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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron E Lony
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Waschraum befand sich im Erdgeschoß. Niemand begegnete ihm, als er sich dorthin begab. Auch war kein Laut zu hören, obwohl es seiner Meinung nach schon längst an der Zeit sein müßte. Der Unterricht sollte an diesem Tag wieder seinen normalen Rhythmus einnehmen.
    Gerade als er den Wasserhahn aufdrehte, betrat noch jemand den Waschsaal. Einer aus der unteren Klasse. Ehrfürchtig musterte dieser Ellinoy. Wenig später füllte sich nach und nach der Raum. Es wurde laut. Der Tag hatte begonnen.
    Von seinem Standpunkt aus konnte er im Spiegel die Eingangstür sehen. Ungeduldig wartete er darauf, daß einer seiner Freunde endlich den Waschsaal betreten würde. Eine Viertelstunde verging. Weder Dumpkin, Showy noch Champy tauchten auf. Nervös packte Ellinoy sein Waschzeug zusammen. Vollkommen in Gedanken versunken verließ er den Raum. Nicht einmal das Grüßen von einigen seiner Klassenkameraden nahm er wahr, als er ihnen auf der Treppe begegnete. Direkt steuerte er auf das Zimmer von Dumpkin zu. Stimmen drangen auf den Gang. Verstehen konnte er jedoch nichts, dafür war es zu laut geworden. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter. Plötzlich öffnete sich die Tür, wie von allein. Erschrocken nahm er seine Hand von dem Griff. Kurz zuckte er zusammen, als er in das Gesicht von Pater Richmon blickte. Dieser war eben im Begriff, das Zimmer zu verlassen.
    „Hallo, Ellinoy“, lächelte Richmon ihm zu. Ellinoy machte einen Schritt zurück. Mißtrauisch musterte er den Pater.
    „Komm doch herein“, forderte er ihn auf. „Wir haben dich schon vermißt.“
    „Vermißt?“ tat Ellinoy verwundert. Über Richmons Schulter hinweg sah er Showy und Champy. Dumpkin hörte er leise reden.
    Richmon trat auf die Seite, um Ellinoy Platz zum Eintreten zu machen. Ellinoy zögerte immer noch. Freundlich gab Richmon ihm darauf einen Wink.
    „Warum so zaghaft?“ fragte Richmon. Langsam betrat Ellinoy das Zimmer.
    „Da bist du ja“, bemerkte Dumpkin, als hätten sie nur noch auf ihn gewartet. Richmon verschloß hinter ihnen die Tür. Showy starrte nur vor sich hin, Champys Blicke wanderten von Richmon auf Dumpkin, dann auf Ellinoy und wieder auf Richmon.
    „Ich will es ganz kurz machen“, sagte Pater Richmon ohne viel Umschweife. Dabei musterte er Ellinoy mit zusammengekniffenen Augen. Das freundliche Lächeln war wie weggeblasen. „Das Versprechen, welches ihr mir gegeben habt, nun müßt ihr es einlösen.“ Von Ellinoy sah er auf Dumpkin. Dieser grinste den Pater nur an.
    „Dir wird dein Grinsen gleich vergehen“, sagte er zu ihm. Dumpkin zuckte mit der Schulter.
    „Es geht um das Buch“, fuhr Richmon fort. „Das Buch, das ihr mir gestohlen habt.“
    Dumpkin zuckte zusammen. Augenblicklich verschwand sein breites Grinsen. Statt dessen wich ihm die Farbe aus dem Gesicht. Erschrocken versuchte er nun, mit Ellinoy in Blickkontakt zu kommen.
    „Ich will es wiederhaben“, sprach Richmon weiter. „Der Spaß hat nun ein Ende. Lange genug habe ich mit mir spielen lassen. Nun ist es soweit. Löst euer Versprechen ein, und wir bleiben Freunde. Tut ihr es nicht, so habt ihr in mir einen unerbittlichen Feind. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.“ Richmon sah von einem auf den anderen. Verblüfft blickten sich die vier gegenseitig an. Mit diesem hatten sie am allerwenigsten gerechnet.
    „Welches Buch?“ trotzte Dumpkin. „Von was reden Sie“?
    Nun war es Richmon, der grinste. „Ein altes Buch“, erwiderte er. „Ein sehr altes Buch. Ich bezweifle, daß ihr es lesen könnt. Oder, könnt ihr es?“ Blitzschnell blickte er auf Showy. Noch mehr legte sich seine Stirn in Falten. Showy schreckte zurück. Unsicher bewegte Showy seinen Kopf hin und her.
    „Dachte ich es mir“, sagte Richmon darauf. „Seid vernünftig! Ich erwarte euch heute abend in der Kirche. Nach der Abendmesse, ihr wißt doch, daß heute abend eine Abendmesse stattfindet, oder?“
    Wieder blickten sie sich unverständlich an. Ellinoy brachte keinen Ton hervor. Ständig mußte er an den Traum denken. Am liebsten hätte er Richmon den Umhang heruntergerissen. Aber was, wenn er es nun doch nicht ist? Was, wenn es, es –. Sofort verdrängte er den Gedanken wieder. Eiskalt lief es ihm über den Rücken.
    Richmon wandte sich der Zimmertür zu. „Heute abend, Jungs“, flüsterte er. „Punkt sieben Uhr ist Messebeginn. Vergeßt es nicht!“ Leise schloß Richmon die Tür hinter sich zu. Sie waren allein, die Unzertrennbaren . Geraume Zeit

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