Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
dunklen Kaschemme nach draußen trat. Die hohen Türme der Teynkathedrale waren in der Ferne, hoch über der Stadt, auf der anderen Seite des Wassers zu sehen. Er wandte den Blick ab. Victoria hatte weder einen Grund angegeben, warum sie das Einsame Pferd schon verließ, noch hatte sie gesagt, wohin sie wollte, aber er wusste es auch so.
    Während er sich, fast ohne zu schwanken, auf den Weg zu ihrem Gasthof machte, fragte er sich, wann Wayren, Brim und Michalas wohl in Prag eintreffen würden oder ob sie sich alle auf dem Weg nach Muntii Fagaras trafen. Sebastian hatte eigentlich keine Lust, Liliths Unterschlupf in Rumänien einen Besuch abzustatten, aber im Verlauf des letzten Jahres hatte er sich daran gewöhnt, Dinge zu tun, die er lieber vermieden hätte.
    Vampire zu pfählen, seinen Großvater eingeschlossen, war eins davon.
    Eine Frau zu lieben, die jedes Mal zu einem Kuss — oder mehr — überredet werden musste.
    Auf Leben und Tod gegen Dämonen zu kämpfen, die einen vorübergehend lähmten, wenn man sie traf.
    Sogar der Anblick von Katerina, die sich mit einem Puff in eine Wolke aus Asche verwandelte, hatte seine melancholische Stimmung weiter vertieft.
    Aber vielleicht lag es auch am Brandy.
    Nein. Es war nicht nur der Brandy. Trotz all ihrer Fehler war Katerina früher einmal nett zu ihm gewesen, und es war Sebastians Schuld, dass ihr untoter Ehemann jetzt nicht mehr an ihrer Seite weilte.
    Aber zumindest waren sie nun in der Hölle wieder miteinander vereint.
    Bei dem Gedanken zog sich sein Magen zusammen. Vielleicht hatte er doch ein bisschen zu viel von dem Brandy getrunken.
    Giulia befand sich auch in der Hölle, und er war der verdammte Mistkerl gewesen, der dafür gesorgt hatte.
    Gab es keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern? Ihre Seele zu retten?
    Natürlich nicht. Seit Jahren dachte er darüber nach, wünschte es sich und hoffte so sehr, einen Weg zu finden, es zu ändern. Was passiert war, war passiert. Asche zu Asche... und in diesem Fall zur Hölle damit.
    Verdammt. Der Brandy. Bitterkeit stieg in ihm auf, und Sebastian musste sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischen, weil die Sonne so heiß brannte.
    Als Wayren ihm die Seiten gegeben hatte, die von Rosamunde Gardella geschrieben worden waren, war Sebastian sich ganz sicher gewesen, dass etwas Wichtiges in ihnen stünde. Etwas, das er wissen musste. Irgendeine Botschaft an ihn. Schließlich war er von ihnen so stark angezogen worden, dass es einen Grund dafür geben musste. Und für all die Träume, die klarer und deutlicher waren denn je.
    Lag es nur daran, weil er Victoria verloren hatte, dass Giulia ihn jetzt wieder verfolgte? War seine Beziehung zu Victoria nur eine Ablenkung von Giulia und der Erinnerung an sie gewesen?
    Doch bis jetzt, obwohl er Nacht für Nacht über den Papieren gebrütet hatte, sodass die Worte förmlich in seinen Kopf eingebrannt zu sein schienen, hatte er auf diesen brüchigen, eng beschriebenen Seiten nichts gefunden, was irgendwie als Botschaft an ihn ausgelegt werden könnte.
    Rosamunde hatte Eustacias Tod in Rom vorausgesagt:
    Das goldene Zeitalter der Venatoren wird am Fuße Roms enden.
    Sie hatte auch vorhergesehen, dass Victoria Gefahr lief, von Beauregard umgewandelt zu werden:
    Und die aufstrebende Tochter wird befleckt werden, während das Böse versucht, sie zu beherrschen. Doch die Kraft eines reinen Herzens vermag diese Prüfung zu bestehen.
    Es gab einen weiteren Absatz, der sich tief in seinem Kopf eingegraben hatte, aber er begriff seine Bedeutung nicht.
    Und in der neuen Welt wird ein Erlöser sein, der mit einem großen Makel behaftet ist. Er wird ein lang gegebenes Versprechen einlösen, und am Ende werden die, für die er lebt, gerettet werden.
    In nüchternen Momenten und in jenen frühen Morgenstunden, wenn ihm die Worte aus dem Manuskript durch den Kopf gingen, dachte Sebastian, dass diese Textstelle vielleicht an ihn gerichtet war. Vielleicht sollte er nach Amerika gehen — in die Neue Welt? Einen großen Makel trug er auf jeden Fall mit sich herum.
    Aber war er auch ein Erlöser?
    Damit konnte er nicht gemeint sein. Pesaro vielleicht, dieser verdammte Held, der immer seine Pflicht erfüllte. Ein Mann, der auch nicht ein Fünkchen Mitgefühl besaß.
    Vielleicht war Pesaro der Erlöser und würde nach Amerika gehen, um ein lang gegebenes Versprechen einzulösen. Und Victoria Sebastian überlassen. Ein grimmiges Lächeln spielte um seine Lippen. Der verdammte Mistkerl

Weitere Kostenlose Bücher