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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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liegt tot auch Turambar, ebenjener, der zuerst Túrin hieß, Sohn Úrins, 28 und das ist gut, ja, das ist sehr gut!‹ Und die Leute, verwundert ob seiner Rede, murrten, und manche sagten, er sei von Sinnen. Doch Tamar fuhr fort: ›Wisse nämlich, o Volk, dass die schöne Níniel, von euch allen geliebt und mir teurer als mein Leben, nicht mehr lebt, und die Wasser umrauschen sie, denn sie hat sich von den Fällen der Silberschale gestürzt, weil sie niemals mehr das Licht des Tags erblicken wollte. Nun ist der Kreis des Unheils geschlossen, nun hat sich das Verhängnis der Sippe Úrins schrecklich erfüllt: Sie nämlich, die ihr Níniel nanntet, war in Wahrheit Nienóri, Tochter Úrins, und das erfuhr sie, bevor sie starb, und sie rief es den wilden Wäldern zu, und der Widerhall ihrer Worte drang an mein Ohr.‹
    Bei diesen Worten ergriff die Herzen aller, die dort standen, Kummer und Furcht, doch keiner wagte dorthin zu gehen, wo die schöne Frau solche Qualen gelitten, denn ein Hauch von Schwermut liegt über dem Fleck, und niemand setzt den Fuß auf seinen Rasen; doch die drei Feiglinge quälte große Reue, und sie stahlen sich weg von der Menge, den Leichnam ihres Herrn zu suchen; und hört, sie fanden ihn lebend, und er regte sich, denn mit dem Tode des Drachen war die Ohnmacht von ihm gewichen, und er schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung, doch nun weckten seine Schmerzen ihn auf. Und als die drei Männer zu ihm traten, sagte er: ›Níniel.‹ Doch in Mitleid und Schrecken verbargen sie ihre Gesichter und konnten ihm nicht in die Augen sehen, doch dann rüttelten sie ihn gänzlich wach, und nach seinem Sieg war er sehr geschwächt; plötzlichjedoch bemerkte er seine verdorrte Hand, und er sagte: ›Seht! Jemand ist hier gewesen und hat meine Wunde mit kundiger Hand gepflegt – wer, glaubt ihr, kann das gewesen sein?‹ – doch sie gaben ihm keine Antwort, denn sie ahnten, wer es gewesen war. So wurde nun Turambar, erschöpft und verletzt, zurückgetragen zu seinem Volk, und einer lief voraus und rief, dass ihr Herr am Leben sei, doch die Menschen wussten nicht, ob sie darüber froh sein sollten; und als er zu ihnen kam, wandten viele ihre Gesichter ab, um ihre Tränen und die Verwirrung ihrer Herzen zu verbergen, und niemand wagte zu sprechen.
    Turambar aber sagte zu denen, die in der Nähe waren: ›Wo ist Níniel, meine Níniel – denn ich hatte gehofft, sie glücklich hier vorzufinden – doch falls sie stattdessen zu meinen Hallen zurückgekehrt ist, mag es gut sein.‹ Diejenigen indessen, die das hörten, konnten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, und Turambar erhob sich und rief: ›Was soll dies Schlimmes bedeuten – sprecht, sprecht, Leute, und foltert mich nicht!‹ Darauf sagte einer: ›Níniel, ach, sie ist tot, Herr‹, doch Turambar schrie voll Bitterkeit gegen die Valar und sein jammervolles Geschick, und schließlich sagte ein Zweiter: ›Ja, sie ist tot, denn sie fiel geradewegs in die Tiefen der Silberschale.‹ Doch Tamar, der dabeistand, murmelte: ›Nein, sie stürzte sich selbst hinein.‹ Da packte ihn Turambar, der diese Worte aufschnappte, beim Arm und schrie: ›Sprich, du Klumpfuß, sprich, sag, was deine gemeinen Worte bedeuten, oder du wirst deine Zunge verlieren!‹ Und sein Elend war schrecklich mit anzusehen.
    Nun tobte in Tamars Herz ein wilder Schmerz ob der schrecklichen Dinge, die er gesehen und gehört hatte, und ob seiner langen hoffnungslosen Liebe zu Níniel, so dass der Zorn gegen Turambar jäh in ihm entbrannte, er seinen Griff abschüttelte und sagte: ›Eine Jungfrau fandest du in den wilden Wäldern und gabst einen Namen ihr zum Spaß, auf dass duund das ganze Volk sie Níniel nannten, das Mädchen der Tränen. Ein übler Spaß war das, Turambar, denn wisse, blind vor Entsetzen und Gram warf sie ihr Leben fort, und nie wollte sie dich sehen, und im Tode nannte sie sich Nienóri, Tochter von Úrin, Kind des Leides; und alle Wasser der Silberschale, die in die Tiefen fallen, wären der Tränen nicht genug, die man über die Geschichte Níniels vergießen könnte.‹
    Da packte ihn Turambar mit einem Gebrüll bei der Kehle, schüttelte ihn und rief: ›Du lügst – du bösartiger Sohn Bethos’-‹, doch Tamar keuchte: ›Nein, Verfluchter; so sprach Glorund, der Drache, und Níniel, die es vernahm, wusste, dass er die Wahrheit sprach.‹
    Aber Turambar erwiderte: ›So fahre denn hin zu Mandos und geselle dich zu deinem Glorund!‹ Und er erschlug

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