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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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beikamen.
    Der Knecht in Gewahrsam! Was sollten sie nun tun? Er konnte ja schlecht selbst mit dem Kopialbuch in die Kanzlei hineinspazieren. So Roth es überhaupt hatte. So er das
Mädchen
überhaupt hatte! Und selbst wenn? Was nützte es nun, da deren Mann gefangen saß? Soweit er in Erfahrung gebracht hatte, verdächtigte man den Jungen, seinem Weib etwas angetan zu haben, da sie nicht auffindbar war. Offenbar äußerte der sich nicht zu dem Verschwinden seines Eheweibes. Das würde sich allerdings ändern, wenn man ihm die peinliche Befragung angedeihen ließ. Zur Hölle! Der Karren hing im Schlamm fest. Was nun? Was um alles in der Welt nun? Ihm waren die Hände gebunden, hier saß er und musste auf Roths Rückkehr warten.
    Er rollte seine wollene Unterlage bei der Feuerstelle aus, kauerte sich nieder und starrte in die Flammen.
    Pferdetritte?
    Sofort saß er aufrecht.
    Zweifelsfrei. Hufschlag auf Schnee, ein Schnauben. Sogleich war er auf den Beinen, stürzte zur Tür, riss sie auf.
    „Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen, Roth!“, fluchte er leise. Dann hielt er inne, weil er sah, dass sein Vetter mehr vom Gaul fiel denn herunterstieg. Roth ächzte, schwankte, als er die Füße auf den Grund setzte. Er sah Eitelfritz hinter ihm, der ebenfalls keinen guten Eindruck machte. Er kam heran, warf ihm einen Blick zu, der nicht deutbar war, griff die Zügel von Roths Gaul und führte beide Pferde ums Haus herum zu ihrem Stellplatz. Sein Vetter folgte ihm humpelnd ins Haus.
    „Was ist geschehen?“
    Roth schleppte sich zum Faltstuhl und ließ sich darauf nieder. „Dieser Scheißhund!“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
    „Du hast dich doch nicht etwa schon wieder von ihm übertölpeln lassen?“
    „Der Teufel soll ihn schänden, ein dreckiges Wiesel ist der, eine schwarze Ausgeburt der Hölle, ein Liebling Luzifers!“
    „Du hast ihn gefunden? Und das Mädchen?“
    „Behauptet, sie sei abgehauen“, ächzte Roth. Offenbar litt er Schmerzen. Und etwas stimmte nicht mit seinem Gesicht. Es war dunkel und schief.
    Er griff Feuerstein und Zunder und entzündete einen Kienspan. Den hielt er Roth an die Fresse.
    „Weg da!“, raunzte der und scheuchte das Licht mit einem Armschlenker von sich.
    Er hatte dennoch genug gesehen.
    Zerschunden und blutkrustig, geschwollene Wangen.
    „Hat er dich so zugerichtet?“
    Er hörte die hintere Tür, Eitelfritz kam herein, Satteltaschen über beiden Schultern.
    Er leuchtete in dessen Richtung. Der hatte auch eine Wunde an der Schläfe, wie’s aussah. Längst nicht so schlimm wie bei Roth. Doch auch seine Miene drückte brodelnde Wut aus.
    „Hatte er eine Rotte um sich geschart, oder warum seid ihr zu zweit mit diesem Würstchen nicht fertiggeworden?“, fragte er spöttisch. „Und wo ist das Mädchen, vermaledeit?!“
    „Was zu saufen da?“, wollte Eitelfritz wissen. Sein Ton war leise, lauernd, gezwungen.
    Er sandte ein Kopfrucken zu seinen eigenen Satteltaschen, während er den Span in eine Halterung in der Wand steckte.
    Eitelfritz fingerte nach der tönernen Flasche, riss den Wachspfropfen mit den Zähnen heraus, trank gierig. Kam heran und hielt Roth die Flasche hin. Der nahm sie, hielt einen Augenblick inne, sah zu ihm auf, Vorwurf und Verachtung im Blick, nahm schließlich einen großen Schluck. Senkte Hände und Blick und starrte vor sich.
    Kurze Zeit sagte keiner etwas.
    Dann raunzte Roth: „Dieser dreckige Haufen Hundescheiße! Haut mir seinen Dolch in den Schenkel, hätt mir um ein Haar die Eier abgesenst. Hab geblutet wie ’ne abgestochene Sau. Ein kopfgroßer Stein gab mir den Rest.“ Er setzte die Flasche an, trank, nickte zu Eitelfritz hin. „Wär er nicht gewesen, ich wär verblutet da draußen in dem scheiß Odenwald.“
    Eitelfritz kam heran, nahm Roth die Flasche ab, setzte sie an. Sah auf. „Dabei lag ich selbst besinnungslos. Der hat seine Schleuder im Griff wie ich meine Armbrust.“
    „Steine?“, fragte er. Er konnte kaum glauben, was er hörte. „Gegen zwei bewaffnete Männer?“ Er lachte trocken auf. „Der Vogel ist davongeflogen, nehme ich an?“
    Keiner antwortete ihm.
    „Und der Knecht sitzt im Seltenleer, weil er das Verschwinden seines Weibes nicht erklären kann!“ Er ließ diese Nachricht auf die beiden niedersausen wie einen Hammerschlag.
    Roths ungläubiger Blick traf ihn.
    „Das war’s dann wohl. Die Sache können wir vergessen, am besten ist, wir machen uns aus dem Staub und rühren unsere Ärsche eine ganze

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