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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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weiterzugehen, während Victoria so tat, als würde sie wieder in ihren vermeintlich verlorenen Schuh schlüpfen. Die Frau, fasziniert von derselben Atmosphäre, die ihre Tochter so nervös machte, schritt ohne zu zögern durch die Tür, die der Butler ihnen öffnete. Dieser trat gerade weit genug zur Seite, um ihr, Lady Nilly und Lady Winnie Einlass zu gewähren.
    Die Tür wurde wieder geschlossen, ohne dass der Butler auch nur einen Blick nach draußen geworfen hätte, und Victoria und Zavier standen nun allein in der Dunkelheit.

    »Passen Sie gut auf sich auf.« Zavier fasste nach Victorias Hand, als diese sich gerade wieder von ihrer Scharade des verlorenen Schuhs aufrichtete.
    »Natürlich. Danke, dass Sie mitgekommen sind, Zavier. Ich weiß, dass meine Mutter in Ihrer Obhut sicher sein wird, und ich habe so die Möglichkeit, mich unbemerkt ins Haus zu schleichen. Falls Ihnen irgendetwas auffällt -«
    »Ich werde mich gut um sie kümmern. Und gleichzeitig mit Argusaugen beobachten, ob etwas Ungewöhnliches passiert, obwohl ich noch immer nicht weiß, was wir hier eigentlich finden sollen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Schlüssel nach all den Jahren noch hier versteckt ist.«
    »Ich habe selbst so langsam meine Zweifel. Vielleicht ist es wirklich nur ein harmloser, närrischer kleiner Spaß, der wegen der Fastenzeit von den Priestern unbemerkt bleiben soll; aber irgendwie glaube ich nicht daran. Allerdings spüre ich auch keine Untoten in der Nähe. Vielleicht ist also doch alles in Ordnung.«
    Sie wollte sich gerade zurückziehen, um mit der Dunkelheit zu verschmelzen, damit Zavier das Haus betreten konnte. Doch plötzlich streckte er die Hand aus und streichelte mit seiner rauen, schwieligen Handfläche über ihre Wange, und sie hielt inne. »Ihre Lippe ist fast verheilt. Sie sollten aufpassen, dass Sie nicht noch einmal gegen irgendeinen Türstock laufen«, flüsterte er und erinnerte sie damit an die kleine Notlüge, die sie benutzt hatte, um Beauregards Bisswunde zu erklären, die er ihr in der Vornacht beigebracht hatte.
    »Das war wirklich sehr ungeschickt von mir«, erwiderte sie, während sie daran dachte, wie sie nur wenige Stunden später
mit der Stirn gegen Max’ Kinn geprallt war. Dann begriff sie, was Zavier im Sinn hatte.
    Er wollte sie küssen.Victoria spannte sich erwartungsvoll an. Zavier kam näher und strich mit den Lippen über ihre, wobei sie das sanfte Kratzen von Bartstoppeln und das rauchige Aroma von Tabak wahrnahm. Als er sich wieder zurückzog, um sie anzusehen, waren ihre Augen fast auf gleicher Höhe. Es war zu finster, als dass sie seinen Gesichtsausdruck hätte sehen können, doch sie spürte das leise Zittern seiner Finger an ihrem Kinn. »Wie fühlt es sich jetzt an?«, fragte er mit einem leisen Lächeln in der Stimme.
    »Es fühlt sich schon viel besser an.« Auch Victoria lächelte nun und hoffte, dass Max nicht plötzlich auftauchen und den Augenblick zerstören würde. Das wäre nämlich typisch für ihn.
    »Victoria«, flüsterte Zavier und neigte sich zu ihr, um sie wieder zu küssen. Dieses Mal war es mehr als die sanfte Berührung seiner Lippen, trotzdem war er noch immer sehr behutsam - so als wäre er sich nicht sicher, ob sie es zulassen würde, oder als wüsste er nicht, ob es wirklich real war.
    Es war ein kurzer Kuss, gewiss nicht so ausdauernd oder begierig wie andere, die sie schon genossen hatte. Als Victoria realisierte, dass ihre Hand irgendwie zu seiner breiten Schulter gewandert war und sie das ungestüme Pochen seines Herzens bis hinauf zu seiner Kehle spürte, löste sie sich von ihm.
    Er holte Luft, so als wollte er etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor. »Meine Mutter wird sich wundern, wo wir bleiben. Vielleicht solltest du jetzt lieber hineingehen. Entschuldige mich damit, dass mein Schuhband gerissen ist und ich nach Hause zurückgefahren bin, um es auszuwechseln.«

    Zavier nickte, sodass ihm sein wirres Haar in die Stirn fiel. Er strich es mit einer flinken Handbewegung nach hinten, dann trat er von ihr weg. »Pass auf dich auf«, wiederholte er, bevor er sich umdrehte und zur Eingangstür zurückkehrte, die während ihres kurzen Zwischenspiels geschlossen und verwaist geblieben war.
    Victoria sah zu, wie er davonging, dann zog sie ihre Handschuhe aus, während sie darauf wartete, dass Max auftauchte. Sie trug sie nur ungern, wenn die Aussicht auf einen Kampf bestand.
    Doch ihre Umgebung blieb still - still, verlassen und

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