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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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kamen nun zu einem grünen Rasenfleck, die Sonne stand hoch und schien warm, die Vögel sangen mit aller Kraft, der Rasen aber war mit goldenem Glanz überzogen. Da nahm Rúmil auf einem verzierten, moosbewachsenen steinernen Sitz Platz und sagte: »Überaus erhaben sind die Dinge, nach denen Ihr fragt, und die wahre Antwort liegt jenseits der Grenzen der ewigen Zeit, wohin selbst der Blick Rúmils, des Uralten der Noldoli, nicht dringen kann; und alle Geschichten von den Valar und von den Elben sind so miteinander verknüpft, dass man es schwerlich wagen kann, eine einzelne davon zu deuten, ohne ihre ganze große Geschichte darzulegen.«
    »Dennoch, Rúmil«, sagte Eriol, »bitte ich dich, mir ein wenig von deinem Wissen über die allerersten Anfänge mitzuteilen, damit ich anfangen kann, die Dinge zu begreifen, die mir auf dieser Insel erzählt wurden.«
    Doch Rúmil sagte: »Ilúvatar war aller Dinge Anfang, und weder die Weisheit der Valar noch die der Eldar oder der Menschen kann darüber hinausgelangen.«
    »Wer war Ilúvatar?«, fragte Eriol. »War er ein Gott?«
    »Nein«, sagte Rúmil, »er war keiner der Götter, denn er schuf sie. Ilúvatar ist der Herr auf immer und ewig, der über der Welt thront; der die Welt machte und der weder von dieser Welt ist noch in ihr, der sie aber liebt.«
    »Dies habe ich nirgendwo sonst gehört«, sagte Eriol.
    »Das mag sein«, erwiderte Rúmil, »denn von diesen frühen Tagen ist bisher in der Welt der Menschen wenig gesprochen worden, ebensowenig wie von der Musik der Ainur.«
    »Sprich«, sagte Eriol, »denn ich möchte gern wissen, was es mit der Musik der Ainur auf sich hat.«
Kommentar zum Verbindungsstück der Geschichten
»Die Hütte des Vergessenen Spiels« und »Die Musik der Ainur«
    So war Eriol also, als er in einem sonnigen Garten in Tol Eressea saß, der erste Sterbliche, der die Ainulindale hörte. Selbst nachdem Eriol (oder Ælfwine) verworfen worden war, wurde Rúmil beibehalten, der große noldorische Weise aus Tirion, »der als Erster Zeichen fand, mit denen Sprache und Gesang sich festhalten ließen« (Das Silmarillion, S. 74), und die Musik der Ainur wurde ihm auch weiterhin zugeschrieben, obwohl sich sein Bild, ausgestattet mit der Würde einer fernen Zeit, weit von dem des schwatzhaften und wunderlichen Sprachforschers aus Kortirion entfernte. Es ist anzumerken, dass er nach dieser Version ein Sklave Melkos gewesen war.
    Die Verbannung der Noldor aus Valinor wird erwähnt; denn darauf beziehen sich zweifellos Rúmils Worte über den Ausmarsch von Kôr, und nicht auf Inwes »Auszug in die Welt« (vgl. S. 49); und auch über die Sprachen und jene, die sie benutzen, wird etwas gesagt.
    In diesem Verbindungsstück sagt Rúmil:
    (1) dass es früher zwischen den Teleri, Solosimpi und lnwir sprachliche Unterschiede gegeben hat;
    (2) dass diese Mundarten aber nun in der »Sprache der Insel-Elben« aufgegangen sind;
    (3) dass die Sprache der Noldoli (Gnomen) eine tiefe Spaltung erfahren hat, da die Noldoli zu den Großen Landen aufgebrochen waren und unter Melko in Gefangenschaft gerieten;
    (4) dass jene Noldoli, die nun in Tol Eressea wohnen, die Sprache der Insel-Elben erlernt haben, andere Noldoli aber in den Großen Landen blieben. (Wenn Rúmil von den »verlorenen Scharen« spricht, »die voll Wehmut durch die Großen Lande ziehen« und nun vielleicht »sehr sonderbar« sprechen, scheint er eher die letzten der noldorischen Verbannten aus Kôr zu meinen, die nicht nach Tol Eressea gekommen waren – im Gegensatz zu ihm selbst –, als jene Elben, die niemals nach Valinor gegangen sind.) 19
    In den Verschollenen Geschichten heißen die Meer-Elben, später Teleri – der dritte der drei Stämme – genannt, Solosimpi (»Küstenpfeifer«). Es muss nun, verwirrend genug, erklärt werden, dass der von König Inwe angeführte erste der Stämme Teleri genannt wurde (die Vanyar des Silmarillion ). Wer waren aber dann die Inwir ? Eriol hörte später von Meril-i-Turinqi (S. 194), dass die Teleri jene waren, die Inwe folgten, »aber [seine Sippe und seine Nachkommen] sind jenes königliche Geschlecht der Inwir, deren Blut in meinen Adern fließt«. Demnach waren die Inwir eine »königliche« Familie innerhalb des Stammes der Teleri; und die Beziehung zwischen der alten Konzeption und der des Silmarillion kann folgendermaßen dargestellt werden:
Verschollene Geschichten
Das Silmarillion
I Teleri (die Inwir eingeschlossen)
Vanyar
II Noldoli (Gnomen)
Noldor
III

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