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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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war das natürlich nicht wahr, doch einige wenige gab es dort in der Tat – eine sehr wilde, bösartige und zaubermächtige Rasse, die es wagte, dort in dunklen Löchern zu hausen, doch waren diese besonderen Mäuse größer als Ratten und sehr grimmig, und Tevildo hegte sie zu seinem ureigenen Vergnügen und ließ nicht zu, dass ihre Zahl geringer wurde.
    Drei Tage lang jagte Beren hinter ihnen her, doch weil er nichts hatte, womit er eine Falle herstellen konnte (und er hatte Melko in der Tat nicht angelogen, als er ihm sagte, er habe ein besonderes Geschick gerade darin), jagte er vergeblich und trug als einzigen Lohn für seine Anstrengungen einen Biss in den Finger davon. Da war Tevildo voll Verachtung und sehr wütend, doch weder er noch seine Vasallen fügten ihm darauf, Melkos Gebot befolgend, ein Leid zu. Doch Berens Leben in der Behausung Tevildos war künftig gleichwohl bitter. Man machte ihn zum Küchenjungen, und er brachte seine Tage mühselig damit zu, die Fußböden und das Geschirr zu reinigen, Tische zu schrubben, Holz zu hacken und Wasser zuschleppen. Oft wurde er auch damit beauftragt, Spieße zu drehen, an denen Vögel und fette Mäuse aufs köstlichste als Speisen für die Katzen geröstet wurden, doch er selbst bekam nur selten genug Essen oder Schlaf; so wurde er mager und ungepflegt und wünschte oft, er hätte Hisilóme nie verlassen und Tinúviel nie zu Gesicht bekommen.
    Das schöne Mädchen weinte nun sehr lange, nachdem Beren fortgegangen war, und tanzte nicht mehr in den Wäldern, und Dairon wurde wütend und konnte sie nicht verstehen, doch sie hatte das Gesicht Berens liebgewonnen, seine Augen, die durch die Zweige spähten, das knackende Geräusch seiner Schritte, wenn er ihr durch den Wald folgte; nicht zuletzt seine Stimme verlangte sie wieder zu hören, die vor den Toren ihres Vaters sehnsüchtig ihren Namen über den Fluss rief; und sie wollte nun nicht mehr tanzen, da Beren zu den unheilvollen Hallen Melkos geflohen und vielleicht bereits umgekommen war. Dieser Gedanke wurde ihr schließlich so unerträglich, dass dieses sanfteste aller Mädchen zu ihrer Mutter ging, denn ihren Vater aufzusuchen, wagte sie nicht und wollte es auch nicht leiden, dass er sie weinen sah.
    ›O Gwendeling, meine Mutter‹, sagte sie, ›sage mir durch deine Zauberkraft, wenn du es vermagst, wie es um Beren bestellt ist. Ergeht es ihm noch gut?‹ – ›Nein‹, erwiderte Gwendeling, ›zwar lebt er, doch in einer qualvollen Gefangenschaft, und die Hoffnung ist versiegt in seinem Herzen, denn siehe, er ist ein Sklave in der Gewalt von Tevildo, dem Fürsten der Katzen.‹
    ›Dann‹, sagte Tinúviel, ›muss ich gehen und ihm beistehen, denn ich kenne sonst niemanden, der das tun wird.‹
    Darob lachte Gwendeling nicht, denn in vielen Dingen war sie klug und vorausschauend, doch es war die Ausgeburt eines bösen Traums, dass irgendein Elb, noch weniger ein Mädchen,die Tochter des Königs, ohne Begleitung zu den Hallen Melkos ging, selbst in jenen frühen Tagen vor der Schlacht der Ungezählten Tränen, als Melkos Macht noch nicht zur vollen Größe gewachsen war, er seine Pläne geheim hielt und sein Lügennetz spann. Darum bat Gwendeling ihre Tochter behutsam, nicht von solchen Narreteien zu sprechen; aber Tinúviel sagte: ›Dann musst du an meiner Stelle meinen Vater um Hilfe bitten, dass er Krieger nach Angamandi schickt und vom Ainu Melko die Freiheit Berens verlangt.‹
    Aus Liebe zu ihrer Tochter tat Gwendeling dies wirklich, und Tinwelint war so ergrimmt, dass Tinúviel wünschte, sie hätte ihr Begehren nie geäußert; und Tinwelint befahl ihr, an Beren weder zu denken noch von ihm zu sprechen, und er schwor, er werde ihn töten, wenn er diese Hallen noch einmal betrete. Darauf zerbrach sich Tinúviel den Kopf, was sie tun könne, und sie ging zu Dairon und bat ihn, ihr zu helfen oder, wenn er wolle, sie nach Angamandi zu begleiten; aber Dairon empfand für Beren wenig Liebe, und er sagte: ›Warum sollte ich mich wegen eines wandernden Gnomen aus den Wäldern in die entsetzlichste Gefahr begeben, die es auf der Welt gibt? Wahrlich, ich liebe ihn nicht, weil er unser gemeinsames Spiel zerstört hat, unsere Musik und unseren Tanz.‹ Doch Dairon tat noch ein Übriges und erzählte dem König, was Tinúviel von ihm verlangt hatte – er tat dies nicht aus böser Absicht, sondern weil er besorgt war, Tinúviel könne in der Verblendung ihres Herzens die Fahrt in den Tod antreten.
    Als nun 5

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