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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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um sie herum wurde wieder in ein gespenstisches bläuliches Licht getaucht.
    »In solchen Momenten vermisse ich meinen Amerikaner«, sagte Devra nachdenklich, den Kopf zurückgelehnt. »Er kam aus Kalifornien. Seine Geschichten über das Surfen habe ich besonders geliebt. Mein Gott, was für ein seltsamer Sport. Den gibt es nur in Amerika, oder? Ich habe mir oft gedacht, wie schön es wäre, in einem Land zu leben, wo immer die Sonne scheint, wo man im Cabrio über den Highway fahren kann und schwimmen gehen kann, wann immer man Lust hat.«
    »Der amerikanische Traum«, sagte Arkadin säuerlich.
    Sie seufzte. »Ich hätte mir so gewünscht, dass er mich mitnimmt, als er zurückging.«
    »Mein Freund Mischa wollte auch, dass ich ihn mitnehme«, sagte Arkadin, »aber das ist schon lange her.«
    Devra wandte sich ihm zu. »Wohin bist du gegangen?«
    »Nach Amerika.« Er lachte kurz auf. »Aber nicht nach Kalifornien. Mischa war das egal; er war verrückt nach Amerika. Genau darum habe ich ihn nicht mitgenommen. Wenn man irgendwohin fährt, um eine Arbeit zu machen, und sich in den Ort verliebt, dann will man nicht mehr arbeiten.« Er hielt kurz inne und konzentrierte sich darauf, den Wagen durch eine Haarnadelkurve zu manövrieren. »Aber das habe ich ihm natürlich nicht gesagt«, fuhr er fort. »Ich könnte Mischa nie so wehtun. Wir sind beide in den Slums aufgewachsen. Ein verdammt hartes Leben ist das. Ich wurde so oft verprügelt, dass ich gar nicht mehr mitgezählt habe. Dann lernte ich Mischa kennen. Er war größer und kräftiger als ich, aber das war nicht das Entscheidende. Er brachte mir bei, wie man mit einem Messer umgeht – nicht nur, wie man zusticht, sondern auch, wie man es wirft. Dann brachte er mich zu einem Typen, den er kannte. Ein magerer kleiner Mann, der kein Gramm Fett am Leib hatte. Doch im Handumdrehen hatte er mich am Boden, und das tat so weh, dass mir die Tränen kamen. Himmel, ich bekam überhaupt keine Luft mehr. Mischa fragte mich, ob ich das auch gern lernen würde, und ich sagte: Scheiße, wo kann ich mich anmelden?«
    Die Scheinwerfer eines Lastwagens kamen auf sie zu und strahlten sie so grell an, dass sie für einen Moment völlig blind waren. Arkadin stieg auf die Bremse, bis der Laster an ihnen vorbei war.
    »Mischa ist mein bester Freund, wirklich«, fuhr er fort. »Ich weiß gar nicht, was ich ohne ihn täte.«
    »Lerne ich ihn kennen, wenn du mit mir nach Moskau fährst?«
    »Er ist jetzt in Amerika«, antwortete Arkadin. »Aber ich nehme dich mit in seine Wohnung; ich bin immer dort, wenn ich in der Stadt bin. Sie liegt am Frunzenskaja-Ufer. Von seinem Wohnzimmer aus sieht man in den Gorki-Park. Die Aussicht ist wirklich schön.« Er dachte flüchtig an Gala, die immer noch in der Wohnung war. Er wusste schon, wie er sie loswerden würde; das war kein Problem.
    »Das wird mir sicher gefallen«, sagte Devra. Sie war erleichtert, ihn über sich sprechen zu hören. Von seiner gesprächigen Stimmung ermutigt, fragte sie: »Was für eine Arbeit hast du denn in Amerika gemacht?«
    Und in diesem Augenblick kippte seine Stimmung. Er stieg auf die Bremse und hielt den Wagen an. »Du fährst«, sagte er knapp.
    Devra hatte sich inzwischen an seine jähen Stimmungsschwankungen gewöhnt, doch sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er um den Wagen herumging. Sie wechselte auf den Fahrersitz. Er knallte die Beifahrertür zu, und sie fuhr los und fragte sich, womit sie nun schon wieder seinen empfindlichen Nerv getroffen hatte.
    Sie folgten der Straße, die den Berg hinunterführte.
    »Wir sind bald unten«, sagte sie, um das bedrückende Schweigen zu beenden. »Ich kann’s gar nicht erwarten, in ein warmes Bett zu kommen.«
    Es kam zwangsläufig irgendwann der Moment, in dem Arkadin bei Marlene die Initiative ergriff. Es geschah, als sie schlief. Er schlich über den Flur zu ihrer Tür. Es war ein Kinderspiel für ihn, das Schloss mit dem Draht aufzubrechen, der den Korken der Champagnerflasche festhielt, die Ikupow ihnen zum Abendessen serviert hatte. Als Muslim hatte Ikupow den Champagner natürlich nicht angerührt, aber Arkadin und Marlene mussten sich diesbezüglich nicht zurückhalten. Arkadin hatte die Flasche geöffnet und dabei den Draht verschwinden lassen.
    Das Zimmer roch nach ihr – nach Zitronen und Moschus, eine Kombination, die ein Kribbeln in seinen Lenden verursachte. Der Vollmond stand tief über dem Horizont. Es sah aus, als würde ihn Gott in seinen Händen

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