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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Tür.
    „Dann wollen wir mal sehen“, erwiderte er etwas schroff.
    „Ich denke nicht, daß Sie mit ihm schon reden können“, versuchte Schwester Maria Sallivans Vorhaben abzuweisen.
    Als Sallivan am darauffolgenden Tag von Champys Unfall erfahren hatte, machte er sich prompt daran, den Detektiv zu spielen. Champy war der Letzte, den er noch zu verhören hatte.
    „Noch nichts habe ich in Erfahrung bringen können“, zischte Sallivan. „Ich kann nicht länger warten!“ Er drängte sich an der Schwester vorbei. Champy hatte zwischenzeitlich seine Augen wieder geschlossen.
    „Sie sehen doch, daß er wieder eingeschlafen ist“, empörte sich Schwester Maria, als sie auf Champy blickte. Sallivan hatte kein Erbarmen.
    „Arth Cham“, sprach er den Chinesen an. Champy reagierte nicht. Auch nicht, als Sallivan seinen Namen etwas lauter rief. Verdrossen machte er kehrt.
    „Bitte holen Sie mich, wenn er wieder zu sich gekommen ist!“ wies er die Schwester befehlerisch an. Energisch riß Sallivan die Zimmertür auf. Im Eingang des Schülerhauses kam ihm Pater Richmon entgegen.
    „Wenn Sie zu diesem Chinesen wollen, der schläft noch“, murmelte Sallivan dem Pater im Vorbeigehen zu. Richmon nickte nur. Er hielt einen Brief in der Hand. Lächelnd stieg er die Treppe zu Champys Zimmer hinauf. Gerade wollte er dessen Zimmertür öffnen, da verließ Schwester Maria den Raum.
    „Guten Morgen Pater Richmon“, grüßte sie ihn überrascht. „Wollen Sie zu unserem Patienten?“
    „Nein, zu Ihnen“, erwiderte er nur. Er streckte ihr den Brief entgegen. „Ein Brief an Rouven, wissen Sie, wo er ist?“
    Schwester Maria nahm den Brief zu sich. „Ich nehme an, in seiner Klasse“, antwortete sie. „Wenn Sie wollen, gebe ich ihm den Brief.“
    „Das wäre nett“, entgegnete der Pater. „Er ist von seinem Vater.“
    „Von seinem Vater?“ wiederholte die Schwester. Charles Blandow stand nur als Absender darauf. Die Schrift des Poststempels war verwischt, sie konnte nicht mehr gelesen werden.
    „Ich muß noch dringend etwas erledigen“, sagte der Pater auf einmal und wandte sich um. Noch ehe die Schwester etwas sagen konnte, war Richmon auch schon wieder verschwunden. Sie wollte sich bei ihm über das Verhalten Sallivans beschweren, über das sie sich immer mehr ärgerte. Nachdenklich betrat sie wieder das Zimmer. Champy öffnete ein wenig seine Augen, um zu sehen, wer diesmal den Raum betrat. Als er Schwester Maria erkannte, atmete er erleichtert auf. Erst nachdem Champy seine Lider vollends geöffnet hatte, sah er den Brief, den Schwester Maria in der Hand hielt. Erneut versetzte es ihm einen Stich in die Magengegend. Sofort erkannte er den Brief wieder, nachdem er greifen wollte. Er ließ die Schwester keinen Moment aus den Augen. Mehrmals wendete Schwester Maria das Kuvert, bevor sie es in ihre mitgebracht Tasche steckte.
    Champy vergaß für einen Augenblick den Schmerz, der gleichmäßig in seiner Hand pulsierte. Seine Gedanken galten nur diesem Brief.
    „Durst“, flüsterte er. „Ich hab solchen Durst.“ Schwester Maria horchte auf. Augenblicks wandte sie sich Champy zu. Ein Lächeln strahlte über ihr Gesicht. Sanft wischte sie mit dem Lappen an seiner Stirn entlang.
    „Ich hab solchen Durst“, wiederholte sich Champy.
    Schwester Maria legte den Waschlappen auf die Seite. „Ich hole dir einen Tee“, sagte sie, indem sie aufstand. Eilig verließ sie das Zimmer. Champy wartete nicht lange. Unter starken Schmerzen versuchte er aufzustehen. Nach wenigen Minuten gelang es ihm, das Kuvert von seinem Bett aus zu erreichen. Gerade noch rechtzeitig konnte er den Brief unter der Matratze verschwinden lassen. Erschöpft legte Champy sich zurück, da betrat auch schon Schwester Maria das Zimmer. Eine Teekanne und eine Tasse in der Hand. Champy mußte sich zwingen, ruhig zu atmen. Zu sehr hatte es ihn angestrengt. Schwester Maria bemerkte nichts davon.
    „Geht es dir gut?“ fragte sie ihn. Bedächtig flößte sie ihm den lauwarmen Tee ein. Champy nickte.
    „Weißt du noch, was geschehen ist?“ Champy sah sie nur an. Stumm schüttelte er seinen Kopf.
    „Ich verstehe schon“, erwiderte sie. „Du brauchst nicht darüber zu reden, wenn du nicht willst.“
    Champy wollte dennoch etwas sagen, da klopfte es an der Tür. Sallivan, fuhr es ihm durch den Kopf. Schwester Maria stellte die Tasse auf das Nachttischchen. Langsam stand sie auf. Leise wurde die Tür geöffnet. Showy äugelte zwischen dem Spalt hindurch.

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