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Das Buch der verlorenen Dinge

Das Buch der verlorenen Dinge

Titel: Das Buch der verlorenen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Förster legte David schützend den Arm um die Schulter und zog ihn zu sich heran, während seine Rechte fest den Griff der Axt gepackt hielt.
    »Das ist der Sohn meines Bruders. Er ist mich besuchen gekommen.«
    Der Wolfsmann ließ sich auf alle viere fallen, und sein Nackenfell sträubte sich. Er schnüffelte.
    »Du lügst!«, knurrte er. »Du hast keinen Bruder, keine Verwandten. Du lebst allein hier, und zwar schon immer. Das da ist kein Kind unseres Landes. Er bringt neue Gerüche mit. Er ist… anders.«
    »Er gehört zu mir, und ich beschütze ihn«, sagte der Förster.
    »Im Wald war ein seltsames Ding, das gebrannt hat. Hat er es mitgebracht?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Aber vielleicht weiß der Junge etwas davon, und er kann uns erklären, woher das Ding kommt.«
    Der Wolfsmann nickte einem seiner Kumpane zu, und etwas Schwarzes flog durch die Luft und landete vor Davids Füßen.
    Es war der Kopf des deutschen Schützen, fast völlig verkohlt und von Bissspuren entstellt. Der Helm war mit dem Schädel verschmolzen, und darunter erblickte David erneut das bleiche Todesgrinsen.
    »Es war kaum noch was an ihm dran«, sagte der Wolfsmann. »Er schmeckte nach Asche und nach irgendetwas Säuerlichem.«
    »Menschen essen keine Menschen«, sagte der Förster angewidert. »Durch das, was ihr getan habt, verratet ihr eure wahre Natur.«
    Der Wolfsmann ging nicht darauf ein.
    »Bei dir ist der Junge nicht sicher. Andere werden von ihm erfahren. Überlass ihn uns, wir geben ihm den Schutz des Rudels.«
    Doch der Blick des Wolfsmannes strafte seine Worte Lügen, denn in seinen Augen lagen Hunger und Gier. Die Rippen standen unter dem grauen Fell hervor, so stark, dass sie sogar durch das weiße Hemd zu sehen waren, und seine Läufe waren dünn. Auch die anderen sahen ausgemergelt aus. Sie schlichen sich langsam an David und den Förster heran, unfähig, der lockenden Beute zu widerstehen.
    Plötzlich nahm David aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Einer von den niederen Wölfen sprang sie an, vom Hunger überwältigt. Der Förster fuhr herum, holte mit der Axt aus, und man hörte nur ein einziges, kurzes Jaulen, dann lag der Wolf tot auf dem Boden, den Kopf fast vom Rumpf getrennt. Aus dem Rudel erhob sich Geheul, und die Wölfe begannen unruhig und erregt umherzulaufen. Der Wolfsmann starrte auf das getötete Tier, dann fixierte er den Förster, jeden einzelnen seiner spitzen Reißzahne gebleckt und jedes einzelne Haar seines Nackenfells gesträubt. David dachte, er würde sich auf sie stürzen, gefolgt von dem gesamten Rudel, und sie zerfleischen, doch dann schien der Teil seines Wesens, der zumindest Spuren von etwas Menschlichem aufwies, die Oberhand zu gewinnen, und er unterdrückte seine Wut.
    Er erhob sich wieder auf die Hinterbeine und schüttelte den Kopf. »Ich habe sie ermahnt, auf Abstand zu bleiben, aber sie sind hungrig«, sagte er. »Es gibt neue Feinde und neue Räuber, die uns die Nahrung wegnehmen. Aber der da war keiner von uns, Förster. Wir sind keine Tiere. Diese anderen können ihre Gier nicht im Zaum halten.«
    Der Förster und David bewegten sich vorsichtig auf das Haus zu, das ihnen Sicherheit versprach.
    »Täusch dich nicht, du Ungeheuer«, sagte der Förster. »Es gibt kein ›wir‹. Ich habe mehr mit den Blättern an den Bäumen und der Erde auf dem Boden gemeinsam als mit euresgleichen.«
    Einige von den Wölfen waren bereits näher gekommen und machten sich über ihren getöteten Kameraden her, doch keiner von denen, die Kleider trugen. Zwar warfen sie sehnsüchtige Blicke auf den Kadaver, doch wie ihr Anführer bemühten sie sich, zumindest einen Hauch von Selbstbeherrschung zu zeigen. Sehr weit her war es damit allerdings nicht. David sah, wie ihre Nasen zuckten, als sie den Blutgeruch witterten, und er war sicher, wenn der Förster nicht da wäre, um ihn zu beschützen, hätten sie ihn bereits in Stücke gerissen. Die niederen Wölfe waren Kannibalen, ihnen genügte es, sich über einen der Ihren herzumachen, aber die Gelüste derjenigen, die den Menschen ähnelten, waren noch viel schlimmer.
    Der Wolfsmann dachte über die Worte des Försters nach. David, der hinter dem Rücken des Försters verborgen war, nahm verstohlen den Schlüssel aus seiner Tasche und näherte sich der Tür.
    »Nun, wenn uns nichts verbindet«, sagte der Wolfsmann schließlich, »dann ist mein Gewissen rein.«
    Er sah zum Rudel hinüber und heulte.
    »Es ist Zeit«, knurrte er, »für ein

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