Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
auskennen und zu entrinnen hoffen. Dort gelangten sie schließlich an einen Ort, wo die Schleier der Schatten dünn waren, und eine versprengte Schar der Vali, darunter Tulkas, erspähte sie. Gewiss wäre es auf der Ebene zwischen Tulkas und Melko zum Kampf gekommen, wäre nicht die Entfernung zu groß gewesen; und just als Tulkas’ Speer Melko hätte erreichen können, hüllte ein Nebelfeld die Flüchtenden aufs Neue ein, und das Hohngelächter Melkos schien erst von der einen, dann von der anderen Seite zu kommen, nun aus unmittelbarer Nähe, dann aus weiter Ferne, und Tulkas fuhr wild umher, und Melko schlüpfte fort.
Da ritten Makar und Meásse in großer Eile mit ihrem Gefolge nach Norden, weckten Mandos und befahlen, die Gebirgspfade zu bewachen, doch entweder kam Makar zu spät oder Melkos Verschlagenheit spielte ihm einen Streich – und Makars Verstand war nicht der schärfste, denn sie bekamen nicht das Geringste von Melko zu Gesicht, obgleich er mit Sicherheit auf diesem Wege entkam und später viel Unheil in der Welt anrichtete. Doch niemanden gibt es, den ich je habe erzählen hören, wie ihm seine gefährliche Flucht gelang, zurück in die Eiskönigreiche des Nordens.«
Anmerkungen
1 vgl. S. 197.
2 Lirillo erscheint in der auf S. 409f. erwähnten Liste mit Beinamen der Valar als ein Name von Salmar-Noldorin.
3 »Vater Feanors« ist die endgültige Lesart nach langem Schwanken zwischen »Sohn Feanors« und »Bruder Feanors«.
4 Zur Errichtung der Berge von Valinor holte man Felsen und Steine aus Arvalin (Eruman); vgl. S. 124.
5 »Großvater Feanors« ist eine Verbesserung aus »Sohn Feanors«; vgl. Anmerkung 3.
6 Nach »Kunstwerke« stand im Manuskript der folgende Satz, der durchgestrichen wurde: »welche die Götter, wenn es ihnen gefiele, innerhalb einer Stunde schaffen könnten« – dieser Satz ist, für sich genommen, ebenso bemerkenswert wie die Tatsache seiner Tilgung.
7 Von »vor den Toren von Valmar« bis »doch unbeeindruckt trug der Gesandte seine Botschaft vor« ist der Text rund um die kleine Weltkarte geschrieben, die auf S. 140 wiedergegeben und beschrieben wurde.
8 Dieser Teil des Manuskripts besteht aus einzelnen, gesonderten Passagen mit Verweisen; es scheint am wahrscheinlichsten, dass dieser Satz an diese Stelle gehört.
9 Punkte im Original.
10 »später« ist eine Verbesserung aus »früher«. Am Rand ist der Satz mit einem Fragezeichen versehen.
Veränderungen der Namen
Ellu Melemno < Melemno (in Kapitel V, S. 201, ist Ellu der Anführer der Solosimpi). Sirnúmen < Numessir (erscheint zu Anfang zweimal; in der Folge war Sirnúmen die zuerst geschriebene Form).
Eruman < Harmalin (S. 240; 251) < Habbanan (S. 138).
Arvalin < Hawaiien < Habbanan (S. 138; 240) < Harvalien < Harmalin (S. 242); Arvalien wurde so zuerst geschrieben auf S. 245.
Bruithwir ersetzt einen älteren Namen, wahrscheinlich Maron.
Bruithwir go-Maidros < Bruithwir go-Feanor. goist ein Vatersname mit der Bedeutung »Sohn von«. Vgl. oben, Anmerkungen 3 und 5.
Móru Dieser Name könnte auch als Morn gelesen werden (vgl. Anhang der Namen). Er ersetzt hier einen anderen Namen, vermutlich Mordi .
Ungoliont < Gungliont.
Daurin (Tórin) Die ursprüngliche Schreibweise beim ersten Auftauchen lautete Feanor, geändert in Daurlas … mit Feanor verwandt . Im Folgenden ist Daurin aus Feanor verbessert.
Kommentar
Die Geschichte der Verführung der Noldoli durch Melko wurde schließlich gänzlich anders erzählt; denn im Silmarillion erhebt sich der Streit zwischen Finwes Söhnen Feanor und Fingolfin (S. 80), wovon sich in der vorliegenden Geschichte keine Spur findet; hier ist Feanor nicht der Sohn Finwe Nólemes, sondern der eines gewissen Bruithwir. Das Hauptmotiv in der späteren Geschichte – Melkors Verlangen nach den Silmaril ( Das Silmarillion, S. 79) – wird hier lediglich durch eine Gier nach den Gemmen der Noldoli überhaupt repräsentiert; es ist in der Tat eine bemerkenswerte Eigenart der ursprünglichen Mythologie, dass, obgleich die Silmaril bereits existierten, diese von relativ geringer Bedeutung waren. Eine wesentliche Übereinstimmung mit der späteren Geschichte liegt darin, dass es die Noldoli sind, gegen die sich Melkos Angriff richtet, und dass sich die von ihm verwendeten Argumente sehr ähneln: die Einschließung der Elben in Valinor durch die Valar und die ausgedehnten Reiche im Osten, die rechtmäßig die ihren waren – doch bemerkenswerterweise fehlt in Melkos Worten jeder
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