Das Brandhaus - Roman
immer mehr daran. Das würde erklären,
warum Elof ermordet wurde. Erpresser leben immer gefährlich.«
»Elof hatte vielleicht etwas entdeckt, was Wennerström belastet hätte! Wennerström verfügte sicher über Kontakte, die Elof Persson liquidieren konnten.«
»Sicher. Aber wie gesagt, ich glaube das nicht. Den Leuten vom Sicherheitsdienst gelang es während des ganzen Jahres 1941 nicht, einen Beweis für Spionage zu finden, obwohl sie einen Tipp bekommen hatten. Ich bin immer noch der Meinung, dass Wennerström mit der Sache nichts zu tun hat.«
Leif Fryxenders Theorie ließ sich jedoch nicht von der Hand weisen. Er war Analytiker, und Andersson hatte gelernt, seine Fähigkeit, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, zu respektieren.
»Und die weiteren Unstimmigkeiten?«, wollte Andersson wissen.
»Dieser Teppich«, fuhr Fryxender fort und begann in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch herumzusuchen.
»Der Teppich, in den Persson eingewickelt lag, als er gefunden wurde?«
»Genau.«
»Was ist damit? Der hat uns doch nicht viel weitergeholfen. Er war einfach zu schmutzig.«
Leif Fryxender zog einige Papiere aus einer Klarsichthülle.
»Ich habe den Bericht der Spurensicherung heute Morgen noch einmal gelesen. Es handelt sich um einen echten Perserteppich aus dem Iran, der Anfang des 20. Jahrhunderts geknüpft wurde. Er ist über zwei Meter lang, aber nicht sonderlich breit. Die Maße lassen darauf schließen, dass es sich um einen Läufer handelt, wie sie in Dielen liegen. Jegliches Blut auf dem Teppich stammte vom Mordopfer. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Persson erschossen, als er auf diesem Teppich stand, oder der Mörder legte ihn recht bald nach der Tat darauf ab. Denn es handelt sich um eine große Menge Blut. Mats Persson starb auf diesem Teppich. Man könnte sagen, dass es sich bei dem Teppich um den eigentlichen Tatort handelt.«
Andersson seufzte laut. Das waren sie schon Hunderte von Malen durchgegangen.
Unbeeindruckt von dem demonstrativen Seufzer fuhr Fryxender fort: »Der Teppich war natürlich von dem ganzen Staub, der herabfiel, als der Schornstein einstürzte, stark verschmutzt. Die Burschen von der Spurensicherung haben aber trotzdem noch einiges andere darauf gefunden. Reste von Zigarettenasche, Staub von Textilien, Gartenerde, unzählige Haare verschiedenster Menschen und...«
Er hielt inne und fing Svens Blick auf, bevor er sagte:
»... Katzenhaare! Die Haare einer langhaarigen Katze!«
»Und? Das wissen wir doch schon die ganze Zeit. Nichts Neues«, erwiderte Andersson müde.
»Aber da ist noch etwas, was wir nicht wussten, als wir diesen Bericht erhielten, nämlich dass Oscar Leutnerwall eine Angorakatze besitzt!«
Leif hatte immer recht vernünftig gewirkt, obwohl seine Ausführungen gelegentlich etwas langatmig sein konnten. Bislang hatte er aber nie Anzeichen vollkommenen intellektuellen Versagens an den Tag gelegt. Aber so etwas konnte manchmal schnell gehen, dachte Andersson.
So ruhig und pädagogisch, wie er nur konnte, sagte er:
»So eine verdammte Katze wird keine fünfundzwanzig Jahre alt.«
»Ich meine natürlich nicht, dass die Haare von der Katze stammen, die er heute hält. Ich meine nur die Tatsache, dass er Katzenbesitzer ist.«
»Und?«
»Wir könnten versuchen herauszufinden, ob er vor fünfundzwanzig Jahren eine Katze besessen hat. Calle Adelskiöld hatte keine, schließlich leidet er unter Katzenhaarallergie. Aber falls Oscar damals schon eine Katze besaß, spricht doch einiges dafür, dass der Teppich ihm gehörte!«
Ein Lächeln erhellte Fryxenders hageres Gesicht.
»Und?«, wiederholte Andersson, der immer noch nichts kapierte.
»In diesem Fall wurde Mats Persson zu Hause bei Oscar Leutnerwall ermordet. Dann haben sie ihn in Calles Keller geschafft und dort in der Nische neben dem Schornstein eingemauert.«
Andersson dachte über das neue Szenario nach. Dann schüttelte er den Kopf.
»Wohl kaum. Man kann an das Haus nicht mit dem Auto heranfahren. Man muss unten an der Treppe parken. Natürlich nicht an der Treppe am Korsvägen, sondern an der am Anfang der Eklandagatan. Sie hätten eine Leiche in einem Teppich nie und nimmer so weit transportieren können, ohne gesehen zu werden! Vor allem weil der Teppich zu schmal war, um die Leiche ganz darin einzurollen. Sie müssten den Teppich in diesem Fall wie eine Hängematte verwendet haben. Dort sind doch immer Leute unterwegs, und das war vor fünfundzwanzig Jahren auch nicht
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