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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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fuhr er fort. »Mehr noch, Sie haben Geschichte offenbart. Ihre Elizabeth-Übersetzungen sind es zweifellos wert, veröffentlicht zu werden, vielleicht sogar in einem eigenen kleinen Band. Ja, bleiben Sie dabei.«
    Und dann breitete er langsam, wie in Zeitlupe, die Arme aus und kam auf mich zu. Bevor ich zurückweichen konnte, hatte er sich um mich herumgefaltet und presste seine Sandpapierhaut an meine Wange. Ich wurde steif wie ein Brett und ließ es über mich ergehen.
    Â»Gratias tibi ago«, sagte er. Danke. »Von jetzt an wird sich alles ändern.«
    Â»Gern geschehen«, murmelte ich und hoffte, dass es bald vorbei war.
    19 »Hier bin ich.« Adriane kam mit zwei Pizzaschachteln und einer Flasche Wodka in die Kirche gerauscht. »Sagt mir jetzt mal jemand, wozu das alles? Gigantische Kreuze und gruselige Marienstatuen sind nämlich nicht gerade die passendste Deko für eine Party.«
    Â»Sind sie schon, wenn es sich dabei um den Ort unseres Triumphes handelt.« Chris hob sie hoch und drehte sich mit ihr, der Pizza und dem Wodka im Kreis. »Schon mal davon geträumt, einen weltberühmten Historiker zu küssen? Her mit den Lippen.«
    Adriane befreite sich aus seiner Umarmung. »Bei weltberühmt habe ich eher an einen Rockstar gedacht. Vielleicht auch an einen Astronauten.« Sie stellte die Zutaten für unsere Feier auf eine leere Kirchenbank. »Bekomme ich jetzt endlich eine Erklärung?«
    Â»Wir haben eine sensationelle Entdeckung gemacht«, sagte Chris.
    Â»Nora hat eine Entdeckung gemacht«, korrigierte Max.
    Adriane hob eine Augenbraue. »Perverses Zeugs in den Briefen des toten Mädchens? Ich hab’s doch gewusst.«
    Â»Ignoriert sie einfach«, warf ich schnell ein, als ich den Ausdruck auf Max’ Gesicht sah. »Sie kann nichts dafür. Es ist eine Krankheit.«
    Â»Vulgaritis«, meinte Adriane trocken. »Falls ihr den lateinischen Fachausdruck dafür verwenden wollt. Und das wollt ihr natürlich.«
    Der Altarraum, der in der Finsternis wie eine düstere Vorahnung gewirkt hatte, wurde jetzt in das weiche Licht der Deckenkandelaber getaucht. Es war hell genug, um die steinernen Engel an den Säulen und die goldfarbenen Kerzen am Altar erkennen zu können, doch gleichzeitig so schummrig, dass es die abblätternde Farbe, das zersplitterte Holz, den Rost und den Zerfall verbarg. Die Kirche war nicht gerade der perfekte Ort für eine Siegesfeier, doch wenn Chris einen seiner – wie er es nannte – »Gehirnmonsune« hatte, war es fast unmöglich, sich ihm zu widersetzen. Der Hoff war schon lange weg und träumte inzwischen von akademischen Ehren, dem Foltern von Bibliothekaren oder irgendetwas anderem, das gerade seine Fantasie beflügelte, während wir unseren Triumph mit »dem eurer Jugend angemessenen Überschwang« feiern sollten.
    Wir verschlangen die Pizza, kippten den Wodka hinunter – genauer gesagt, Chris, Adriane und Max nahmen sich des Alkohols an. Ich blieb trotz ihres Spotts bei Wasser, nachdem ich argumentiert hatte, dass in meiner Arbeitsplatzbeschreibung als amtierende »Wundertäterin« vermutlich stand, dass ich nüchtern zu bleiben hatte. Wir spekulierten wild über die glänzende Zukunft, die wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach gerade gesichert hatten; Chris faselte etwas von einer hervorragenden Empfehlung für sein Jurastudium in drei Jahren, die ihm den Weg bis zum Obersten Gerichtshof ebnen würde. Ich wollte einfach nur meinen Abschluss an der Chapman Prep machen und dann aufs College gehen. Adriane, die immer noch davon überzeugt war, dass so etwas keine Zehn-Dollar-Pizza, geschweige denn einen Abend wilder alkoholgeschwängerter Fantasien rechtfertigte, war aber trotzdem ganz wild darauf, Skript, Produktion und Kostümentwurf für unseren unvermeidlichen Fernsehauftritt (allerdings wohl eher bei einem Spartenkanal) zu übernehmen. Max schwieg.
    Â»Können wir jetzt endlich gehen und richtig feiern?«, fragte Adriane, nachdem der Pizzakarton und die Wodkaflasche leer waren.
    Chris sprang von der Kirchenbank auf und packte ihre Hand. »Erst, wenn Ihr mir zu Willen seid, holde Dame.«
    Â»Dein Wille passt irgendwie nicht in eine Kirche«, gab ihm Adriane zu bedenken. Doch sie machte mit, als er sie mit eckigen Bewegungen im Walzerschritt durch das Hauptschiff wirbelte.
    Max und ich sahen zu.
    Â»â€ºDer Mann bot

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