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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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ihnen viele Dinge über die Welt, über die Zeitläufte und die großen Gefahren, die dort bereits lauerten und die bald durch die Rückkehr Melkos noch schlimmer werden würden. ›Mein Herz spürt es, und meine Weisheit enthüllt es mir‹, sagte er, ›dass nun nicht mehr viel Zeit verstreichen wird, bis jene anderen Kinder Ilúvatars, die Väter der Väter der Menschen, in die Welt kommen werden – wisset nämlich, dass es die unwandelbare Musik der Ainur ist, durch welche die Welt am Ende für lange Zeit unter das Szepter der Menschen kommen wird; ob ihr dies freilich zum Segen oder zum Leid gereichen wird, hat Ilúvatar nicht enthüllt; und ich will nicht, dass jemals Streit oder Furcht oder Zorn herrsche zwischen den verschiedenen Kindern Ilúvatars, und gern möchte ich die Welt für lange Zeit frei wissen von Wesen, die gegen die neu angekommenen Menschen kämpfen und ihnen Leid zufügen könnten, bevor deren Sippen stark genug sind, weil die Stämme und Völker der Erde noch unmündig sind.‹ Und viele Worte sagte er noch über die Menschen und ihr Wesen und ihre Schicksale, und die Noldoli waren erstaunt, denn sie hatten die Valar nicht von Menschen sprechen hören oder nur sehr selten; und dann hatten sie nicht übermäßig darauf geachtet und diese Geschöpfe für schwächlich und blind und tölpelhaft gehalten, die dem Tod ausgesetzt waren und den Glanz der Eldalie nicht im Geringsten würden erreichen können. Obgleich nun Manwe solchermaßen sein Herz ausgeschüttet hatte, in der Hoffnung, die Noldoli würden erkennen, dass sein Wirken sich nicht ohne Sinn und Zweck vollziehe, und ruhiger würden und seiner Liebe gewisser, waren diese vielmehr erstaunt, zu entdecken, dass die Ainur dem Kommen der Menschen so große Bedeutung beimaßen; und so kam es, dass Manwes Worte das Gegenteil dessen bewirkten,was er gewollt hatte; denn Feanor, in seinem Schmerz verblendet, verdrehte Manwes Worte so, dass sie einen bösen Anschein bekamen. Und als er wieder vor der Versammlung von Kôr stand, sprach er diese Worte:
    ›Seht, jetzt wissen wir, warum man uns hierhergebracht hat wie eine Fracht hübscher Sklaven! Jetzt endlich sagt man uns, warum wir hier gehütet werden, unseres Erbes in der Welt beraubt. Wir sollen nicht über die weiten Lande herrschen, weil wir sie vielleicht nicht einer ungeborenen Rasse überlassen würden. Diesen Menschen – fürwahr ein erbärmliches Volk, raschem Tod ausgeliefert, eine Rasse, die sich in der Finsternis Höhlen gräbt, mit ungeschickten Händen, taub für Lied und Musik, die mit ihren ungefügen Werkzeugen stumpfsinnig die Krume beackern wird – diesen, die gleichwohl von Ilúvatar stammen sollen, will Manwe Súlimo, Herr der Ainur, die Welt überantworten und alle ihre Wunder, alle ihre verborgenen Stoffe, die doch unser Erbe sind. Was ist seine Rede von den Gefahren in der Welt? Nichts als eine List, um uns zu täuschen, ein Blendwerk aus Worten! Oh, alle ihr Kinder der Noldoli, die ihr nicht länger Hausknechte der Götter sein wollt, so sanft man euch auch behandelt, macht euch auf, ich bitte euch, und begebt euch fort aus Valinor, denn jetzt ist die Zeit reif, und die Welt erwartet euch.‹
    Sie ist wahrlich staunenswert, diese feingesponnene Verschlagenheit Melkos – denn niemand kann wissen, ob nicht in diesen wilden Worten der winzigste Hauch von Wahrheit liegt; niemand wundert sich auch, dass es Melkos eigene Worte sind, die man aus dem Munde Feanors, seines Feindes, hört, der weder wusste noch sich erinnerte, wo der Ursprung seiner Gedanken lag; doch vielleicht ist Melko selbst nicht einmal die älteste Quelle dieser Übel, sondern solche Dinge müssen sein – und die geheimnisvolle Eifersucht zwischen Elben und Menschenist ein ungelöstes Rätsel, eines der Leiden, die im dunklen Ursprung der Welt wurzeln.
    Wie immer es sich mit diesen unergründlichen Dingen verhalten mag, so verschafften die wilden Worte Feanor auf der Stelle eine mächtige Gefolgschaft, denn ein Schatten schien auf die Herzen der Gnomen gefallen zu sein – und vielleicht geschah dies sogar nicht ohne Wissen Ilúvatars. Melkos Jubel jedoch wäre groß gewesen, hätte er erfahren, dass seine böse Saat weit mehr Früchte getragen, als er erwartet hatte. Nun zog dieser Unheilstifter indessen über die dunklen Ebenen von Eruman, und weiter im Süden, als bislang jemand vorgedrungen war, stieß er auf ein Gefilde der tiefsten Düsternis, die ihm ein guter Ort zu sein schien, seinen

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