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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Sterne denken. Das könnte doch ein ausländischer Astronom sein, oder? Und in ihrem letzten Brief wollte sie sich doch auf eine Reise machen zu einem Astronomen…«
    Â»Kepler!«, riefen wir gleichzeitig.
    Â»Verstehst du jetzt?«, fragte er. »Das passt perfekt.«
    Â»Ja, ich verstehe.«
    Â»Und warum freuen wir uns dann nicht? Sag mir, dass es nicht wegen dieses unhöflichen Amerikaners ist.«
    Ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel nach oben gingen, doch selbst das fühlte sich wie Verrat an. »Max hat damit nichts zu tun«, erwiderte ich. »Erklär mir, warum es eine gute Nachricht sein soll, dass sie das nächste Puzzleteil bei einem Typen gelassen hat, der seit fünfhundert Jahren tot ist. Was sollen wir jetzt machen? Seinen Ur-ur-ur-wie-viele-auch-immer-ur-Enkel aufspüren und ihn fragen, ob er was Interessantes auf dem Dachboden rumliegen hat?«
    Â»Du glaubst doch nicht, dass sie ihm so etwas anvertraut hätte, oder? Denk doch mal nach: Gibt es bis auf ihren Bruder irgendjemanden , dem sie vertraut hat?«
    Â»Warum fragst du das so, als würde ich in ihrem Kopf stecken?«
    Hatte sie noch jemand anderem vertraut? Thomas natürlich, aber als sie ihren Schatz vergraben hatte, war Thomas schon lange fort. Es gab niemanden sonst. Trotzdem machte mich irgendetwas an diesem Hinweis stutzig. Die Formulierung kam mir irgendwie bekannt vor. Ein Ort, der sich wie zu Hause anfühlte, bei Menschen, denen sie vertraute, wo sie sich vorstellen konnte, ihr Bruder wäre an ihrer Seite…
    Â»Tut mir leid«, meinte Eli. »Ich hab eben den Eindruck, dass es so ist, ich weiß auch nicht, warum. Hast du dich jemals gefragt ob – was denn?«
    Â»Wie ›was denn‹? Habe ich mich jemals gefragt, ob…?«
    Â»Nein. Dir ist doch gerade was eingefallen.«
    Â»Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Â»Der gleiche Grund, der mich so sicher sein ließ, dass du mich auf dem Weg nach Prag nicht loswerden würdest: dein Gesicht.«
    Â»Mein Gesicht? Stimmt was nicht damit?«
    Â»Lass es mich mal so sagen: Du solltest dich besser nicht an einen Pokertisch setzen.«
    Â»Erzähl mir was Neues. Und weißt du, was die Leute dann in der Regel irgendwann herausfinden?«
    Â»Sie glauben, sie wüssten, was du denkst, aber sie irren sich?«, meinte Eli. Sein selbstzufriedenes Grinsen war einfach ekelhaft.
    Â»Ich geh wieder aufs Zimmer.« Aber ich ging nirgendwohin. Weil Eli richtig geraten hatte.
    Â»Jetzt spuck’s schon aus.«
    Â»Der Ort, der sich wie zu Hause anfühlt, wo sie sich fühlt, als wäre ihr Bruder bei ihr«, sagte ich. »In einem ihrer ersten Briefe hat sie darüber geschrieben. Es gab eine Bibliothek in einem Kloster, auf dem Hügel, der die Stadt überragt. Stratton, Strafof oder so ähnlich. Ihr Zufluchtsort.«
    Â»Strahov?«
    Â»Genau.«
    Â»Das muss es sein!« Eli, der plötzlich ganz zapplig wurde, schaltete den Computer aus. »Die Kloster-Bibliothek ist weltberühmt. Glaubst du, sie hat dort etwas versteckt? In einem Buch? Etwas von Kepler?«
    Seine Begeisterung war ansteckend. Vor allem, als ich ihm sagte, dass Elizabeth ihre erste geheime Nachricht in den Einband des Petrarca-Gedichtbands genäht hatte. Es war durchaus möglich, dass wir auf der richtigen Spur waren.
    Er war schon an der Tür, als ihm auffiel, dass ich ihm nicht nachkam. »Worauf wartest du?«
    Â»Ich warte darauf, dass sie zurückkommen.« Doch es war das Letzte, was ich tun wollte. Wir waren so nah; Elizabeth hatte schon so lange gewartet.
    Â»Warum? Nur weil er sich vorhin ein bisschen aufgeregt hat?«
    Â»Er hatte recht«, sagte ich widerwillig. »Ich hätte nicht einfach so gehen sollen. In dieser Sache stecken wir alle zusammen drin.«
    Â»Und deshalb ist er mit deiner besten Freundin einfach so verschwunden und hat dich und mich hier sitzen lassen. Bei deinem ›wir‹ stimmt was nicht.«
    Â»Ich weiß nicht, was du meinst.« Doch ich wusste es sehr genau. Max war immer noch sauer wegen gestern Nacht und jetzt bestrafte er mich dafür.
    Oder…
    Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie die beiden in der Nacht zusammen durch das Mondlicht gegangen waren, wie Adriane in seinen Armen geweint hatte, wie Max ihr über den Rücken gestrichen hatte, wie er ihr ins Ohr geflüstert hatte, ihr gesagt hatte, dass ihr nichts passieren

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