Das Brandhaus - Roman
Ohr zugehört... ich war sein Gerede über seinen Vater und die Spione ziemlich leid.«
»Könnte es sein, dass er vorhatte, jemanden zu treffen?«
»Darüber habe ich auch nachgedacht, seit ich erfahren habe... dass man ihn gefunden hat... wie ist er nur in dieses Haus geraten?«
»Sie kannten niemanden, der dort in der Nähe wohnte?
»Nein.«
(Kurze Stille.)
»Was ist damals eigentlich nach dem Tod seiner Mutter genau passiert?«
»Meine Schwiegermutter ist nach ihrem Schlaganfall nicht mehr zu Bewusstsein gekommen und drei Tagen später gestorben. Mats war sehr stark, als es passierte und auch noch in der Zeit unmittelbar danach. Nach der Beerdigung wollte er ihre Wohnung ausräumen. Eines Tages, als ich nach Hause kam, stand ein gemieteter Lieferwagen vor dem Haus. Mats hatte unseren Keller mit Unmengen Tüten und Kartons vollgestellt. Ich wunderte mich und überlegte, was das zu bedeuten habe. Ich dachte schließlich, er hätte das meiste aussortiert und weggeworfen, aber offenbar hatte er den ganzen Kram einfach nur in Kartons geworfen. Ich war wütend und wollte ihn zur Rede stellen, konnte ihn aber nirgends im Haus finden. Ich erinnere mich noch, wie ich herumrannte und ihn suchte...«
»Wo haben Sie ihn dann gefunden?«
»Im Kinderhäuschen im Garten. In Annas Häuschen. Dort lag er zitternd mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Er war nicht ansprechbar. Schließlich brachte ich ihn mit Hilfe eines Nachbarn ins Haus. Am Tag darauf wurde er in die Psychiatrie eingeliefert.«
»Haben Sie sich die Kartons angesehen, während Mats in der Klinik war?«
»Nein. Dazu fehlte mir die Kraft.«
»Sie ließen sie also einfach dort stehen?«
»Ja.«
»Wann begann er dann, sich mit ihrem Inhalt zu befassen?«
»Das war im August’83. Seine Therapeutin hatte ihm geraten, sich mit den Papieren seines Vaters zu befassen. Nach ein paar wenigen Wochen war er wie besessen.«
»Erzählte er Ihnen, was er gefunden hatte?«
»Er sprach von nichts anderem mehr! Er rief bei den Verwandten seines Vaters in Katrineholm an und schrieb die Familiengeschichte auf. Es existierten Unterlagen über Elofs Dienstjahre... er war zu Anfang Berufssoldat gewesen... Mats setzte sich mit verschiedenen Behörden in Verbindung.«
»Erwähnte er jemals, einem Geheimnis auf der Spur zu sein?«
»Nein. Nur dieses eine Mal, am letzten Tag. Dass er die Genehmigung der Sicherheitspolizei benötige, weil die Unterlagen der Geheimhaltung unterlägen. Dann fuhr er mit dem Bus in die Stadt. Er sagte, er wolle sich nach einem neuen Fotoapparat umsehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er die Stadtbücherei erwähnt hätte. Die Polizei fragte mich nach seinem Verschwinden danach, und ich habe anschließend oft darüber nachgedacht.«
(Kurze Stille.)
»Wann sind Sie aus dem Haus ausgezogen?«
»Als ich’89 mit Frank zusammengezogen bin. Wir haben erst’94 geheiratet. Ich wollte zehn Jahre warten.«
»Aber Mats wurde doch wohl schon vorher für tot erklärt?«
»Natürlich, aber Sie können sich das gar nicht vorstellen … jedes Mal, wenn es klingelte... die Hoffnung... gleichzeitig auch der Schrecken... dass er es sein könnte.«
(Rascheln, diskretes Schnäuzen.)
»Haben Sie noch die Kraft für weitere Fragen?«
»Ja. Kein Problem. Das ist nur die Reaktion auf... die Gewissheit. Wenn Sie wüssten, wie froh ich bin, endlich zu wissen, was passiert ist. Dass wir ihn endlich begraben können. Die Kinder haben ihren Vater zurückerhalten. Sie können endlich ein Grab besuchen. Und ich komme hoffentlich endlich zur Ruhe.«
(Kurze Stille.)
»Was ist mit den Kartons passiert, als Sie aus dem alten Haus ausgezogen sind?«
»Mein Sohn Peter hat damals einige an sich genommen. Er war damals neunzehn und wollte wohl das aufheben, was ihm vielleicht einen Fingerzeig geben könnte. Den Rest haben wir weggeworfen.«
»Hat er die Sachen noch?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nie gefragt, was er damit gemacht hat.«
»Dann danke ich Ihnen sehr, dass Sie sich...«
Sven Andersson drückte auf Stopp.
»Wir müssen den Sohn aufsuchen.«
Leif Fryxender nickte.
»Ich frage mich, was aus den Büchern geworden ist, die er bestellt hatte. Die hatte er schließlich dabei, als er die Bücherei verlassen hat«, meinte er nachdenklich.
Am 22. Juni 1941 griff die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion an, der Überfall trug den Decknamen »Barbarossa«. Finnland sah seine Chance gekommen, die Territorien, die es an die Sowjetunion verloren hatte,
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