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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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und sahen zusammen einen Film an, aßen Oreo-Kekse und hörten Indie-Rock, und manchmal, wenn ich meinen Eltern gesagt hatte, ich würde bei Adriane übernachten, blieben wir dort liegen, zusammen, im Dunkeln, bis zum Morgen.
    Max kam nie zu mir nach Hause. Er lernte meine Eltern nie kennen. Und er erzählte mir nichts über seine, nur, dass sie in San Diego lebten, so lange schon wie noch an keinem anderen Ort, als hätten sie darauf gewartet, bis er aus dem Haus war, um sich irgendwo auf Dauer niederzulassen.
    Ich erzählte Max nicht, was mit meinem Bruder passiert war.
    Max hasste Adriane, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie machte sich ständig über ihn lustig, wegen seiner Brille, wegen seiner struppigen Haare und weil er sofort zu mir ging und meine Hand nahm, sobald er einen Raum betrat. Er wurde jedes Mal blass, wenn sie über ihr Sexleben sprach, was sie nur tat, damit er sich vor Verlegenheit wand. Er hielt sie für dumm und süchtig nach Aufmerksamkeit; sie hielt ihn für langweilig. Sie stellten mich nie vor die Wahl, mich für einen von ihnen entscheiden zu müssen.
    Max wurde ständig rot. Wenn er überlegte, ob er mich küssen sollte, wenn ich mich von hinten an ihn heranschlich und meine Lippen auf seinen Nacken drückte, und immer, wenn er log, was er selten und schlecht und fast immer nur dann tat, wenn er jemanden nicht kränken wollte, aber nie mir gegenüber. Er wurde rot, als er, drei Monate nach unserem ersten Kuss, seine Brille abnahm, ein paar Sekunden wie eine Eule blinzelte und dann zu mir sagte, dass er mich liebte. »Das sagst du mir hier?«, protestierte ich und gab ihm einen Schubs, denn wir standen gerade vor dem Walmart und mir blieb nichts anderes übrig, als den Supermarkt in Zukunft als heilige Stätte zu betrachten. Dann lachte ich und küsste ihn und sagte nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal so: »Ich liebe dich auch.«
    22 Auch wenn es sich so anfühlte, wir waren nicht jeden Tag den ganzen Tag zusammen. Das Leben ging weiter. Schnee fiel, meine Eltern machten damit weiter, mich und sich zu ignorieren, Adriane plante unsere Abenteuer in Paris, während ich die ganze Zeit so tat, als würde irgendwann eine gute Fee erscheinen, mit einem Flugticket in der Hand, das ich mir nicht kaufen konnte, jetzt aber kaufen musste, weil die Reise nach Paris eine Reise nach Paris mit Max war. Chris und Max verbrachten immer mehr Zeit in der Höhle des Hoff, wo sie über Dem Buch brüteten und versuchten, Symbol mit Wort und Wort mit Bedeutung zu verknüpfen. Mithilfe des Fragments der alchemistischen Formel – denn nichts anderes waren die in Elizabeths Buch versteckten Seiten – war es ihnen gelungen, ein ungefähres Alphabet der Glyphen zu erstellen. Es auf Das Buch anzuwenden, war mühsam, da sich Seite um Seite einer sinnvollen Übersetzung widersetzte, doch dann, immer wenn sie kurz davor standen aufzugeben, fügten sich einige Symbole zu einer Zeile, die fast einen Sinn ergab: Deus in natura se obscurat et celata eius corripimus. Gott verbirgt sich in der Natur und wir plündern seine Geheimnisse. Max, der schnell frustriert war, rastete aus, wenn das Gespräch auf das Thema kam, also hörte ich auf, ihn nach seiner Übersetzung zu fragen und mit meiner zu langweilen. Ich hatte mir die Briefe vorgenommen, die vor dem Hinweis auf den Petrarca-Gedichtband datiert waren – ich gehöre einfach nicht zu den Leuten, die hinten in einem Buch nachsehen, um herauszufinden, wie es ausgeht –, was sich schließlich als die richtige Entscheidung herausstellte. Denn jetzt – und das hätte sogar Adriane zugegeben – wurde es endlich interessant.
    E. J. Weston grüßt ihren Bruder John Fr. Weston.
    Wie würdest Du lachen, wenn Du mich jetzt sehen könntest! Sterne funkeln in meinen Augen, Melodien trällern mir in den Ohren, eine leichte Brise beflügelt meine Schritte. Die Liebe, die ich so lange für die Torheit eines Dichters gehalten habe, hat mich gepackt und verwandelt. Ich kann nicht länger die Augen vor der Wahrheit Petrarcas verschließen:

    Ich segne dann den Ort, die Zeit, die Stunden,
Da zu so hohem sich mein Blick verstiegen.
    Du wirst fragen, welchen Nutzen Liebe ohne ein anständiges Ende hat. Du wirst Thomas einen kleinen Lehrling nennen, doch nichts an ihm könnte klein sein. Sein Umgang mit den Tränken ist geschickt und sicher. Trotz

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