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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Flussbett und so unter den Bauch des Drachen zu gelangen. Hier war die Hitze so groß und der Gestank so widerlich, dass seine Männer, ergriffen von bitterer Furcht, es nicht wagten, abermals das Ufer zu erklimmen. Da wollte Turambar in seiner Wut mit dem Schwert auf sie losgehen, doch sie ergriffen die Flucht, und so kam es, dass er allein die Felswand hinaufkletterte, bis er dicht unter den Leib des Drachen gelangte, und die Hitze und der Gestank raubten ihm den Atem, und er klammerte sich an einen kräftigen Busch.
    Darauf wartete er, bis eine sehr empfindliche und ungeschützte Stelle des Bauchs in seine Reichweite kam, hob sein schwarzes Schwert Gurtholfin über den Kopf und stach mit aller Kraft zu, und die Zauberklinge der Rodothlim drang bis zum Heft in den Lebensquell des Drachen, und der gellende Schrei seiner Todesqual zerriss die Wälder, und alle, die ihn vernahmen, waren entgeistert.
    Darauf begann der Drache sich entsetzlich zu krümmen, und die Windungen seiner riesigen Masse waren schrecklichanzusehen, und alle Bäume in der Nähe des Flecks, wo er mit dem Tode kämpfte, zersplitterte er. Er hatte die Schlucht beinahe überquert, als Gurtholfin ihn durchbohrte, und jetzt warf er sich auf das andere Ufer, verheerte alles ringsum, wälzte sich und peitschte um sich und brüllte und kreischte dermaßen, dass der tapferste Mann erbleicht und geflohen wäre. Nun glaubten jene, die weit weg waren, dies sei der furchteinflößende Lärm des Kampfes zwischen den sieben, Turambar und seinen Gefährten, und dem Drachen, und sie hatten wenig Hoffnung, jemals einen von ihnen wiederkehren zu sehen, und Níniels Herz brach bei diesem Getöse; doch jene drei Feiglinge unten in der Schlucht, die Turambar aus der Ferne beobachtet hatten, flohen nun voller Entsetzen zum Wasserfall zurück, und Turambar hing bleich und zitternd am Rande des Abgrundes, denn er war erschöpft. Endlich verstummte das grausige Getöse, und ein mächtiger Rauch stieg auf, denn Glorund lag im Sterben. Da kroch Turambar in äußerster Verwegenheit allein aus seinem Versteck, denn beim Todeskampf des Foalóke war ihm sein Schwert aus der Hand gerissen worden, ehe er es zurückziehen konnte; doch von allem, was er besaß, schätzte er Gurtholfin am höchsten, weil alles starb, was einmal seine Schärfe zu spüren bekam, ob Mensch oder Tier. Turambar sah nun, wo der Drache war, und starr ausgestreckt lag er auf der Seite und Gurtholfin stak noch in seinem Bauch; aber der Drache atmete noch. Trotzdem kroch Turambar auf den Drachenleib, stemmte den Fuß dagegen, und es bedurfte seiner ganzen Kraft, um Gurtholfin herauszuziehen, und während er das tat, sagte er in höchstem Triumph: ›Nun haben wir uns wiedergetroffen, o Glorund, du und ich, Turambar, den man einst tapfer hieß‹; 27 doch kaum hatte er diese Worte gesprochen, spritzte giftiges Blut aus der Wunde auf seine Hand und verbrannte sie, und sie verdorrte, so dass der jähe Schmerz ihn laut aufschreienließ. Da öffnete der Foalóke seine furchtbaren Augen, blickte ihn an, und ohnmächtig fiel Turambar neben dem Drachen zu Boden und begrub sein Schwert unter sich.
    So verging der Tag, und keine Nachricht gelangte zur Spitze des Hügels, so dass Níniel ihre Qual nicht länger ertrug, sondern aufsprang, um sich auf den Weg zu jenem offenen Platz oberhalb des Wasserfalls zu machen, und Tamar Lahmfuß sagte: ›Was hast du vor?‹ Jedoch sie erwiderte: ›Ich will meinen Gebieter suchen und mich im Tod neben ihn legen, denn ich glaube, dass er tot ist.‹ Und er versuchte sie davon abzubringen, doch ohne Erfolg. Und als es Abend wurde, stahl sich die schöne Frau in die Wälder, und sie wollte nicht, dass Tamar ihr folgte, als sie aber gewahrte, dass er es tat, stob sie blindlings durch die Bäume, zerriss sich im dornigen Unterholz die Gewänder und zerschrammte sich das Gesicht, doch Tamar konnte, weil er lahm war, nicht mit ihr Schritt halten. So brach die Nacht über den Wäldern herein, und alles war still, und Tamar war von großer Sorge um Níniel erfüllt, so dass er sein Gebrechen verfluchte und sein Herz bitter wurde, doch ließ er nicht nach, ihr, so gut er konnte, zu folgen, und als er sie aus den Augen verlor, änderte er seine Richtung und strebte dem Teil des Waldes zu, der an den Abgrund grenzte, wo der letzte Kampf des Drachen ausgetragen worden war, denn dies hatten die Späher auf dem Hügel tatsächlich ausmachen können. Da die Nacht nun vorgeschritten war, stieg ein

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