Das Buch der Sünden
bist zurück», stellte er fest.
Sie nickte.
«Ich habe geglaubt, du wärst tot.»
Sie nickte erneut.
«Was ist mit deinem Haar geschehen?»
«Man hat mich zur Sklavin gemacht.»
Plötzlich trat er auf sie zu und drückte sie fest an sich. Sie ließ sich von ihm umarmen und schloss die Augen. Er roch nach Laub und feuchter Erde. Und nach toten Tieren. Sie spürte die Muskeln unter seinem Lederhemd, als er sanft ihre Stirn küsste. Seine Lippen und sein Atem kitzelten ihre Kopfhaut.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ihr Herz hämmerte.
Bleib stark!, schoss es ihr durch den Kopf. Du darfst nicht nachlassen, musst das Spiel mitmachen, bis es vorbei ist. Mach ihm dein Angebot und dann vernichte ihn, wenn die Zeit gekommen ist!
Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können, und fragte mit so leiser Stimme, dass niemand sonst es hören konnte: «Willst du mich noch immer heiraten?»
Für einen winzigen Augenblick überschattete Verwunderung Tetĕslavs selbstsicheren Gesichtsausdruck. Genau darauf hatte Teška gehofft. Sie musste schnell sein, ihn überraschen.
«Warum sollte ich das tun?», entgegnete er, wobei seine Stimme jedoch nicht unfreundlich klang. «Ich habe viele Frauen.»
«Weil Ranislavs Erbe nur durch die Hochzeit mit mir an dich übergeht und du nur so der rechtmäßige Herrscher von Ralsvik werden kannst.»
«Ich bin bereits jetzt der Wojwode …»
«Aber nicht vor dem Gesetz der Ranen.»
Tetĕslav spitzte die Lippen. Er wollte gerade etwas erwidern, als sowohl Teška als auch er den aufblitzenden Stahl sahen.
Teška stieß einen heiseren Schrei aus, als Helgi das Schwert hob. Bevor sich der Däne jedoch auf Tetĕslav stürzen konnte, sprangen drei der Krieger auf ihn zu und rangen ihn zu Boden. Sie nahmen ihm das Schwert ab und mussten all ihre Kräfte aufbieten, um Helgi zu überwältigen. Kurz sah es so aus, als könne er sie abschütteln, aber in dem Moment eilten die anderen beiden Männer von draußen zu Hilfe und drückten ihn mit dem Gesicht zu Boden.
Teška stöhnte auf. Jede Faser ihres Körpers war zum Zerreißen angespannt. Sie fürchtete um Helgis Leben. Doch was sollte sie tun? Wenn sie Helgi jetzt vor Tetĕslav verteidigte, gefährdete sie nicht nur ihren Plan, sondern ihrer aller Leben.
Der Wojwode löste sich überrascht von ihr und fragte mit Blick auf Helgi: «Wer ist der Kerl?»
«Ein … Freund. Er hat mich aus der Sklaverei befreit.»
Vier Krieger hielten unterdessen Helgis Arme und Beine fest, während der fünfte ihm gegen die Schläfe trat, um ihn ruhig zu stellen.
«Ein Freund?», sagte Tetĕslav. «Sieh an – das ist also ein Freund von dir. Und warum wollte dieser Freund mich töten?»
«Er liebt mich», sagte Teška schnell. Lähmende Angst kroch durch ihren Körper. Sie versuchte ruhig zu atmen, sich zu beherrschen.
«Aha, er liebt dich also.» Tetĕslav lächelte hintergründig. Aber seine Augen waren hart. Mit einer beiläufigenBewegung nahm er den Bogen vom Rücken, zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an.
«Du sagst, dass du mich heiraten willst, und bringst einen Mann in mein Haus, der dich liebt – und der mich töten will», sagte Tetĕslav, während er den Bogen langsam spannte. Die Pfeilspitze zeigte noch zu Boden. «Das klingt ein wenig eigenartig, nicht wahr? Was denkst du also, Teška, soll ich mit diesem Mann tun?»
Sie versuchte, ihr Zittern zu unterdrücken, während sie mit aufgerissenen Augen auf die metallisch schimmernde Pfeilspitze starrte.
Wenn ich mir jetzt einen Fehler erlaube, wird Tetĕslav uns alle töten, dachte sie.
«Nun, Teška?» Jetzt bewegte Tetĕslav den Pfeil langsam in Helgis Richtung. Die Krieger, die ihn noch immer zu Boden drückten, rückten ein Stück zur Seite, um nicht selbst in die Schusslinie zu geraten.
Helgis Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er konnte Tetĕslavs Worte nicht verstanden und keine Ahnung haben, was der Wojwode mit Teška besprochen hatte. Doch die Pfeilspitze, die nun direkt auf ihn zielte, sprach eine eindeutige Sprache.
«Lass ihn laufen, bitte», sagte Teška. «Ich … werde dafür sorgen, dass er dir nicht mehr zu nahe kommt. Er wird auf mich hören.»
Tetĕslav hatte die Sehne inzwischen voll durchgespannt und zielte auf Helgis Kopf. Dessen Blick wanderte panisch zwischen Tetĕslav und Teška hin und her.
«Liebst du diesen Mann?», fragte Tetĕslav. Und seine kalte Stimme ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass von dieser Antwort
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