Das Brandhaus - Roman
zögern das Jawort. Sie war zehn Jahre jünger als ihr zukünftiger Mann. Vielleicht hielt sie Elof für etabliert, aber gleichzeitig auch aufregend und etwas geheimnisvoll. Später sagte sie aus, er hätte mehrmals bekundet, mit Geheimaufträgen der Polizei betraut zu sein, über die er sich nicht äu ßern dürfe.
Sie heirateten Ostern 1941 und zogen nach Stockholm. Elof hatte die weitere Überwachung in Göteborg an lokale Kräfte abgegeben. Das Überwachungsamt brauchte ihn vor Ort.
Es gelang ihnen, eine kleine Hinterhauswohnung an der Hornsgatan zu ergattern, ein Zimmer mit Kochnische. Die Toilette auf dem Treppenabsatz teilten sie sich mit zwei weiteren Familien auf demselben Stockwerk. Die Wohnung war dunkel, da sie in der ersten Etage zum Hof lag. Marianne hatte eine Arbeit an einer Schule bekommen, zu der sie von der Wohnung aus zu Fuß gehen konnte. Es gefiel ihr nicht recht in der Hauptstadt, da sie außer Elof niemanden kannte. Dieser war oft in geheimer Mission unterwegs, sowohl tagsüber als auch nachts. Bis zu Elofs Familie in Katrineholm war es recht weit, und dorthin fuhren sie während ihrer kurzen Ehe nur zwei Mal. Obwohl sie sich mit ihren Kolleginnen an der Schule gut verstand, fühlte sie sich einsam und litt an Heimweh.
Ende Juli merkte Marianne, dass sie schwanger war. Erst da wagte sie es, sich über den schlechten Standard der Wohnung zu beklagen. Elof wurde wütend, und sie wagte es nicht, das Thema erneut anzusprechen. Deswegen staunte sie nicht schlecht, als er plötzlich am Abend des 16. September sagte: »Glaub mir, Liebling, wir werden uns bald eine größere und bessere Wohnung leisten.« Über ihr Erstaunen, das rasch in
Entzücken überging, lachte er. Sie standen an der Haustür, und Elof hatte sich gerade seinen Mantel angezogen. Es war Zeit, sich wieder einmal in geheimer Mission aufzumachen. Das hatte er zwar nicht so deutlich gesagt, aber Marianne fragte ihn auch schon gar nicht mehr, wohin er auf dem Weg sei. Mit einer beiläufigen Handbewegung hatte er sich seinen Hut in die Stirn gezogen und gemeint: »Sie nennen sich das Netz. Das Netz! Hast du so etwas Lächerliches schon mal gehört? Dieses eklige Schwein soll jetzt in seinem eigenen Netz zappeln!« Mit diesen Worten öffnete er die Haustür und verschwand in der regnerischen und windigen Nacht. Das war das letzte Mal, dass sie ihn lebend sah.
Ein Nachbar schlug um 22.54 Uhr Alarm. Er hatte sein Schlafzimmerfenster im ersten Stockwerk auf die Hornsgatan. Einige Minuten zuvor hatte er vor seinem Fenster mehrere Schüsse gehört. Der Anrufer war ein älterer Herr und wagte es nicht, auf die Straße zu gehen oder das Fenster zu öffnen, um selbst nachzusehen, was vorgefallen war. Die Streife traf acht Minuten später ein. Die beiden Beamten fanden einen blut überströmten Mann in der Toreinfahrt, der ganz offensichtlich tot war. Eine Kugel hatte ihn in der Stirn getroffen und eine weitere in der Brust. Der ältere Mann wagte es erst, seine Wohnung zu verlassen, als die Polizisten eingetroffen waren. Er glaubte, dass es sich bei dem Toten um Herrn Persson handelte, der in einer der Wohnungen im Hinterhaus wohnte. Die Polizisten klopften dort an. Marianne wollte gerade zu Bett gehen, war aber noch nicht unter die Decke geschlüpft. Sie zog sich einen Mantel über den Morgenrock und folgte den Beamten in die Tordurchfahrt. Dort identifizierte sie den Toten als ihren Ehemann Elof Persson. Anschließend brach sie zusammen und wurde ins Krankenhaus Sabbatsberg gebracht.
Bereits in derselben Nacht auf den 17. November leiteten der Allgemeine Sicherheitsdienst und die Kriminalpolizei die Ermittlungen ein. Sie fanden keine Mordwaffe am Tatort. Der Mörder musste sie mitgenommen haben. Einige weitere Nachbarn, die die Schüsse ebenfalls gehört hatten, meldeten sich.
Keiner hatte den Täter gesehen, obwohl einige in die Dunkelheit gespäht hatten. Die Straßenlaternen hatten nicht gebrannt, da Verdunkelung angeordnet war. Der Mörder war im Schutz der Nacht und des Regens entkommen.
Am Vormittag des 17. September kam es zur Katastrophe auf dem Hårsfjärden. Drei der vier Schiffe der Zerstörerflottille waren am Kai vertäut gewesen. Die scharfen Torpedos im Heck des Zerstörers Göteborg waren explodiert, worauf es auf dem Zerstörer Klas Horn zu ähnlichen Detonationen kam. Der Zerstörer Klas Uggla wurde von brennendem Öl in Brand gesetzt. Alle Schiffe sanken, 33 Mann fanden den Tod, und 17 wurden verletzt. Die Katastrophe
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