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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zurückzugewinnen. Finnland schlug sich in diesem sogenannten Fortsetzungskrieg auf die Seite Deutschlands. Deutschland verlangte daraufhin, die Engelbrechtdivision durch Schweden schicken zu dürfen. Diese Division bestand aus fast 15 000 bewaffneten Soldaten. Im schwedischen Reichstag herrschte große Uneinigkeit darüber, ob man diesem Wunsch der Deutschen nachkommen sollte. Die hitzigen Debatten währten vier Tage und sollten später unter dem Namen »Mittsommerkrise« in die Geschichte eingehen. Ministerpräsident Per Albin Hansson teilte daraufhin mit, dass Gustav V. damit drohe, abzudanken, wenn Deutschland seine Truppen nicht durch Schweden transportieren dürfe. Angesichts dieser Drohung gab der Reichstag nach und gestattete den Transit von Norwegen nach Finnland via Schweden.
    Die Durchreise der Engelbrechtdivision durch Schweden wurde am 12. Juli ohne Zwischenfälle abgeschlossen. Der einzige Vorfall ereignete sich am 19. Juli, also nach Beendigung des Transits. Auf dem Bahnhof von Krylbo explodierte eine Ladung deutscher Munition. Später stellte sich heraus, dass es sich um Sabotage gehandelt hatte.
    Während der gesamten politisch angespannten Zeit tat Elof Persson in Stockholm Dienst. Er gehörte der ersten Abteilung des Sicherheitsdienstes an, diese sollte Leute überwachen, die
man der Zusammenarbeit mit der Sowjetunion verdächtigte. Dazu gehörte Spionageabwehr gegen den zivilen Nachrichtendienst der Sowjetunion NKVD und seine militärische Entsprechung RU. Die Abteilung befasste sich außerdem mit der Komintern und der Tätigkeit der schwedischen Kommunisten. Alle Russen in Stockholm wurden überwacht, da man über ihr Kontaktnetz unterrichtet sein wollte.
    Wenige Minuten vor seiner Ermordung hatte Elof Persson laut seiner Ehefrau Marianne von einem »Netz« gesprochen. Die Ermittler kamen sowohl 1942 als auch 1983 zu dem Schluss, dass Elof Persson von jemandem ermordet worden war, der für die Sowjetunion arbeitete und zu irgendeiner Art Spionagenetzwerk gehörte. Vielleicht war Elof Persson ja zufällig einem Spion auf die Spur gekommen, der viel wichtiger war, als er selbst eingesehen hatte. Den in dem Zusammenhang gefallenen Ausdruck »ekliges Schwein« hatten die Beamten des Sicherheitsdienstes so gedeutet, dass es sich um einen Verräter handeln musste. Also ein Schwede. Aber das war lediglich eine Hypothese, für die es keinerlei Beweise gab.
    Als die Sicherheitspolizei in den Jahren 1983 und 1984 die Akten durchging, die aus dem Jahre 1941 noch vorhanden waren, konnte sie keine von Elof Persson unterzeichneten Rapporte finden, die darauf schließen ließen, er wäre einem unbekannten Spion auf der Spur gewesen. Im Sommer 1941 hatte er vornehmlich das Reisebüro Intourist in Stockholm überwacht. Er hatte hauptsächlich zwei NKVD-Offiziere namens Viktor Starostin und Vasilij Siderenko beschattet, die pro forma bei dem Reisebüro angestellt waren. Sie wurden ständig überwacht, außerdem hörte man ihre Telefone ab. Alle Kontakte wurden genauestens registriert. Und nichts deutete auch nur im Mindesten darauf hin, dass Elof Persson einen persönlichen Kontakt zu den Russen gehabt hatte, genausowenig wie zu anderen Personen, die in den umfangreichen Berichten über die Aktivitäten der NKVD-Offiziere erwähnt wurden.

    Die dezimierte Cold-Cases-Gruppe ging alle alten Papiere aus dem Krieg und aus der Mitte der 80er Jahre durch, die Elof und Mats Persson betrafen. Gewisse Passagen in den Dokumenten hatten sie bereits mehrfach gelesen, jedoch ohne weiterzukommen als ihre Vorgänger 67 beziehungsweise 24 Jahre vor ihnen.
    »Elof muss sein eigenes Süppchen gekocht haben«, stellte Leif Fryxender fest.
    Er nahm seine Brille ab und massierte die tiefen Abdrücke, die diese auf seinem Nasenrücken hinterlassen hatte. Manchmal wünschte er sich, Kontaktlinsen zu tragen. Nicht dass er es nicht versucht hätte: Die ganze Familie war im Badezimmer auf den Knien herumgerutscht und hatte seine Kontaktlinsen gesucht. Schließlich hatten sie eine gefunden. Die andere war verschwunden. Anschließend war Leif zu dem Schluss gekommen, dass Kontaktlinsen nichts für ihn waren. Er musste einfach zu oft blinzeln.
    »Sehr wahrscheinlich«, murmelte Andersson und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.
    Er war diese alten Akten ausgesprochen leid.
    »Um den Mord an Mats Persson aufzuklären, müssen wir also den Mord an seinem Vater aufklären«, meinte Fryxender nachdenklich.
    »Und wie soll uns das gelingen?

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