Das Bourne-Attentat
Bett erworben. Aber ich habe das nie so gesehen.« Er legte seinen schockierten Ausdruck ab, und das alte schlaue Funkeln kehrte in seine Augen zurück.
»Wo ist das Päckchen?«, fragte sie. »Ist es in Sicherheit?«
»Ich habe es heute Abend an Heinrich übergeben – beim Kartenspiel.«
»Ist er schon nach München aufgebrochen?«
»Warum zum Teufel sollte er auch nur eine Minute länger hierbleiben, als er muss? Er hasst die Gegend hier. Ich nehme an, er ist schon nach Istanbul gefahren, um den Flieger am frühen Abend zu erreichen.« Er kniff etwas argwöhnisch die Augen zusammen. »Warum willst du das wissen?«
Er stieß einen überraschten Laut aus, als Arkadin plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte. Haydar blickte verdutzt zwischen Arkadin und Devra hin und her. »Was soll das? Ich hab doch gesehen, wie du ihn erstochen hast.«
»Du hast gesehen, was wir wollten, dass du siehst.« Arkadin gab Devra seine Pistole, und sie jagte Haydar eine Kugel zwischen die Augen.
Sie wandte sich Arkadin zu und gab ihm die Waffe zurück. Ihre Stimme klang trotzig, als sie zu ihm sagte: »War das Beweis genug?«
Bourne checkte als Fjodor Iljanowitsch Popow in das Metropolja Hotel ein. Der Nachtportier zuckte nicht mit der Wimper, als er Gala sah, und verlangte auch keinen Ausweis von ihr. Popows Ausweis genügte ihm. Die Lobby mit ihren vergoldeten Wandleuchtern und glitzernden Kristallleuchtern erinnerte an die Zeit der Zaren – offenbar in bewusster Abkehr von der sowjetischen Einheitsarchitektur.
Sie nahmen einen der mit Seide ausgeschlagenen Aufzüge und fuhren in den siebzehnten Stock hinauf. Bourne öffnete die Tür zu ihrem Zimmer mit einer codierten Plastikkarte. Er sah sich zuerst gründlich um, ehe er sie eintreten ließ. Sie schlüpfte aus ihrer Pelzjacke. Als sie sich aufs Bett setzte, rutschte ihr Minirock noch höher, was ihr jedoch nichts auszumachen schien.
Gala beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sagte: »Danke, dass du mich gerettet hast. Aber um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«
Bourne zog den Sessel unter dem Tisch hervor und setzte sich ihr gegenüber. »Als Erstes musst du mir sagen, ob du weißt, wo Arkadin ist.«
Gala starrte auf den Teppich zwischen ihren Füßen hinunter. Sie rieb sich die Arme, als würde sie frieren, obwohl es recht warm im Zimmer war.
»Also gut«, sagte Bourne, »reden wir von etwas anderem. Weißt du irgendetwas über die Schwarze Legion?«
Sie hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Also, das ist merkwürdig, dass du sie erwähnst.«
»Warum?«
»Leonid hat davon gesprochen.«
»Gehört Arkadin auch zu der Gruppe?«
Gala schnaubte verächtlich. »Du machst wohl Witze! Nein, er hat sie nur hin und wieder erwähnt, wenn er zu Iwan ging.«
»Und wer ist Iwan?«
»Iwan Wolkin. Er ist ein alter Freund von Leonid. Er war früher bei der Mafia. Leonid hat mir gesagt, dass ihn die Bosse manchmal um Rat fragen, deshalb kennt er alle wichtigen Leute. Heute ist er so was wie ein Historiker der Unterwelt. Jedenfalls ist Leonid oft zu ihm gegangen.«
Bournes Interesse war geweckt. »Kannst du mich zu ihm bringen?«
»Warum nicht? Er ist eine Nachteule. Leonid hat ihn immer sehr spät besucht.« Gala suchte in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Sie scrollte durch ihr Telefonbuch und wählte Wolkins Nummer.
Sie sprach einige Minuten, dann beendete sie das Gespräch und nickte. »Wir können in einer Stunde zu ihm kommen.«
»Gut.«
Sie runzelte die Stirn und steckte das Handy in die Handtasche. »Wenn du denkst, dass Iwan weiß, wo Leonid ist, dann irrst du dich. Leonid hat niemandem gesagt, wo er hingeht, nicht einmal mir.«
»Du musst diesen Mann sehr lieben.«
»Das tu ich.«
»Liebt er dich?«
Als sie sich ihm wieder zuwandte, hatte sie Tränen in den Augen. »Ja, er liebt mich.«
»Hast du deshalb Geld genommen, um Pjotr auszuspionieren? Und bist du deshalb heute Abend mit diesem Mann ausgegangen?«
»Herrgott, das ist doch alles unwichtig.«
Bourne beugte sich vor. »Das verstehe ich nicht. Warum ist das unwichtig?«
Gala sah ihn lange an. »Was ist nur los mit dir? Verstehst du denn gar nichts von Liebe?« Eine Träne lief ihr über die Wange. »Wenn ich etwas für Geld mache, dann deshalb, weil ich davon lebe. Was ich mit meinem Körper mache, hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe ist einzig und allein eine Sache des Herzens. Mein Herz gehört Leonid Danilowitsch. Und diese Liebe ist rein, sie ist mir heilig.
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