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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Kopf nickte.
    „Du bist hier, um es zu holen“, sprach der Pater weiter.
    Rouven nickte nochmals.
    „Möchtest du, daß ich dich dabei begleite?“ Richmon legte eine Hand auf Rouvens Schulter. Rouven zuckte zusammen. Wieder mußte er an die fremde Person denken. Wieder kam ihm der Gedanke, die Verbindung mit seinem Vater. Im stillen nahm sich Rouven vor, tagsüber eine günstige Gelegenheit abzuwarten. Eine Gelegenheit, in der er allein in den dunklen Gang steigen würde, um das Buch zu finden. Der Pater hatte mit einer ganz anderen Antwort gerechnet. Nicht damit, daß Rouven seinen Kopf schütteln würde. Dennoch verzog sich sein Mund zu einem Lächeln.
    „Ich verstehe schon, Rouven“, sagte er und erhob sich wieder. „Ich will dir deswegen nicht böse sein. Ich bin dein Freund, Rouven. Als Freund verstehe ich dich, als Freund.“
    Der Pater machte mehrere Schritte zurück. Unterhalb des Bildes blieb er stehen.
    „Sehen wir uns wieder – morgen?“
    Rouven nickte. Darauf drehte sich der Pater um seine Achse und verschwand im Dunkeln des Glockenturmes.
    *
    „Gottverdammte Scheiße! Nein! – Nein! – Nein!“ fluchte Ellinoy. Er versuchte sich das Gesicht, das er gesehen hatte, von der Seele zu fluchen. „Dieses gottverdammte Gesicht“, sagte er immer wieder. „Verdammt, ich kann dieses gottverdammte Gesicht nicht vergessen.“ Wütend stampfte er auf den Boden, als sie sich, nachdem sie die Kirche verlassen hatten, hinter einem Gebüsch nahe des Schülerhauses in Sicherheit wähnten.
    „Verdammt noch mal“, zischte er. „Ich hab ihn gesehen. Dieses Gesicht, dieses scheißverfluchte Gesicht!“
    Dumpkin verstand nicht, was sein Freund mit diesem Gesicht meinte. Er wußte nur, was Showy gemeint hatte, als er von einer Stimme erzählte, die seinen Namen gerufen hatte.
    „Was für ein Gesicht?“ fragte er ihn daher.
    Ellinoy sah Dumpkin mit verzerrter Miene an. „Wäre ich nur auch gleich weggerannt“, machte er sich selbst einen Vorwurf. „Aber nein, ich mußte ja noch nachsehen, wer da unsere Namen gerufen hat. Verdammte Scheiße! Soll ich dir sagen, wer da unten unsere Namen gerufen hat? Soll ich es dir wirklich sagen?“
    Dumpkin zuckte verständnislos mit der Achsel. In solch einer Verfassung hatte er seinen Freund noch nie erlebt.
    „Es war schrecklich, sage ich dir. Schrecklicher als alles andere, das du dir vorstellen kannst.“ Ellinoy schnappte nach Luft. „Das Ding, es hatte keine Augen, trotzdem hat es mich angesehen. Es wollte nach mir greifen. Verdammt noch mal, es wollte nach mir greifen, aber es hatte auch keine Hand. Nicht so eine wie wir sie haben. Etwas ganz anderes. – Gottverdammte Scheiße, das Gesicht, ich kann es nicht vergessen.“ Ellinoy wandte sich von Dumpkin ab. Seinen Kopf in den Armen verborgen, stützte er sich gegen einen Baum.
    Dumpkin wußte augenblicklich nicht, wie er sich seinem Freund gegenüber verhalten sollte. Der Schreck über das eben Erlebte ließ auch ihm seine Glieder erzittern.
    „Ich will es haben“, sagte er leise. „Das Buch, ich will es besitzen!“ Schon allein der Gedanke an das Buch begann ihn zu beunruhigen. Dumpkin zog den Brief heraus, den er in seiner Hosentasche mit sich trug. Der Schein des Mondes war hell genug, um die Buchstaben noch erkennen zu lassen.
    Eifrig las er den Brief. Einmal, zweimal, ein drittes Mal. Zeile für Zeile. Jedesmal stolperte er über den Satz: Das Buch befindet sich genau unter der sechsundsechzigsten Stufe des Turmes.
    „Genau unter der sechsundsechzigsten Stufe“, flüsterte er zu sich. In Gedanken versuchte er den unterirdischen Weg zu verfolgen. Ellinoy war der Meinung gewesen, daß sie sich unterhalb des Turmes befunden haben. Dumpkin überlegte. Meter für Meter malte er sich das Gewölbe aus, bis er zu der Überzeugung gelangte, daß Ellinoy unrecht hatte.
    „Wir waren falsch“, rief er mit unterdrückter Stimme aus. Ellinoy wandte sich um.
    „Hier lies“, forderte er Ellinoy auf und zeigte auf den Satz, über den er beim Lesen ständig stolperte.
    „Das Buch befindet sich genau unter der sechsundsechzigsten Stufe“, las er.
    „Genau unter der sechsundsechzigsten Stufe“, wiederholte Dumpkin. „Verstehst du, es ist gar nicht in dem geheimen Gang, sondern oben auf dem Turm.“
    Ellinoy nahm den Brief zu sich. Nun las auch er das Schreiben. Wort für Wort. Als er ihn zu Ende gelesen hatte, gab er Dumpkin den Brief zurück.
    „Du könntest recht haben“, stimmte er zu.
    Plötzlich

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