Das Brandhaus - Roman
wäre noch größer gewesen, wenn nicht ein Großteil der Besatzung Landgang gehabt hätte. Trotzdem war es das schlimmste Unglück in schwedischen Gewässern während des ganzen Krieges.
Eine der umfangreichsten Sabotageermittlungen des Sicherheitsdienstes während des Zweiten Weltkriegs begann sofort. Alle Ressourcen wurden eingesetzt. Der Sicherheitsdienst arbeitete mit der Admiralität zusammen. Anfänglich deutete viel darauf hin, dass ein schwedisches Flugzeug während einer Übung versehentlich eine Bombe abgeworfen und mit dieser eines der Kriegsschiffe getroffen hatte. Aber es gab auch andere Theorien. Die Ursache des Unglücks wurde nie ermittelt.
Die Ermittlung des Mordes an Elof Persson geriet über der Hårsfjärden-Katastrophe fast in Vergessenheit. Der Mord wurde nie aufgeklärt.
Marianne Persson kehrte kurz nach der Beerdigung nach Göteborg zurück. Im März 1942 kam ihr Sohn Mats zur Welt. Sie wohnten in der Majorsgatan, einer der Querstraßen der Linnégatan. Marianne fand eine Stelle an der Nordhemskola, an der dann später auch Mats eingeschult wurde. Mats war ein lieber und stiller Junge und gut in Mathe. Nach seinem Abitur am Levgrenska Gymnasium studierte er an der Handelshochschule. Während des Studiums lernte er Barbro kennen, die Krankengymnastin wurde. Sie heirateten 1969. Im Jahr darauf kam ihr Sohn Peter zur Welt, drei Jahre später die Tochter
Anna. Die Familie zog in ein neues Einfamilienhaus in Påvelund. Mats arbeitete bei einer großen Buchhaltungsfirma, und es schien ihm gutzugehen.
Seine Mutter Marianne heiratete nicht wieder. Bis zu ihrer Pensionierung 1982 arbeitete sie als Lehrerin. Im Jahr darauf erlitt sie kurz vor Weihnachten einen schweren Schlaganfall und starb einige Tage später.
Nach der Beerdigung räumte Mats ihre Wohnung und ihren Speicher aus, ohne etwas zu sortieren oder wegzuwerfen. Die größten Möbel verkaufte er jedoch über eine Auktionsfirma, den Rest der Sachen brachte er mit einem gemieteten Lieferwagen zu sich nach Hause. Er verbannte den Volvo der Familie aus der Garage und brachte dort alle übrigen Möbel seiner Mutter unter. Kartons und Taschen brachte er in den Keller. Als all das getan war, erlitt er einen Zusammenbruch.
Wegen schwerer Depressionen wurde er einen Monat lang im Lillhagens Krankenhaus stationär behandelt. Anschlie ßend blieb er krankgeschrieben. Er konnte nicht mehr arbeiten. Barbro sorgte dafür, dass er mit einer Gesprächstherapie begann.
Die Therapeutin schlug vor, dass er sich näher mit dem Leben seines Vaters beschäftigen solle. Sie war der Meinung, dass seine Depressionen mit der Trauer darüber zusammenhängen könnten, dass er seinen Vater nie kennengelernt hatte. Diese Trauer sei beim Tod seiner Mutter aufgebrochen. Mats begann, die Unterlagen seiner Mutter durchzusehen. Lustlos und ohne größere Hoffnung, etwas über seinen Vater zu finden, schaute er die Kartons durch.
Im Spätsommer 1983 verbrachte er dann immer mehr Zeit im Keller. Manchmal nahm er Material mit nach oben und verbarrikadierte sich damit in seinem Arbeitszimmer. Laut Barbro war er wie besessen. Die Polizisten, die nach seinem Verschwinden die Ermittlungen aufnahmen, unterhielten sich mit seinen Kindern, die ebenfalls berichteten, er sei von seinen Nachforschungen vollkommen besessen gewesen.
Ende Oktober ließ Mats etwas von einem Durchbruch verlauten.
Die Beantwortung der letzten offenen Frage sei jetzt in Reichweite. Als Barbro ihn bat, sich doch deutlicher auszudrücken, lächelte er jedoch nur geheimnisvoll und sagte: »Das unterliegt immer noch alles der Geheimhaltung. Ich brauche erst die Genehmigung der Sicherheitspolizei.« Die Polizei hatte jedoch nichts gefunden, was darauf hindeutete, dass Mats Persson Kontakt zur Sicherheitspolizei aufgenommen hatte, und die Sicherheitspolizei behauptete, keinerlei Kontakt zu dem Verschwundenen gehabt zu haben. Mit dieser Reaktion war allerdings zu rechnen gewesen. Angesichts der Tatsache, dass die Sicherheitspolizei aber kooperierte und einige Akten der Ermittlung von 1941 herausrückte, hatte die Polizei dieser Auskunft jedoch Glauben geschenkt.
Hatte sich Mats etwas zusammengesponnen? Vielleicht hatte er ja an Verfolgungswahn gelitten? Das Einzige, was darauf schließen ließ, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war, war der Umstand, dass Mats während der Nachforschungen über das Leben und Sterben seines Vaters verschwunden war.
Am Abend des 9. November 1983 hatte Mats noch
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