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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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blutigen Tod des Minotaurus erzählt. Gemeinsam hatten sie ein reales Labyrinth betreten, gemeinsam hatten sie triumphiert. Im Fieber dieser kostbaren neuen Erinnerungen wurde ihr nie bewusst, dass sie sich damit in eine westliche Sage hineinversetzte, dass sie sich durch ihre Bindung an Stepan Spalko vom Islam entfernt hatte, von dem Glauben, der sie wie eine zweite Mutter genährt und umhegt hatte, der in den dunklen Tagen der russischen Besatzung ihr Beistand und einziger Trost gewesen war. Auf die Idee, ihr altes Leben hinter sich lassen zu müssen, um ein neues beginnen zu können, war sie nie gekommen. Und selbst wenn sie darauf gekommen wäre, hätte sie sich mit ihrem angeborenen Zynismus wahrscheinlich nicht anders entschieden.
    Sinas Wissen und Geschick sorgten dafür, dass die Männer des Teams, die auf dem im Dämmerlicht liegenden Flughafen Keflavik ankamen, glatt rasiert waren, westliche Haarschnitte hatten und dunkle Geschäftsanzüge mit europäischem Schnitt trugen, in denen sie so farblos wirkten, dass sie buchstäblich anonym waren. Die Frauen mussten auf den traditionellen hidschab , der Gesicht und Körper bedeckt, verzichten. Ihre nackten Gesichter waren wie bei Westeuropäerinnen dezent geschminkt, und sie waren nach der neuesten Pariser Mode gekleidet. Die Passkontrolle passierten sie ohne Schwierigkeiten mit den gefälschten französischen Reisepässen, mit denen Spalko sie ausgestattet hatte.
    Auf Arsenows Befehl achteten sie jetzt darauf, nur noch Isländisch zu sprechen, selbst wenn keine Fremden zugegen waren. Bei einem Autoverleih auf dem Flughafen mietete Arsenow eine Limousine und drei Vans für das aus sechs Männern und vier Frauen bestehende
    Team. Während Arsenow und Sina mit der Limousine
    nach Reykjavik fuhren, überführten die restlichen Teammitglieder die Vans in das südlich von Reykjavik gelegene Hafenstädtchen Hafnarfjördur, den ältesten Handelshafen Islands, wo Spalko ein großes Holzhaus auf einer Felsklippe über dem Hafen gemietet hatte. Das malerische Städtchen mit seinen bunten Holzhäusern war zum Land hin von erstarrten Lavaströmen abgeriegelt und voller Nebel, sodass man das Gefühl hatte, hier sei die Zeit stehen geblieben. Zwischen den bunt gestrichenen Fischerbooten, die zusammengedrängt im Hafen lagen, konnte man sich leicht vorstellen, hier lägen mit Schilden behängte Langboote von Wikingern, die sich auf ihren nächsten blutigen Raubzug vorbereiteten.
    Arsenow und Sina fuhren durch Reykjavik, machten sich mit Straßen vertraut, die sie bisher nur vom Stadtplan kannten, und verschafften sich einen Eindruck von der Fahrweise der Einheimischen. Die Großstadt lag malerisch auf einer Halbinsel, sodass von fast jedem Punkt aus entweder verschneite Berggipfel oder der grimmige blauschwarze Nordatlantik zu sehen war. Die Insel selbst war durch eine Verschiebung tektonischer Platten entstanden, als die Landmassen Amerikas und Eurasiens auseinander gedriftet waren. Weil die Insel relativ jung war, war die Erdkruste hier dünner als auf den umliegenden Kontinenten, was die bemerkenswerte Häufigkeit von geothermischer Aktivität erklärte, die zur Heizung isländischer Häuser diente. Die gesamte Hauptstadt hing an der Heißwasserleitung von Reykjavik Energy.
    In der Innenstadt kamen sie an der modernen, eigenartig beunruhigenden Hallgrimskikja vorbei, die wie ein Raumschiff aus einem Science-Fiction-Roman aussah.
    Diese Kirche war das bei weitem höchste Bauwerk in einer Großstadt ohne Hochhäuser. Sie fanden das Gebäude des Gesundheitsdiensts und fuhren von dort aus zum Hotel Oskjuhlid weiter.
    »Bist du sicher, dass sie diese Route benützen werden?«, fragte Sina.
    »Absolut«, sagte Arsenow nickend. »Sie ist der kürzeste Weg, und sie werden möglichst schnell ins Hotel wollen.«
    Entlang der Peripherie des Hotels wimmelte es von amerikanischen, russischen und arabischen Sicherheitsbeamten.
    »Sie haben das Hotel in eine Festung verwandelt«, stellte Sina fest.
    »Genau wie die Fotos des Scheichs uns gezeigt haben«, bestätigte Arsenow mit schwachem Lächeln. »Wie viele Leute sie aufbieten, macht für uns keinen Unterschied.«
    Sie parkten und gingen von Geschäft zu Geschäft, um ihre Einkäufe zu machen. Arsenow hatte sich in dem Stahlkokon ihres Leihwagens entschieden wohler gefühlt.
    Er war sich der Fremdheit peinlich bewusst, als sie sich durch die Menge bewegten. Wie anders diese schlanken, hellhäutigen, blauäugigen Menschen waren! Mit

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