Das Brandhaus - Roman
anders.«
Fryxender ließ die Schultern hängen und dachte einen Augenblick lang nach. Dann nickte er und sagte:
»Du hast recht. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde Persson in dem Haus am Korsvägen ermordet und dann einfach in den Keller getragen, um ihn dort einzumauern. Der Täter kannte die Brennholznische neben dem Schornstein und wusste, dass eine Männerleiche dort Platz finden würde. Außerdem wusste der Mörder, dass noch Zement und Ziegelsteine im Keller lagen. Wenn es also nicht die Cousins aus dem Auswärtigen Amt waren, dann sind wir wieder bei Staffan Molander und Per-Olof Wallin.«
»Jetzt sind wir also wieder auf derselben Spur.« Andersson nickte zustimmend.
»Aber damit wären wir auch wieder bei dem großen Rätsel, das sich nicht lösen lässt. Wie gelangten Staffan und Per-Olof in den Besitz der Tokarev, mit der schon Elof Persson während des Zweiten Weltkriegs ermordet worden war?«
Genau das war die Krux. Sie dachten erneut lange nach.
»Die Antwort lautet, dass sie auf diese Pistole keinen Zugriff haben konnten«, stellte Andersson schließlich fest.
»Nein. Und dann ist da noch etwas: Sie besaßen kein Motiv.«
»Eifersucht«, erwiderte Andersson rasch.
»Möglich. Wir müssen Staffan danach fragen, wenn wir mit ihm sprechen. Er hat dir gegenüber ja bestritten, Mats Persson je begegnet zu sein. Vielleicht ändert er seine Geschichte, wenn er Gelegenheit erhält, etwas nachzudenken.«
»Bleiben doch wieder nur die Cousins aus dem Auswärtigen Amt. Die laut dir keinerlei Veranlassung besaßen, Elof Persson zu ermorden, und damit auch kein Motiv, seinen Sohn zu ermorden«, meinte Andersson.
»Was aber wirklich für die Cousins als Täter spricht, ist die Tatsache, dass sie sich jeweils vor Ort befanden, sowohl als Elof wie auch sein Sohn ermordet wurden. Sie waren zwar jung, als Elof ermordet wurde, aber doch schon erwachsen, und es dürfte wohl auch kein Problem für sie gewesen sein, eine Pistole zu beschaffen.«
»Aber irgendwas stimmt an dieser Theorie nicht«, rief Sven Andersson.
Fryxender fixierte seinen Kollegen durch seine dicken Brillengläser.
»Du glaubst also, dass wir vollkommen falsch liegen«, stellte er gelassen fest.
»Ja. Oder nein. Vielleicht nicht. Aber irgendetwas deuten wir falsch. Das ist eine dieser Unstimmigkeiten, von denen du immer sprichst.«
»Mit anderen Worten, es ist wie immer«, schloss Fryxender und grinste gutmütig.
Am Donnerstagmorgen war der Optimismus, der das Dezernat noch am Wochenende beherrscht hatte, ziemlich geschwunden. Offensichtlich kam keiner der acht Palmtop-Nutzer als Mr. Groomer in Frage. Die einzigen aktenkundigen Personen waren ein Mann, der immer wieder wegen zu schnellem Fahrens aufgefallen war und der zwei Monate zuvor seinen Führerschein verloren hatte, dem anderen war sein Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen worden. Alle gingen einer geregelten Arbeit nach, und das war auch der Grund gewesen, warum sie die Zugreise unternommen hatten.
Bei dem rothaarigen Dänen handelte es sich zu Irenes Überraschung um einen Stripper. Das stieß auf allgemeines Interesse. Leute, die irgendwie mit Sex zu tun hatten, waren bei der Aufklärung von Sexualverbrechen immer relevant. Dieses Interesse kühlte jedoch stark ab, als es sich herausstellte, dass es sich um einen ziemlich arrivierten Stripper handelte. Er kündigte seine Auftritte auf seiner Homepage an und trat meist in besseren Nachtclubs und bei größeren Gesellschaften auf, meist zusammen mit anderen Tänzern. Seinem umfangreichen Tourneeprogramm war außerdem zu entnehmen gewesen, dass er im vergangenen Jahr nur zweimal in Schweden gewesen war, einmal in Stockholm und in der Vorwoche in Göteborg, wo er im Restaurant Trädgår’n aufgetreten war. Der Saal war bis zum letzten Platz ausverkauft gewesen, und die Frauen hatten - laut dem Zeitungsbericht, der sich auf seiner Homepage einsehen ließ -, begeistert gekreischt.
Nein, der junge Däne war nicht ihr Mr. Groomer. Auch keiner der sieben anderen aus dem Zug schien der Gesuchte zu sein. Sie waren alle von der Polizei verhört worden. Und alle besaßen sie ein Alibi für die fraglichen Tage. Zu den Zeiten, an denen Mr. Groomer gechattet hatte, befanden sich die meisten an ihren Arbeitsplätzen oder auf dem Heimweg von der Arbeit. Keiner konnte so häufig im Zug von Göteborg nach Malmö gesessen haben. Und Mr. Groomer war so oft online gewesen, dass auch keiner von ihnen diese wöchentlichen
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