Das Buch aus Blut und Schatten
saÃ.
»Er hat mich mit irgendwas getroffen.« Eli rieb an dem Blut auf seiner Stirn, das bereits gerann. »Ich bin okay. Ichâ¦Â« Er versuchte aufzustehen, überlegte es sich dann aber anders. »Ich brauche noch eine Minute.«
»Die haben wir vielleicht nicht«, erklärte ich. »Sie wissen, dass wir hier sindâ¦Â«
»Wie hat er sich befreien können?«, fragte Adriane.
»Ich weià nicht⦠Aber er hat es geschafft«, erwiderte Eli.
»Ah ja.«
»Lass ihn kurz ausruhen«, sagte ich zu ihr.
»Kommt dir das nicht ein bisschen merkwürdig vor?«, wunderte sie sich. »In dem Moment, in dem der Kerl zu plaudern anfangen will, wirft uns Eli aus dem Zimmer und dann ist der Hleda Ä i plötzlich verschwunden?«
»Ja, klar. Ich hab ihn losgebunden, ihn aus dem Fenster geworfen und mir dann selbst auf den Kopf gehauen. Hört sich das besser an?«
»Du könntest ihn genauso gut in kleine Stücke zerhackt und in den Schrank gestopft haben.«
Eli sah sich demonstrativ im Zimmer um, in dem es bei vier nackten Wänden absolut keine Möglichkeit gab, um etwas zu verstecken.
»Okay. Dann hast du ihn eben unters Bett geschoben. Oder aus dem Fenster geworfen. Was auch immer. Das ergibt genauso viel Sinn wie deine Behauptung, dass er sich selbst von seinen Fesseln befreit hat.«
Eli stand auf. »Ich bin wieder okay. Lasst uns von hier verschwinden.«
Adriane fing keine Diskussion an. Genau genommen sagte sie gar nichts, als wir die StraÃe hinunterrannten und im Zickzackkurs durch Prag liefen. Erst als wir sicher waren, dass uns niemand gefolgt war, kehrten wir in den Goldenen Löwen zurück.
»Wir gehen jetzt in unser Zimmer«, informierte ihn Adriane, als wir wieder in dem Hostel waren, das zumindest fürs Erste als unser Zuhause durchging. »Und bis wir entschieden haben, was wir als Nächstes tun, schlieÃen wir uns ein. Ruf nicht an, wir melden uns, du kennst das sicher. Komm, Nora.«
»Ich bin auf eurer Seite«, erwiderte er. »Das wisst ihr. Nora, du weiÃt es.«
»Wir haben einen Fehler gemacht«, sagte ich. »Der Plan war beschissen.«
»Dann überlegen wir uns einen neuen.«
»Nein, wir überlegen uns einen neuen«, warf Adriane ein. »Wenn wir dich brauchen, melden wir uns.« Sie drehte sich um und ging auf das schmuddelige Treppenhaus zu, in der Annahme, dass ich ihr folgen würde.
»Noraâ¦Â« Mit dem blauen Auge und der zerschrammten Stirn sah er fast mitleiderregend aus, wie ein Cartoon-Welpe mit einem zerrissenen Ohr. Ich zögerte. Adriane wusste nicht alles.
Aber ich auch nicht. Und wessen Schuld war das?
»Du solltest dich ausruhen«, sagte ich zu ihm. »Wir reden später.«
»Nimm das hier.« Er zog ein zerknittertes Blatt Papier aus der Tasche. »Ich habe es in der Bibliothek gefunden. Bevor der Typ aufgetaucht ist.«
»Was ist das?«
»Der Beweis dafür, dass ich euch helfen will.«
Ich nahm ihm das Blatt ab, machte mir aber nicht die Mühe, einen Blick darauf zu werfen. »Sonst noch was, das du mir sagen willst?«
»Worüber?«
»Ãber das, was in dem Zimmer passiert ist. Oder über was anderes⦠egal was. Ãber dich. Wenn du mir etwas beweisen willst, solltest du mal versuchen, mir ein paar Antworten zu geben.«
Er drückte den Rücken durch. »Du hast recht. Ich sollte mich ausruhen.«
»Stimmt.«
»Ich versuchâs«, meinte er.
»Gib dir mehr Mühe.«
12 Nicht über Max nachdenken.
Nicht über Max nachdenken.
Nicht über Max nachdenken .
Ich versuchte auch etwas.
13 Latein war immer logisch gewesen, selbst dann, als alles andere unlogisch war. Das war für mich der Reiz daran. Sprache als mathematische Gleichung, man ersetzt ein Wort durch ein anderes, schiebt es herum, fügt eines hinzu, streicht ein anderes, ersetzt, wendet eine strenge Regel nach der anderen an, bis sich aus dem Wust von Wörtern irgendwann die einzig richtige Bedeutung ergibt. Eine Bedeutung, die hinter all den Fehlern und Sackgassen zum Vorschein kommt. Ein Rätsel, eine Lösung. Latein war eine Frage, die ihre Antwort selbst gab.
»Warum machst du dir überhaupt die Mühe?«, fragte Adriane. Sie lag lang ausgestreckt auf dem Bett, die Augen geschlossen, um die aufgehende Sonne auszusperren.
»Weil es uns vielleicht hilft.«
Sie
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