Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
herausquetschen.« Sie ballte ihre Hände zu riesigen Fäusten, als wollte sie ihre Worte gleich in die Tat umsetzen. »Mit dem Kauf wäre mein Einkommen für ein Jahr gesichert gewesen. Dass du die Fässer mit nach London genommen hast, war eine Gemeinheit.«
Victoria fand, dass es an der Zeit war einzugreifen. Die Untote war groß und stattlich und mit den rosafarbenen Augen und den giftigen Fangzähnen kein leichter Gegner. Aber Victoria war schon mit schlimmeren Situationen fertig geworden.
»Sie können das später mit Sebastian regeln«, meinte sie und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, »aber jetzt geben Sie mir erst einmal das, weshalb ich hier bin.«
»Und was soll das sein, wenn ich fragen darf?« Die Frau drehte sich um und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit nun auf Victoria. Sie versuchte, mit ihren rosafarbenen Augen Blickkontakt zu Victoria herzustellen, doch es gelang ihr nicht.
»Der Ring von Jubai, der sich in Ihrem Besitz befindet.«
Katerina fing an zu lachen ... so laut und schallend, dass dabei sogar ihr flacher Busen in Bewegung geriet. »Und wie kommen Sie darauf, dass ich in Erwägung ziehen könnte, Ihnen den Ring zu geben?«
»Weil Sie sich nicht in einer Staubwolke zu Ihrem Gatten gesellen wollen.« Victoria präsentierte ihren Pflock und schaute kühn zu ihr auf.
Sebastian zuckte zusammen und verdrehte die Augen, doch Victoria beachtete ihn nicht. Er mochte vielleicht vorgehabt haben, Katerina den Ring mit seinem Charme abzuluchsen. Aber das kam für Victoria gar nicht in Frage.
Katerina hob die Hand und streckte sie Victoria entgegen, sodass sie ihre Knöchel sehen konnte. »Dann müssen Sie ihn sich wohl über meinem Haufen Asche holen, denn ohne mich geht der Ring nirgendwo hin.«
Und tatsächlich; was sie sagte, stimmte. Am Ringfinger der Untoten war nur ein schmaler Streifen Kupfer zu erkennen. Der Rest wurde von Fleisch bedeckt, welches über den Ring hinweggequollen war wie aufgehender Hefeteig. Die einzige Möglichkeit, ihn abzubekommen, bestand darin, Katerina zu töten; Victoria wusste, dass das einzige Material, welches den Tod eines Vampirs überstand, Kupfer war. Alles andere würde sich mit dem Untoten auflösen, was genau der Grund war, warum Lilith die Ringe aus diesem Material hatte anfertigen lassen.
»Da ich nicht vorhabe, irgendwohin zu gehen — und da meine Gäste mich schmerzlich vermissen würden —, denke ich, dass Sie wohl mit leeren Händen werden gehen müssen. Wenn Sie überhaupt gehen.« Katerina bleckte die Zähne, große Zähne, die wie gelbe Grabsteine aussahen.
Victoria sah die Warnung in Sebastians Augen im gleichen Augenblick aufblitzen, als sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sie wirbelte herum und sah zwei große Vampire, die sich auf sie stürzten.
Allerdings hatte sie nicht schnell genug reagiert, und so wurde sie von der Wucht des Aufpralls gegen einen Tisch gestoßen. Victoria knallte mit dem Kopf auf eine Kante, die vom jahrelangen Gebrauch abgenutzt war, nutzte aber den Schwung ihres Sturzes, um sich unter den Tisch rollen zu lassen. Ohne auf den Schmerz zu achten, streckte sie die Arme aus, packte das lange, schlanke Bein des Vampirs, der ihr am nächsten war, und hieb mit der geballten Faust von hinten auf sein Knie.
Er brach zusammen, und während er fiel, sprang Victoria unter dem Tisch hervor und stieß ihm den Pflock in die Brust. Die Staubwolke hüllte ihren Kopf ein, ehe sie wieder hochkam. Ihr Atem ging ein bisschen schneller, aber nicht schwer, als sie herumwirbelte und sich auf den anderen Angreifer stürzte. Treten, herumwirbeln, zuschlagen, stoßen... sie genoss den Kampf, und Erregung durchströmte sie, wie sie es schon eine Weile nicht mehr erlebt hatte. Verschüttete Getränke, die durch die Luft spritzten, das dumpfe Geräusch, wenn Holz in Fleisch stieß, der Geruch untoter Asche, die Befriedigung zu sehen, wie sich die roten Augen eines Vampirs weiteten, wenn der Pflock ihn traf... das war ihre Welt. Ihr großer Augenblick.
An diese Art von Bedrohung - bösartige Wesen mit einem Körper, die sich auf sie stürzten, nach ihr schlugen und traten — war sie gewöhnt. Sie merkte, dass sie in die vertrauten kalari-payattu-Bewegungen übergegangen war, die ihr durch stundenlanges Training mit Kritanu in Fleisch und Blut übergegangen waren. Sie nutzte ihre Kraft und Gewandtheit, um einen Vampir niederzuschlagen, einen anderen gegen seinen Gefährten zu stoßen, dem nächsten den Ellbogen gegen das Kinn krachen zu
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