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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Steine von den Mauern gegen ihn schleudern und ihn töten, doch die anderen duldeten nicht, dass er schon jetzt misshandelt wurde, sondern gewährten ihm trotz ihres Zornes und Ekels Zutritt zum großen goldenen Platz, der vor Aules Höfen lag. Und in derselben Stunde wurden Reiter nach Kôr und nach Sirnúmen gesandt, um die Elben herbeizurufen, denn die Götter waren der Ansicht, dass diese Angelegenheit sie ebenso betraf. Als alles bereit war, stellte sich der Bote neben den Obelisken aus reinem Gold, auf den Aule die Geschichte von der Entzündung des goldenen Baumes geschrieben hatte (in Lóriens Hof stand ein silberner Obelisk mit einer anderen Geschichte), und unversehens sagte Manwe: ›Sprich!‹ Und seine Stimme war wie ein zorniger Donnerschlag, der in den Höfen widerhallte, doch unbeeindruckt trug der Gesandte seine Botschaft vor und sagte:
    ›Solchermaßen spricht der Fürst Melko, Beherrscher der Welt vom dunkelsten Osten bis zu den äußeren Abhängen der Berge von Valinor, zu seinen Verwandten, den Ainur! Es hat ihm gefallen, zum Ausgleich für etliche schmerzliche Beleidigungen und für eine lange Zeit ungerechter Einkerkerung, welche er ungeachtet seines edlen Standes und Blutes durch eure Hände erduldet hat, sich nun, wie es ihm zukommt, gewisse geringfügige Schätze zu eigen zu machen, welche die Noldoli, eure Sklaven, besaßen. Groß ist sein Kummer darob, dass er einige von ihnen getötet hat, weil sie ihm böswillig ein Leid antun wollten; indessen will er ihre frevlerischenAbsichten nunmehr vergessen und auch das frühere Unrecht, das ihr, die Valar, ihm angetan habt, und jenen Ort, den man Valmar nennt, wieder mit seiner Gegenwart beehren, wenn ihr seine Bedingungen anerkennt und erfüllt. Vernehmt denn, dass die Noldoli seine Diener sein und ihm ein Haus ausschmücken sollen; außerdem fordert er von Rechts wegen …‹ doch bei diesen Worten, als der Herold, um seiner Unverschämtheit Nachdruck zu verleihen, noch lauter sprach als zuvor, wurde der Zorn der Valar so groß, dass Tulkas und mehrere andere seines Hauses hinabsprangen, ihn packten und ihm den Mund verschlossen, und der Platz des Rates geriet in Aufruhr. Melko hatte in Wahrheit mit seiner unverschämten Botschaft nichts erreichen, sondern nur Zeit gewinnen und die Valar in Verwirrung stürzen wollen.
    Da gebot Manwe, den Herold loszulassen, doch die Götter erhoben sich und riefen wie aus einem Munde: ›Das ist kein Herold, sondern ein Aufrührer, ein Dieb und Mörder.‹ ›Er hat die Heiligkeit Valinors besudelt‹, schrie Tulkas, ›und uns Unverschämtheiten ins Gesicht geschleudert.‹ Was die Elben anging, so waren sie nun alle einer Meinung. Sie hatten keine Hoffnung, die Juwelen zurückzubekommen, außer Melko würde gefangen, was nun ein hoffnungsloses Unterfangen war, doch sie wollten nicht das Geringste mit ihm zu tun haben und ihn und alle seine Knechte als Gesetzlose behandeln. (Und dies hatte Manwe gemeint, als er sagte, aus dem Tode Bruithwirs werde das größte Unheil erwachsen, denn dieser Mord war es, der Götter und Elben aufs höchste erregte.) 8
    Diese Absichten enthüllten sie Varda und Aule, und Varda unterstützte ihre Sache gegenüber Manwe; und Aule tat es noch viel nachdrücklicher, denn auch er war tief betrübt über den Diebstahl so vieler Dinge von außergewöhnlicher Kunst und Fertigkeit; doch bei Tulkas Poldórea bedurfte es keinerBitten, denn er glühte vor Zorn. Diese mächtigen Fürsprecher überzeugten nun den Rat mit ihren Worten, so dass Manwe am Ende seinen Urteilsspruch verkündete, der Melko überbracht werden sollte: Er weise Melkos Ansinnen und seine Worte zurück und verbanne ihn und seine Gefolgsleute für alle Zeit aus Valinor. Diese Worte wollte er nun dem Gesandten sagen, damit er mit ihnen zu seinem Herrn zurückkehre, aber weder die Vali noch die Elben wollten das zulassen. Unter Führung von Tulkas brachten sie den Abtrünnigen auf die höchste Spitze des Taniquetil; dort sprachen sie ihm ab, ein Herold zu sein, und indem sie den Berg und die Sterne als Zeugen aufriefen, warfen sie ihn auf die Felsbrocken von Arvalien, so dass er starb, und Mandos nahm ihn in seine tiefsten Höhlen auf.
    Da warf Manwe, der in diesem Aufruhr und ihrer grausamen Tat die Saat der Unbarmherzigkeit aufgehen sah, sein Szepter zu Boden und weinte; doch die anderen sprachen mit Sorontur, dem König der Adler auf dem Taniquetil, und durch ihn wurden Melko die Worte Manwes überbracht: ›Hebe dich

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