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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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sich in ihre Arme, und sie riss sich mit einem so starken Ruck los, dass sie gegen den Tisch stieß. Die Blätter, in denen er gelesen hatte, flatterten zu Boden, doch ehe sie sich bücken konnte, um sie aufzuheben, ergriff er ihre Schulter.
    Er packte sie nicht grob wie beim ersten Mal, sondern er umfasste sie nur sanft mit seinen Händen. »Liegt es daran, dass du mir nicht vertraust?«, fragte er. »Oder traust du dir selber nicht?«
    Da begriff sie endlich, was er meinte. Jetzt wo Max weg war, wären sie allein in dem Zimmer gewesen. Sebastian dachte, sie hätte Antonin als eine Art Anstandsdame mitgenommen. »Keins von beidem, Sebastian. Das weißt du.«
    Sie bückte sich, wobei sie sich seinem Griff entwand, und fing an, die Blätter vom Boden aufzuheben. »Was liest du eigendich die ganze Zeit?« Doch als sie das verzierte R ganz unten auf einer Seite sah, brauchte er es ihr nicht mehr zu sagen. Sie kannte Rosamundes Zeichen. »Findest du es interessant, was sie schreibt?«
    Doch Sebastian hatte sich von ihr abgewandt. Victoria legte die Manuskriptseiten auf den Tisch, und als sie einen Schritt auf ihn zu tat, hörte sie ein gurgelndes Schnauben aus der Ecke. Ein Blick sagte ihr, dass das salvi gewirkt hatte und Antonin munter vor sich hin schnarchte.
    »Es ist schon schwer genug«, sagte Sebastian, während er aus dem Fenster schaute, das zur Teynkathedrale hinausging, »hier zu sein. In Prag, mit dir. Mit euch beiden. Halte dich von Antonin fern. Reize ihn nicht. Du weißt ja nicht... du weißt ja nicht, wie du ausgesehen hast, Victoria. Gerade eben. Mit den halb geschlossenen Augen, deinem Gesicht...«
    Sie schluckte. Ihre Kehle zog sich zusammen, was in dem Moment des Schweigens deutlich zu hören war. Sie hatte einen Grund. Sie hätte Antonin von ihrem Blut trinken lassen. Nur ein bisschen; denn sie hatte einen Grund dafür.
    Aber sie musste sich vor Sebastian nicht rechtfertigen.
    »Ich hatte dir gesagt, dass ich mich in dieser Situation nicht wie ein Gentleman verhalten werde«, erklärte er, während er ihr immer noch den Rücken zuwandte. »Und deshalb kann ich dir wohl auch keinen Vorwurf daraus machen, dass du Antonin hergebracht hast.«
    Victoria gab ein ärgerliches Schnauben von sich, welches sie nicht unterdrücken konnte. »Sebastian, der Tag, an dem ich einen Vampir als Schutz gegen mein eigenes Begehren benutze, ist der Tag, an dem ich nicht mehr zum Venator tauge.«
    »Dein eigenes Begehren?«
    »Die Tatsache, dass wir zusammen waren, lässt sich nicht leugnen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen und uns mögen. Ich habe dir nichts vorgespielt. Aber ich habe nicht die Absicht, es zu wiederholen.«
    »Ich hatte dir gesagt, dass ich mich nicht wie ein Gentleman verhalten würde«, wiederholte er mit festerer Stimme. »Aber ich habe mich getäuscht. Er ist deiner nicht wert, Victoria. Und es gefällt mir nicht, wie er sich dir gegenüber verhalten hat, früher und jetzt während der Reise. Aber du hast deine Wahl getroffen, und wenn er die Prüfung besteht, werde ich dich in Ruhe lassen und dir alles Gute wünschen.«
    Doch wenn er sie nicht besteht...
    Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft. Doch beide hatten sie gehört, und Victoria wurde innerlich ganz kalt.
    Wenn er sie nicht besteht.
    »Ich gehe zuerst rein«, sagte Sebastian, während sich seine Hand um Victorias Arm legte, um sie zurückzuhalten. »Katerina wird abgelenkt sein, sodass dein Angriff für sie überraschend kommt.«
    Sie standen in der kleinen Straße, die jeder unter dem Namen Goldenes Gässchen kannte. Die Mauer der Prager Burg bildete die eine Seite der Straße, und eng zusammengedrängte Häuser, die auf der anderen Seite ihre Entsprechung hatten, waren direkt daran angesetzt. Daraus war ein gewundenes schmales Gässchen entstanden, welches kaum breit genug war, um darin nebeneinander zu reiten. Die Häuser selbst waren winzig, aber hübsch anzusehen mit ihren bunten, offen stehenden Fensterläden.
    Es herrschte strahlender Sonnenschein, und obwohl die Sonne schon den Zenit überschritten hatte, stand sie immer noch hoch genug, um glühende Hitze zu verbreiten und kurze Schatten zu werfen. Leute eilten an ihnen vorbei, die aus der Burg kamen oder dorthin wollten, Goldschmiede und Menschen, die anderen Berufen nachgingen. Victoria und Sebastian hatten vor der winzigen Stufe des Hauses 75 angehalten, doch die rote Tür war nicht ihr Ziel.
    Sondern eine Tür direkt neben der

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