Das Brandhaus - Roman
mehr abgehoben worden, deswegen war man recht bald zu dem Schluss gelangt, er sei tot. Seine Angehörigen hatten zwar nicht bemerkt, dass seine Depression zugenommen hatte, aber man kam dann trotzdem zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich Selbstmord begangen hatte. Es hatte keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Diese Hinweise gab es erst, als am ersten schönen Maientag des Jahres 2008 seine Leiche eingemauert in einen Schornstein in einem von einem Feuer zerstörten alten Haus aufgefunden worden war.
Umgebracht mit drei Schüssen, wie sein Vater 42 Jahre zuvor auch.
Sven Andersson fand die drei Kugeln, die Elof Persson getötet hatten, in einer kleinen Blechschachtel in einem der Pappkartons. Laut der ballistischen Untersuchung Kaliber 7,62 mm. Andersson war erstaunt. Er las den Bericht dreimal durch und bat dann seinen einzigen Kollegen, ihn ebenfalls anzusehen. Leif Fryxender streckte die Hand nach dem Papier aus und hielt es sich dann direkt vor die Nase, um besser lesen zu können.
Langsam ließ er es sinken, und ihre Blicke begegneten sich über den oberen Rand des Blatts hinweg.
»Das ist unmöglich!«, rief Andersson.
»Allerdings. Aber wir müssen es trotzdem überprüfen.«
Bedächtig kehrte Fryxander an seinen eigenen Schreibtisch zurück. Er griff zum Telefonhörer und wählte.
»Hallo. Hier ist Fryxender. Ich schicke euch zwei Tüten mit Pistolenkugeln. Je drei. Plus ein altes Schießeisen. Eine Tokarev... ja, genau die. Wir hätten gerne so schnell wie möglich gewusst, ob alle sechs Kugeln mit derselben Pistole abgefeuert wurden... ja, schnellstmöglich. Danke!«
Fryxender hatte sich persönlich runter ins Labor begeben, um die Kugeln und die Pistole dort abzugeben. Anschließend konnten sie nur abwarten.
Dann kam das Ergebnis: Alle sechs Kugeln waren mit derselben alten Tokarev abgefeuert worden.
Die beiden übriggebliebenen Ermittler der Cold-Cases-Gruppe hatten sich einen Kaffee und eine in Plastikfolie eingeschweißte Zimtschnecke aus der Kantine geholt. Anderssons war für Diabetiker und wirkte kleiner und trockener als die seines Kollegen. Als Leif Fryxender auf Play drückte, ertönte Tommy Perssons Stimme aus dem kleinen Kassettenrekorder.
»... ist stellvertretender Kriminalkommissar Tommy Persson. Heute ist Montag, der 12. Mai 2008. Sind Sie damit einverstanden, dass ich dieses Gespräch auf Band aufnehme?«
»Natürlich... kein Problem. Mir ist klar, dass es schwierig sein kann, alles mitzuschreiben. Womit sollen wir anfangen?«
»Wir können mit Ihrem Namen und Ihrem Geburtsdatum beginnen.«
»Barbro Linnea Persson-Melander, geboren am 3. Juli 1945. Ich werde also im Sommer 63 Jahre alt.«
»Leider müssen wir noch einmal alles durchgehen, was geschah, ehe Ihr Ehemann... Ihr damaliger Ehemann, verschwand. Damals wurde nach einem Vermissten gesucht. Heute wissen wir, dass er ermordet wurde.«
(Stille.)
»Ermordet... das klingt unglaublich! Wer hätte denn einen Grund gehabt, Mats zu ermorden? Er war ein so lieber und … harmloser Mensch. Das ist... ich habe es vermutlich immer noch nicht recht begriffen.«
»Was hatten Sie denn damals für eine Vermutung?«
»Tja... dass er plötzlich vollkommen verwirrt war. Dass er vielleicht sein Gedächtnis verloren hat, herumgeirrt ist... aber nur in den ersten Tagen. Als ich dann eingesehen habe, dass er nicht wiederkommt, da glaubte ich vermutlich an einen Selbstmord. Und irgendwie auch wieder nicht.«
»Warum nicht?«
»Er war nicht deprimiert. Schon eher manisch. Die letzten Tage hatte er sich fast... fieberhaft verhalten.«
»Hatte es den Anschein, als hätte er etwas Wichtiges erfahren oder herausgefunden?«
»Tja... vielleicht mehr, als ob er kurz davor stünde. Er wirkte so... erwartungsvoll. Ich erinnere mich, dass er ruhelos durchs Haus tigerte, wenn ich gegen halb fünf von der Arbeit kam.«
»Und er hat Ihnen nie erzählt, was ihn so sehr bewegte?«
»Nein. Als ich ihn fragte, was los sei, sagte er nur, der Durchbruch stehe kurz bevor, er würde jetzt endlich eine Antwort auf seine letzten Fragen erhalten.«
»Er soll damals auch von der Sicherheitspolizei gesprochen haben?«
»Ich erinnere mich nicht mehr so genau... das liegt alles schon so lange zurück... aber er sagte, das Material unterliege der Geheimhaltung, und er benötige die Genehmigung der Sicherheitspolizei.«
»Die Genehmigung wozu?«
»Keine Ahnung. Ich habe vermutlich nur mit halbem
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