Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
drücken. Er drängte ihre Hüften gegen die Reling, hielt sie dort fest, während er sie sanft auf die empfindliche Haut unter ihrem Ohrläppchen küsste. Er öffnete seinen warmen, atmenden Mund und ließ ihn federleicht und so sinnlich über dieselbe Stelle gleiten, dass ihr ein Schauder über den Rücken rann.
»Die Wahrheit ist, Victoria, dass du mir nicht vertrauen oder irgendeine emotionale Verpflichtung eingehen musst, um dein Verlangen zu stillen. Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich mich als zweiter Rockley entpuppen und fordern werde, was du nicht geben kannst oder willst.«
Sie spürte, wie seine Brust sich hob und senkte, als er tief Luft holte und dann die Sehne küsste, die seitlich an ihrem Hals verlief; sie legte den Kopf schräg, so als wäre er ein Vampir, der sie in seinem Bann gefangen hielt.
Ihre Knie gaben nach, aber die Reling fing sie auf und ersparte ihr die Demütigung. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie sehr sie dieses Erwachen, dieses Lebendigwerden ihres Körpers vermisst hatte. Selbst Sebastians Erwähnung von Phillip minderte ihre wachsende Lust nicht.
Seine Hände hatten sich von der Reling zu ihren Brüsten bewegt, und sie hoben sich in seinen Handflächen, als sie tief und keuchend einatmete, bevor sie nach hinten griff, um seinen Kopf zu berühren. Einer seiner Finger schlüpfte in ihr Mieder und streichelte über ihre Brustwarze, dann löste er die Umarmung und umfasste wieder die Reling.
Victoria versuchte sich umzudrehen, um ihn anzusehen, aber er hielt sie mit den Hüften und einem anderen unnachgiebigen Körperteil in ihrer dem Meer zugewandten Position. »Nein, das wirst du nicht tun, mein Schatz«, raunte er ihr ins Ohr. »Ich habe dir gesagt, dass ich mich nicht provozieren lasse, und das werde ich auch nicht. Und glaube bloß nicht, dass du dich auf meine frühere Forderung nach einer Belohnung berufen kannst. Ich habe beschlossen, dass jede Schuld, die du bei mir gehabt haben magst, inzwischen voll und ganz beglichen ist.«
Victoria stellte fest, dass sie zitterte, überall feucht und plötzlich ganz allein war.
Allein gelassen an der Reling, wo die Seebrise über ihre Haut strich wie das Trugbild seines Mundes.
Verdammt sollte er sein.
»Ich frage mich, wer wohl als Erster nachgeben wird«, murmelte Kritanu in Eustacias Ohr. Die Arme um ihre Taille geschlungen, stand er hinter ihr und ließ in ihrem Rücken ein leises Lachen hören.
Sie hatten auf einem hohen Deck in der Nähe des Achterschiffs den Abend auf See genossen, als Victoria sich unter ihnen an die Reling gestellt hatte. Sie hätten sich zurückziehen können, als Sebastian sich wenige Minuten später zu ihr gesellte, aber das taten sie nicht.
Zwar hatten sie kaum etwas von dem verbalen Schlagabtausch zwischen den beiden jungen Leuten mitbekommen, aber doch genug gesehen, um zu erkennen, worum es ging.
»Ich hoffe nur, dass Victoria so klug ist, sich nicht zu einer un überlegten Entscheidung hinreißen zu lassen, besser gesagt zu einer, die auf ihrem Verlangen und nicht auf Vernunft basiert«, erwiderte Eustacia. Ihr war nicht entgangen, wie ihre Nichte geseufzt und sich an Sebastian geschmiegt, wie sie tief und bebend geatmet hatte, nachdem er gegangen war. Als sie geglaubt hatte, niemand würde es sehen.
»Ich bin überzeugt, dass sie sich nicht so leichtsinnig verhalten würde. Die Gardella-Frauen sind, wenn es um Herzensangelegenheiten geht, ganz gewiss nicht für ihre Impulsivität bekannt.«
Eustacia konnte ihr Lächeln nicht verbergen. »Was für eine zänkische strega ich doch geworden bin, vero ? Das Alter setzt mir inzwischen zu und wird zu einer Bürde, die zu schwer für mich ist. Ich habe vergessen, wie es ist, jung zu sein und von einem gut aussehenden Mann in Versuchung geführt zu werden.«
»Ein gut aussehender Mann, der beinahe acht Jahre jünger ist als du.« Lachend drückte er ihr einen Kuss aufs Ohr. »Oh, wie du dagegen angekämpft hast, dich von mir angezogen zu fühlen. Ich war zu jung, viel zu jung, und außerdem nur ein Komitator, ein Trainer, kein Venator, und damit deiner Aufmerksamkeit nicht würdig.«
»Ich war außer mir vor Wut, als Wayren dich zu mir schickte! Als ob du mit siebzehn mehr davon verstehen könntest,Vampire zu jagen, als ich, ein auserwählter Venator, der schon vier Jahre zuvor, ich war gerade zwanzig, seine vis bulla erhalten hatte. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wie viel ich von einem Komitator lernen würde.« Sie drehte sich
Weitere Kostenlose Bücher