte, sich als Strafe für den Tod ihres Sohnes zu prostituieren, und dem, was sie heute ist. Doch diese Frau wird uns nur das erzählen, was sie erzählen will. Sie wird nicht weinen, sie wird nicht rührselig werden oder mit leuchtenden Augen himmelwärts blicken. Vielleicht war sie früher einmal weich und zart wie eine Rose - wer weiß. Sie hat sich im Lauf der Zeit in Stein verwandelt.
    »Wie gut kannten Sie Rosemary?«, fragt Alan.
    Ein leichtes Beben durchläuft ihre steinerne Fassade.
    »Gut. Sehr gut. Wir waren die besten Freundinnen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Das Leben ist manchmal ziemlich gemein.« »Sie haben sich hier kennengelernt?«
    »Ja. Wir haben beide samstags freiwillig in der Gemeinde geholfen. Anderen, die ganz unten waren. Ich war nicht besonders gesprächig. Rosemary horchte mich trotzdem aus. Sie hatte etwas an sich, eine naive Fröhlichkeit, der man schwer widerstehen konnte. Sie wusste, dass alles im Eimer war, und konnte trotzdem nicht anders, als darüber zu lachen. Dass sie immer nach einem Grund gesucht hat, fröhlich zu sein, zog mich zu ihr hin.«
    Irgendetwas in ihrem Gesicht oder dem Klang ihrer Stimme, als sie über die Tote spricht, bringt mich zu meiner nächsten Frage.
    »Hatten Sie eine Beziehung?« Andrea verengt die Augen, seufzt.
    »Kurze Zeit. Es ging mir nicht um Sex. Ich wollte nur mit jemandem zusammen sein. Und ich mochte Rosemary. Wir beendeten es im Guten. Ich stehe nicht auf Frauen, genauso wenig wie Rosemary auf Frauen stand. Wir ließen den Sex sein und blieben bei der Liebe. Es funktionierte.«
    »Ich verstehe«, sagt Alan. Er nähert sich behutsam der Frage, die uns wirklich interessiert. »Andrea, können Sie uns irgendetwas berichten, von dem Sie meinen, es könnte uns weiterhelfen? Haben Sie irgendjemanden bemerkt, der ein übertriebenes Interesse an Rosemary gezeigt hat? Jemand Neues, der für die Kirche arbeitet? Irgendetwas?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Ich habe mir das Hirn zermartert, glauben Sie mir. Als ich erfuhr, das Rosemary ermordet worden war, bin ich durchgedreht. Nicht dass ich geweint hätte - Tränen vergieße ich schon lange nicht mehr -, aber ich habe mein Zimmer verwüstet. Seitdem habe ich an kaum etwas anderes gedacht. Wissen Sie, Rosemary hielt sich selbst an einer sehr straffen Leine. Sie war süchtig aufs Ficken. Ich sage nicht, sie war sexsüchtig, denn das würde es nicht treffen. Sie liebte es bloß, sich vögeln zu lassen. Je erniedrigender, desto besser. Sie behielt die Dinge unter Kontrolle, indem sie sich an einen strengen Tagesablauf hielt, von dem sie niemals abwich. Sie stand auf, machte ihre Übungen, ging arbeiten, kam hierher. Das war im Wesentlichen alles ... bis auf die Zeit, die sie mit mir

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