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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Kirche führte. Erst dort drehte Rouven sich um. So schnell er konnte, lief er den Gang entlang. Unterhalb des Aufstieges versuchte er, die Fackel zu löschen. Nach mehreren Versuchen gelang es ihm, das Feuer durch schnelles Hin- und Herwedeln zum Ersticken zu bringen. Nachdem er die erloschene Fackel gegen das Gemäuer gelehnt hatte, stieg Rouven vorsichtig die Stufen hinauf. Unheimlich war es ihm, als er unter dem Altar hervorschlüpfte. Sein erster Blick galt dem Gemälde über dem Eingang des Glockenturmes.
    „Ich wußte, daß du hier sein wirst“, sagte auf einmal eine Stimme hinter ihm. Eine Hand legte sich leicht auf seine Schulter. Rouven war nicht fähig, sich zu bewegen.
    „Hab keine Angst, Rouven. Ich bin es, Pater Richmon.“ Der Pater trat vor Rouven. Ein sanftes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Gelassen kniete er sich vor ihm nieder.
    „Du suchst eine Antwort“, sprach Richmon weiter. „Eine Antwort auf Jeremies Tod.“
    Rouven senkte seine Augenlider. Beinahe unmerkliches Nicken bestätigte Richmons Vermutung.
    „Es war ein Unfall, Rouven. Ein tragischer Unfall. Nun ist seine Seele befreit. Befreit von all den Qualen dieses Lebens.“
    „Jeremie“, hauchte Rouven. „Jeremie war mein Freund.“
    „Ich weiß, Rouven“, erwiderte der Pater. „Du hast ihn sehr gemocht. Wir alle haben ihn gemocht. Auch dich haben wir lieb, Rouven. Niemand macht dir einen Vorwurf. Niemand, außer du dir selbst.“
    Rouven blickte auf. Er sah über Richmons Schulter hinweg auf das Bild. Der Pater folgte seinen Blicken.
    „Nein, Rouven“, wehrte Richmon energisch ab. „Gib nicht dem Buch die Schuld an Jeremies Unfall. Nichts hat es damit zu tun. Nichts!“ Der Pater stand auf. Er zeigte auf das Bild, auf den Jungen, der zu dem Engel emporschaute.
    „Der Junge bist du, Rouven“, flüsterte er. „Glaube mir, Rouven. Es ist dein Schicksal, auserwählt zu sein. Auserwählt von zig Millionen Menschen. Du nur allein besitzt nämlich die Fähigkeit, dieses Buch richtig zu deuten. Neben dir bin ich nichtig, Rouven. Meine Aufgabe in diesem Leben ist vielleicht nur, dich bei der Suche dieses Buches zu unterstützen, dich auf den richtigen Weg zu weisen.“
    Rouven senkte wieder seinen Kopf. „Du hast gesagt, ein Knabe wird kommen, der Rache nehmen wird an jenen, die den Mönch in den Tod getrieben haben.“ Seine Stimme vibrierte ein wenig. Langsam blickte er wieder auf. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Nur die vielen Sommersprossen waren es, die diese Veränderung zu verbergen vermochten.
    Pater Richmon nickte. „Vergeltung“, erwiderte er. „Vergeltung an dem Unheil dieser Erde.“
    Rouven wandte sich ab. Er wandte sich ab, um seinen Blick zu dem mächtigen Kreuz emporzurichten, das sich hinter dem Altar erstreckte. Stumm betrachtete er das Kruzifix. Geraume Zeit verging, in der Pater Richmon Rouven nicht aus den Augen ließ. Auch als Rouven sich ihm wieder zudrehte, musterte er ihn mit forschenden Blicken.
    „Du sagtest, dein Vater hat dir von diesem Turm erzählt“, unterbrach Richmon die Stille. „Möchtest du mir nicht mehr von deinem Vater erzählen?“
    „Vater?“ wiederholte Rouven und dachte an die Person, die ihm in dem unterirdischen Gang begegnet ist. Sein Name an der Wand, der plötzlich verschwunden war. Rouven versuchte den Gedanken zu verdrängen. Es widerstrebte ihm, die fremde Person mit seinem Vater in Verbindung zu bringen.
    „Der Brief, den du von deinem Vater erhalten hast, hast du ihn gelesen?“
    Rouven nickte. So wie ihn der Pater mit forschenden Blicken beobachtet hatte, begann nun er den Pater genauer zu betrachten.
    „Ich bin dein Freund, Rouven“, sagte darauf Richmon, als er die Blicke Rouvens bemerkte. „Du kannst mir vertrauen.“
    „Das Buch“, erwiderte Rouven. „Mein Vater schrieb mir von dem Buch.“
    Pater Richmon kniete sich nieder. Direkt vor Rouven. Ein ungewöhnlicher Glanz leuchtete in seinen Augen.
    „Hast du den Brief bei dir?“ fragte er leise, kaum hörbar.
    Rouven schüttelte den Kopf. Für einen Moment mußte er an Dumpkin und Ellinoy denken. Auch sie besaßen diesen Brief. Den zweiten Brief, der an Rouven adressiert war. Gegen sie war er machtlos. Dies allein bewegte Rouven dazu, nur dies allein, sich für Pater Richmons Freundschaft zu entschließen.
    „Ich habe ihn zerrissen“, antwortete er dem Pater.
    Richmon lächelte. „Du weißt, wo sich das Buch befindet“, versuchte er zu erraten.
    Rouven zögerte, bevor er langsam mit dem

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