Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
dem Volk der Menschen in Freundschaft verbunden gewesen in jener Zeit, da er der Waffenbruder von Úrin, dem Standhaften, gewesen war; doch in jenen Tagen trug er einen anderen Namen, und Egnor war Melko unbekannt. Gleichwohl sprach Beren damals die Wahrheit, als er sagte, er sei ein großer Jäger, behende und geschickt, alles Getier zu erlegen, zu fangen oder zu hetzen. »Ohne es zu bemerken, verirrte ich mich in einen Teil der Berge, der mir unbekannt war, o Herr«, sagte er, »während ich jagte; und als ich beim Umherwandern in fremde Gegenden geriet, wusste ich keinen anderen Rat, mich zu retten, als nach Angband zu gehen, das alle finden können, welche die schwarzen Berge des Nordens aus der Ferne sehen. Ich wäre von allein zu dir gekommen, dich um irgendein bescheidenes Amt zu bitten (vielleicht als Jäger, der das Wildbret für deine Tafel beschafft), hätten nicht diese Orks mich gefangen und zu Unrecht gemartert.«
Ob nun die Valar ihm diese Worte eingegeben hatten oder ob es die Zauberkraft listiger Worte war, die Melian ihm aus Mitleid verliehen hatte, als er aus der Halle stürzte – seine Worte retteten ihm tatsächlich das Leben …
(Im Folgenden wurde ein Teil dieser Passage im Typoskript verändert.
Er lautet:)
… und lange war er dem Volk der Menschen in Freundschaft verbunden gewesen (ebenso wie Beren, der später der Waffenbruder von Urin, dem Standhaften, wurde); doch in jenen Tagen nannten ihn die Orks Rog, den Flinken, und der Name Egnors war Melko unbekannt …
Zur selben Zeit wurden die Worte »Ob nun die Valar ihm diese Worte eingegeben hatten« verändert zu »Nun gaben ihm die Valar folgende Worte ein«.
24 So wurde Beren von Melko als Sklave dem Fürsten der Katzen übergeben, den die Gnomen Tiberth Bridhon Miaugion, die Elben jedoch Tevildo nannten …
Folglich heißt es im Typoskript überall Tiberth anstelle von Tevildo, und einmal taucht der volle Name Tiberth Bridhon Miaugion wieder auf. Im Manuskript lautet der gnomische Name Tifil.
25 … und trug als einzigen Lohn für seine Anstrengungen einen Biss in den Finger davon. Da wurde Tiberth wütend und sagte: »Du hast meinen Herrn angelogen, o Gnom, und du bist für die Arbeit eines Küchenjungen besser geeignet als für die eines Jägers, der noch nicht einmal die Mäuse in meinen Hallen fangen kann.« Da kamen für Beren schlimme Tage unter der Knute von Tiberth; denn sie machten ihn zum Küchenjungen, und ohne Ende musste er Holz hacken, Wasser schleppen und in dieser lärmigen Behausung die niedrigsten Arbeiten verrichten. Mehr als einmal wurde er auch von den Katzen oder anderen boshaften Tieren, die zu Gast waren, gequält, und wenn, was von Zeit zu Zeit geschah, in diesen Hallen ein Ork-Fest stattfand, wurde er oft damit beauftragt, vor den mächtigen Feuern in Melkos Verliesen Vögel und anderes Fleisch an Spießen zu rösten, bis er von der ungeheuren Hitze ohnmächtig wurde; doch selbst in dieser hoffnungslosen Lage schätzte er sich glücklich, dass er inmitten dieser grausamen Feinde der Götter und Elben noch immer am Leben war. Selten bekam er Essen und Schlaf, und er wurde mager und halb blind, so dass er oft wünschte, er hätte die wilden, freien Orte von Hisilóme nie verlassen und Tinúviel nicht einmal aus der Ferne zu Gesicht bekommen.
26 Doch Melian lachte nicht, und sie sagte auch nichts dazu; denn in vielen Dingen war sie klug und vorausblickend – doch des ungeachtet kam es ihr wie die Ausgeburt eines bösen Traumes vor, dass ein Elb, überdies noch ein Mädchen, die Tochter des Königs, der Melko amlängsten widerstanden hatte, sich allein zu den Grenzen jenes jammervollen Landes begab, in dessen Mitte Angband und die Höllen aus Eisen lagen. Wenig Liebe gab es zwischen den Wald-Elben und dem Volk von Angband, selbst in jenen Tagen vor der Schlacht der Ungezählten Tränen, als Melkos Macht noch nicht zur vollen Größe gewachsen war, er seine Pläne geheim hielt und seine Lügennetze spann. »Wenn du dort bist, werde ich dir nicht helfen können, Kleines«, sagte sie; »denn selbst wenn Zauber und Fügung dich unversehrt diese Tollkühnheit überstehen ließen, würden doch viele große Dinge die Folge sein, und viele davon sind mit schwerem Leid beladen. Daher ist mein Rat, dass du niemals deinem Vater von deinem Begehr erzählst.«
Doch diese letzten Worte Melians hatte Thingol zufällig mit angehört, und sie mussten ihm wohl oder übel alles erzählen, und als er alles erfahren hatte,
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