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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Verbindungsstück beginnt mit der folgenden Passage:
    »Groß muss die Macht Melkos gewesen sein, Böses zu tun«, sagte Eriol, »wenn er durch seine Arglist wirklich das Glück und den Glanz der Götter und Elben zerstören, das Licht ihrer Wohnstätte verdunkeln, und all ihre Liebe zunichte machen konnte. Das war gewisslich die schlimmste Tat, die er jemals vollbracht hat.«
    »Fürwahr, niemals wieder ist eine solche Untat in Valinor begangen worden«, sagte Lindo, »doch Melkos Hand hat die Dinge in der Welt zum Schlimmen gewendet, und die Samenseiner Bosheit sind seitdem zu einer großen und schrecklichen Macht herangewachsen.«
    »Nein«, sagte Eriol, »dennoch kann mein Herz nicht an anderen Kummer denken als an die Zerstörung der schönsten Bäume und an die Verdunkelung der Welt.«
    Diese Passage wurde durchgestrichen und findet sich nicht im Typoskript, doch taucht sie in beinahe identischer Form am Ende des Kapitels Die Flucht der Noldoli wieder auf (Teil 1, S. 276f.). Der Grund dafür ist, dass mein Vater beschlossen hatte, anstelle von Tinúviel die Geschichte von Sonne und Mond auf die Kapitel Die Verhüllung von Valinor und Die Flucht der Noldoli folgen zu lassen (vgl. Teil 1, S. 328ff., wo die schwierige Frage der Neuanordnung der Geschichten gerade an diesem Punkt erörtert wird). Die Fortsetzung des Verbindungsstückes (»In den Tagen nun, bald nachdem diese Geschichte erzählt worden war«) bezog sich, als sie niedergeschrieben wurde, auf die Geschichten Die Verhüllung von Valinor und Die Flucht der Noldoli; aber es wird nicht deutlich, auf welche von beiden, nachdem Tinúviel aus der ursprünglichen Anordnung herausgenommen worden war.
    Die zwei Fassungen des Verbindungsstückes ähneln einander anfangs sehr, doch als Eriol von seinem vergangenen Leben erzählt, weichen sie voneinander ab. Textgrundlage für den ersten Teil ist ausschließlich das Typoskript; sobald die Abweichungen beginnen, werden beide Fassungen nacheinander wiedergegeben. Die Erörterung der Geschichte von Eriols Leben findet sich in Kapitel VI.
    In den Tagen nun, bald nachdem diese Geschichte erzählt worden war, seht, da näherte sich der Winter dem Lande von Tol Eressea, denn inzwischen hatte Eriol, dem seine Wanderlust aus dem Sinn gekommen war, geraume Zeit im alten Kortirion gewohnt. Niemals in diesen Monaten begab er sich über das wohlbestellte Ackerland hinaus, das außerhalb der grauen Mauern dieser Stadt lag, doch manch eine Halle der Sippen der Inwir und der Teleri empfing ihn als frohen Gast, und er wurde immer vertrauter mit der Sprache der Elben, und seinWissen um ihre Gebräuche, ihre Geschichten und Lieder vertiefte sich.
    Dann war plötzlich der Winter über die Einsame Insel hereingebrochen, und die Wiesen und Gärten hüllten sich in funkelnden Schnee; ihre Springbrunnen waren versiegt, all ihre blattlosen Bäume standen stumm, und die ferne Sonne glänzte trübe im Nebel oder zersplitterte auf den Kristallflächen langer Eiszapfen. Noch immer brach Eriol nicht auf, sondern sah dem kalten Mond zu, der aus den frostigen Himmeln auf Mar Vanwa Tyaliéva herabblickte, und wenn die Sterne über den Dächern blau aufschimmerten, lauschte er, doch nun vernahm er nicht den Klang von Timpinens Flöte; dieser Kobold nämlich lebt vom Hauch des Sommers, und bevor die geheime Ahnung des Herbstes die Lüfte erfüllt, besteigt er sein graues Zauberboot, und die Schwalben entführen ihn in die Ferne.
    Gleichwohl erfuhr Eriol Lachen und Fröhlichkeit und auch Musik und Gesang in den Häusern von Kortirion – selbst Eriol, der Wanderer, dessen Herz vorher keine Ruhe gekannt hatte.
    So kam nun ein grauer Tag und ein fahler Nachmittag, doch drinnen waren Feuerschein und behagliche Wärme, Tanz und Lärm fröhlicher Kinder, denn Eriol spielte mit den Jungen und Mädchen in der Halle des Wiedergefundenen Spiels ein großes Spiel. Schließlich, durch ihr Herumtollen ermüdet, warfen sie sich auf die Teppiche vor der Feuerstelle nieder, und eines der Kinder, ein kleines Mädchen, sagte: »Erzähl mir, o Eriol, eine Geschichte!«
    »Was soll ich denn erzählen, o Veanne?«, sagte er, und sie, seine Knie umfassend, erwiderte: »Eine Geschichte von Menschen und von Kindern in den Großen Landen oder von deiner Heimat – und hattest du dort einen ebensolchen Garten wie wir, mit Mohnblumen und Stiefmütterchen, wie sie in meinem Gartenwinkel an der Laube der Drosseln wachsen?«
    Es folgt nun die Manuskript-Fassung des restlichen

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