Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Gedenken an Glorfindel eine Trauerfeier abgehalten hatten, zählten nur noch dreihundertundzwanzig Männer und Knaben und zweihundertundsechzig Frauen und Mädchen. Die Zahl der Frauen war nun darum so gering, weil sie von ihren Familien zu verborgenen Plätzen in der Stadt gebracht oder versteckt worden waren. Dort waren sie in den Flammen umgekommen oder erschlagen oder ergriffen und in die Sklaverei verschleppt worden; und daran kann man nur mit größtem Mitleid denken, denn die Frauen und Mädchen der Gondothlim waren schön wie die Sonne, lieblich wie der Mond und strahlender als die Sterne. Pracht und Ruhm wohnten in jener Stadt Gondolin mit den sieben Namen, und keine Stadt auf der Erde, die erobert wurde, hat einen so furchtbaren Untergang gefunden wie sie. Nicht Bablon, nicht Ninwi, weder die Türme von Trui noch das oft eroberte Rûm, die größte Stadt bei den Menschen, haben solch Entsetzen erlebt wie das Geschlecht der Gnomen an jenem Tag auf dem Amon Gwareth; und dies hält man für die schlimmste Tat, die Melko in der Welt je ersonnen hat.
Doch nun wohnten die Verbannten aus Gondolin an der Mündung des Sirion an den Wellen des Großen Meeres. Dort nahmen sie den Namen Lothlim an, das heißt, das Volk der Blume, denn der Name Gondothlim schmerzt ihre Herzen zu sehr; und unter den Lothlim wächst Earendel im Hause seines Vaters 39 stattlich heran, und die große Geschichte von Tuor ist nun zu Ende erzählt.«
Da sagte Winzigherz, Sohn von Bronweg: »O Gondolin, welches Leid, das über dich kam.«
Und im Raum der Scheite sprach lange Zeit nicht einer ein Wort, und niemand rührte sich.
Anmerkungen
1 Natürlich nicht die große Reise von den Wassern des Erwachens zum Meer, sondern der »Große Auszug« der Elben von Kôr zur Rettung der Gnomen (vgl. Teil 1, S. 48).
2 In Die Hütte des Vergessenen Spiels (Teil 1, S. 32) wird ein korin so definiert: »Ein korin ist eine große kreisförmige Einfriedung, ob aus Stein, Dornenhecke oder aus Bäumen, die einen grünen Rasenplatz umschließt«; Meril-i-Túrinqi wohnte »in einem großen korin von Ulmen«.
3 Tôn a Gwedrin: das Geschichten-Feuer.
4 Hier steht die Anweisung: »Siehe künftig Das Nauglafring«, doch dies ist durchgestrichen.
5 Zu Heorrenda vgl. S. 429f. Für das Gedicht in Altenglisch, das eingefügt werden sollte, ist Platz freigelassen, doch es gibt keinen Hinweis auf seinen Inhalt.(In den folgenden Anmerkungen bezieht sich »ursprüngliche Fassung« auf den Text Tuor A und Tuor B vor der Verbesserung der fraglichen Stelle. Es bedeutet nicht, dass die Lesart von Tuor A sich in dem ursprünglichen, mit Bleistift geschriebenen Text befand.)
6 Der Abschnitt, der mit »Und Tuor betrat diese Höhle« beginnt (oben S. 229) ist später eingefügt worden (vgl. auch S. 225f.). Hier der ursprüngliche Wortlaut:»Dieses Flussbett unter den Hügeln hatten die Noldoli gegraben, ohne dass Melko es wusste, der sie in diesen tiefen Tagen noch verborgen hielt und als Sklaven unter seinem Willen. Statt dessen wurden sie von Ulmo angetrieben, der immer gegen Melko stritt; und mit der Hilfe von Tuor glaubte er die Befreiung der Gnomen von den Schrecken der Bosheit Melkos bewerkstelligen zu können.«
7 »drei Tage«: »drei Jahre« in allen Texten, doch in Tuor B ist »Tage?« mit Bleistift über »Jahre« geschrieben.
8 Zu Osse und den Seevögeln siehe Teil 1, S. 207f.
9 Im Typoskript Tuor C ist hier eine Leerstelle (vgl. oben, S. 225f.), in die später »Ulmo«, nicht »Ainur« eingesetzt wurde.
10 Ursprüngliche Fassung: »Die Valar wollen nicht, dass du, Tuor, einsames Herz, für immer an schönen Plätzen mit Vögeln und Blumen wohnst; sie hätten dich nicht durch dieses angenehme Land geleitet …«
11 Tuor C fügt hinzu: »mit Ulmos Hilfe …«
12 Der Hinweis auf die Schlacht der Ungezählten Tränen ist später in Tuor B hinzugefügt worden. Ursprüngliche Fassung: »die allein Melkos Macht entkamen, als dieser ihr Volk fing …«
13 In Tuor A und B heißt es immer Voronwe, doch diese Stelle mit der Form Bronweg ist in Tuor B hinzugefügt worden.
14 Typoskript Tuor C: »… dass niemand, der nicht aus dem Blut der Noldoli war, ihn erspähen konnte, weder durch Zufall noch durch jahrelanges Suchen. So war er sicher vor allem Unglück, bis auf Verrat, und niemals hätte Tuor ihn gefunden ohne die Standhaftigkeit dieses Gnomen Voronwe.«
15 Ursprüngliche Fassung: »sie verstanden seine Sprache, obgleich in diesen Tagen die Sprache der
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