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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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vergessnen Aryador, / War ein Tanzen und ein Klingen, / War Schattenvolk, das sang / Uralte Lieder von alten Göttern in Aryador.«

VI. MELKOS DIEBSTAHL UND DIE VERDUNKELUNG VON VALINOR

    A uch diesen Titel habe ich dem Umschlag des Textbuches entnommen, das diese Geschichte enthält; sie wurde ebenfalls rasch mit Bleistift niedergeschrieben (vgl. Anmerkung 8 zum letzten Kapitel), enthält einige Korrekturen, die sofort oder später vorgenommen wurden, und schließt bruchlos an die vorhergehende Geschichte Merils an.
    Nun kehrte Eriol heim zur Hütte des Vergessenen Spiels, und seine Liebe zu den Dingen, die er um sich sah, und sein Wunsch, sie zu verstehen, wurden tiefer. Weiterhin dürstete ihn danach, noch mehr über die Geschichte der Eldar zu erfahren; er versäumte es auch nie, sich denen anzuschließen, die sich an jedem Abend in das Zimmer des Feuers der Geschichten begaben; und so geschah es zu einer Zeit, da er schon recht lange Gast Vaires und Lindos gewesen war, dass Lindo bei Eriols Eintreten aus seinem tiefen Sessel Folgendes sagte:
    »Höre denn, o Eriol, gut zu, wenn du erfahren willst, wie es dazu kam, dass die Lieblichkeit Valinors zum Schwinden gebracht oder wie die Elben je dazu genötigt werden konnten, die Küsten von Eldamar zu verlassen. Es ist wohl möglich, dass du bereits weißt, dass in jenen Tagen der Freude der Eldalie Melko als Diener im Hause Tulkas’ in Valmar wohnte; dortnährte er seinen Hass gegen die Götter und verzehrte sich in Eifersucht gegen die Eldar, doch am Ende war es seine Gier nach der Schönheit der Edelsteine, die, trotz all seiner vorgetäuschten Gleichgültigkeit, seine Geduld besiegte und ihn dazu brachte, dunkle und unheilvolle Pläne zu schmieden.
    Zu jener Zeit nun beherrschten allein die Noldoli die Kunst, diese schönen Dinge zu formen, und obgleich sie allen, die sie liebten, reiche Geschenke machten, waren doch die Schätze an Gemmen, die sie selbst besaßen, über alle Maßen groß, weshalb Melko, wann immer er mit ihnen zusammenkam, listenreiche Worte sprach. Auf diese Weise versuchte er lange Zeit, sich Juwelen als Geschenk zu erbetteln, und vielleicht auch von den Unbedachten ein wenig über ihre geheime Kunst in Erfahrung zu bringen; als jedoch keiner dieser Schliche zum Ziele führte, suchte er böse Wünsche in ihnen zu wecken und Unfrieden zu stiften und erzählte ihnen jene Lüge über die Beratung, als die Eldar zuerst aufgefordert werden sollten, nach Valinor zu kommen. 1 ›Sklaven seid ihr‹, sprach er, ›oder Kinder, wie ihr wollt, die man geheißen hat, mit Tand zu spielen und nicht fortzulaufen oder zu neugierig zu sein. Vielleicht vergönnen euch die Valar gute Tage, wie ihr sagt; doch versucht nur einmal, ihre Mauern zu übersteigen, und ihr werdet die Härte ihrer Herzen kennenlernen. Seht, sie nutzen eure Geschicklichkeit aus, und eure Wohlgestalt ist für sie nicht mehr als eine Zierde für ihre Reiche. Das ist keine Liebe, sondern Eigennutz – macht die Probe darauf. Fragt nach eurem Erbe, das Ilúvatar für euch bestimmt hat – die ganze weite Welt, um darin umherzuschweifen, mit allen ihren unerforschten Geheimnissen, mit allen ihren Stoffen, die zu so gewaltigen Kunstwerken geformt werden können und hier in diesen engen Gärten, eingepfercht von den Bergen, umschlossen vom unbefahrbaren Meer, niemals Wirklichkeit werden können.‹
    Dies vernahmen sie, und trotz des besseren Wissens, das Nóleme besaß und verbreitete, gab es viele, die mit halbem Herzen Melkos Worten Beachtung schenkten, und Unruhe breitete sich unter ihnen aus, und Melko goss Öl auf ihre schwelenden Wünsche. Von ihm erfuhren sie viele Dinge, die zu wissen für niemanden als für die großen Valar von Nutzen waren, denn wenn diese tiefen und verborgenen Dinge nur halb begriffen werden, vernichten sie das Glück; außerdem waren viele der Aussprüche Melkos arglistige Lügen oder nur zum Teil wahr; und die Noldoli hörten auf zu singen, und auf dem Berg von Kôr verstummten ihre Violen, denn ihre Herzen wurden ein wenig älter, indem ihr Wissen sich vertiefte und ihre Wünsche das Maß überstiegen, und die Bücher ihrer Gelehrsamkeit vervielfältigten sich wie die Blätter des Waldes. Denn wisse, dass in jenen Tagen Aule mit der Hilfe der Gnomen Alphabete und Schriften erdachte, und mit gemalten Zeichen wurden viele dunkle Geschichten auf die Mauern von Kôr geschrieben, und auch Runen von großer Schönheit setzte man dorthin oder grub sie in Stein, und

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