Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Schönheit und Fruchtbarkeit blieb bis in jene Zeit erhalten, als sie weit von Valinor entfernt mitten im Ozean verankert wurde; später taucht dieser Gedanke wieder auf im Zusammenhang mit dem Licht der Bäume, das durch den Calacirya auf die in der Nähe in der Bucht von Eldamar liegende Insel Tol Eressea fiel. Auf gleiche Weise findet sich der Gedanke, dass Ulmo, »auf einem Vorgebirge« Tol Eresseas sitzend, denSolosimpi Unterricht in Musik und Meereskunde erteilte, im Silmarillion (S. 69) wieder: »Osse, auf einem Felsen am Ufer sitzend, gab ihnen [den Teleri] Unterricht, und von ihm lernten sie Meereskunde und Meeresmusik jeder Art.«
Höchst bemerkenswert ist die Schilderung, die hier von der Lücke in den Bergen Valinors gegeben wird. Im Silmarillion (S. 70) schufen die Valar diese Öffnung, den Calacirya oder Pass des Lichts, nach der Ankunft der Elben in Aman, denn »sogar zwischen den leuchtenden Blumen der baumbeschienenen Gärten von Valinor verlangte es sie [die Vanyar und Noldor] bisweilen noch, die Sterne zu sehen«; in der vorliegenden Geschichte ist der Calacirya hingegen ein »natürliches« Landschaftsmerkmal: ein langgezogener Meeresarm.
Aus der Schilderung, wie die Elben an die Küsten der Großen Lande kamen (S. 194), ist zu ersehen, dass Hisilóme an das Große Meer grenzte (vgl. dazu S. 140, das als g bezeichnete Gebiet); bemerkenswerterweise stoßen wir hier auf die Vorstellung, dass in Hisilóme Menschen von Melko eingesperrt wurden; und dieses Motiv blieb bis in die letzte Ausformung der Geschichte erhalten, wo nach der Nirnaeth Arnoediad die Ostlinge als Belohnung für die verräterischen Dienste, die sie Morgoth geleistet haben, in Hithlum eingeschlossen werden ( Das Silmarillion, S. 218).
In der Beschreibung des Berges und der Stadt Kôr gibt es verschiedene Züge, die sich in allen späteren Berichten von Tirion auf Túna wiederfinden. Vgl. Das Silmarillion, S. 70: »Auf dem Gipfel des Túna wurde die Stadt der Elben erbaut, die weißen Mauern und Terrassen von Tirion; und der höchste Turm der Stadt war der Turm Ingwes, Mindon Eldaliéva, dessen silberne Lampe weit durch die Nebel des Meeres hinausschien.«
Der Staub von Gold und »zauberischen Metallen«, den Aule zu Füßen Kôrs aufhäufte, überpuderte Kleider und Schuhe von Earendil, als er die »langen weißen Treppen« Tirions erklomm (ebd., S. 275).
Es wird hier nicht mitgeteilt, ob die Schösslinge von Laurelin und Silpion, die die Götter Inwe und Nóleme gaben und die »ewig blühten ohne zu welken«, auch Lichtspender waren; doch sie tauchen in den Verschollenen Geschichten später wieder auf (S. 346); nach der Flucht der Noldoli werden die Bäume von Kôr wieder erwähnt: Die Bäume, die Inwe erhalten hatte, »leuchteten noch immer«, währenddie Nólemes ausgerissen waren und »verschwunden waren, niemand wusste, wohin«. Im Silmarillion heißt es, dass Yavanna für die Vanyar und die Noldor einen Baum schuf, »der wie ein kleineres Abbild Telperions war, nur dass er nicht aus eigner Kraft leuchtete«; er wurde »in den Gärten unterhalb des Mindon eingepflanzt, und seiner Schösslinge waren viele in Eldamar. Einer von ihnen wurde später in Tol Eressea eingepflanzt …« (S. 71).
Im Zusammenhang mit dieser Beschreibung der Stadt der Elben in Valinor steht das folgende Gedicht mit dem Titel Kôr . Es wurde am 30. April 1915 geschrieben (zwei Tage nach Koboldsfüße und Du und Ich, vgl. S. 50, 58), und es existieren zwei Texte: Der erste trägt im Manuskript den Untertitel »In einer verlassenen und toten Stadt«. Der zweite, ein Typoskript, trug offenbar zuerst den Titel Kôr, doch dieser wurde in Die Stadt der Götter geändert und der Untertitel ausradiert; und unter diesem Titel ist das Gedicht 1923 in Leeds veröffentlicht worden. 28 Am Text wurden keine Veränderungen vorgenommen, abgesehen von der vorletzten Zeile: »kein Vogel singt« wurde bereits im Manuskript in »kein Laut ertönt« geändert. Es scheint möglich, besonders mit Rücksicht auf den ursprünglichen Untertitel, dass das Gedicht die Stadt Kôr beschreibt, nachdem die Elben sie verlassen hatten.
Kôr
In a City Lost and Dead
A sable hill, gigantic, rampart-crowned
Stands gazing out across an azure sea
Under an azure sky, on whose dark ground
Impearled as ’gainst a floor of porphyry
Gleam marble temples white, and dazzling halls;
And tawny shadows fingered long are made
In fretted bars upon their ivory walls
By massy trees rock-rooted
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