Das Buch Gabriel: Roman
Kirmeskreaturen auf der Stirnseite, während zu meiner Rechten, unter einem Bogen und in üppiges Blattwerk gebettet, ein Marius-Brunnen steht. Licht spielt in seiner Fontäne und glitzert in den kleinen Wellen auf seinem schwarzen Teich. An der Tafel stehen wartende Jungen und Mädchen mit Servierbrettern voller Irismuscheln, Käse aus menschlicher Muttermilch, Granatäpfeln und Honigwaben, während Jungfrauen einen Belugastör auf einem Bett aus Seeschnecken hereintragen, aus dessen Bauch sie mit den Händen Kaviar schöpfen.
Als die Gäste ihre Plätze eingenommen haben, kommt für mich der Zeitpunkt, mich zurückzuziehen, doch als ich aus dem Wunderland gleite, begegne ich dem Buchhalter, der mich in einer Anwandlung von Teamgeist dazu einlädt, wann immer mir danach ist, durch den Vorhang zu lugen.
»Der Vogel ist auf Dauer auch nicht die allerbeste Gesellschaft«, sagt er schulterzuckend.
Im Bahntunnel kommen mir Küchenbedienstete mit einer dampfenden Bouillon entgegen, flankiert von im Kreis wirbelnden Mädchen, die unter ihren Fracks nackt sind. Als sie vorüber sind, sehe ich neben den Bahngleisen eine Gruppe hübscher Gestalten in Bademänteln im Dunkeln plaudern und rauchen – Vulven und Lenden wahrscheinlich, die mal kurz Pause machen.
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Kiwi-Kolibri-Bouillon
mit Steinpilz-Agnolotti
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Für die Bouillon
14 Blaukopf-Saphirkolibris
3 Zweige Thymian
(Kopffedern zur Dekoration aufbewahren)
10 weiße Pfefferkörner
4 Streifenkiwis
3 Zweige Petersilie
50 g Mirepoix
2 Lorbeerblätter
2 Stangen Staudensellerie
2 mittelgroße Tomaten, halbiert
2 Zwiebeln
2-3 zerstoßene Wacholderbeeren
1 Knoblauchzwiebel
2 Stangen Lauch
Für die Agnolotti
50 g getrocknete Steinpilze
100 g Kiwi-Schlegelfleisch
1 Knoblauchzehe
500 g Pastateig
1 Tropfen Trüffelöl
Trockener Sherry
1 EL gehackte Petersilie
Eiweiß und Mehl
Für die Bouillon zunächst das Röstgemüse vorbereiten (klein gehackte Zwiebeln, Sellerie und Karotten im Verhältnis 2:1:1) und kurz anbraten, bis es aromatisch ist. Von den Kiwis und den Kolibris Brüstchen und Flügel abtrennen und zusammen mit dem Rest des Geflügels sowie den übrigen Zutaten in die Pfanne geben. Sobald alles schön angebräunt ist, die Mischung in einen Topf mit kaltem Wasser geben und aufkochen lassen. So lange köcheln, bis der Fonds auf die Hälfte reduziert ist. Flügel und Schlegel aus dem Topf nehmen, Fleisch von den Knochen trennen und zur Seite stellen. Die Knochen zurück in den Topf geben und weiterkochen, bis die Bouillon intensiv aromatisch schmeckt. Vom Feuer nehmen und passieren.
Für die Agnolotti die Steinpilze in siedendem Wasser so lange ziehen lassen, bis sie weich sind, dann ausdrücken und den Sud zurückhalten. Das Kiwi-Schlegelfleisch, den Knoblauch und die Steinpilze in feine Stücke hacken, den Knoblauch in der Pfanne anschwitzen, die Steinpilze, die Petersilie und einen Schuss trockenen Sherry dazugeben. Das klein geschnittene Flügel- und Schlegelfleisch und zum Schluss den Steinpilzsud dazugeben, dann alles einkochen lassen, bis keine Flüssigkeit mehr übrig ist. Die Masse (Füllung) in einer Schüssel abkühlen lassen.
Für die Pasta den Teig mit der Nudelmaschine (feinste Einstellung) dünn auswalzen und auf eine kalte, mit Mehl bestäubte Arbeitsfläche legen. Kreise mit sieben Zentimeter Durchmesser ausstechen, in die Mitte jedes Teigblättchens einen gehäuften Teelöffel der Füllung geben, dann die Ränder mit etwas Eiweiß bepinseln. Jede Teigscheibe mit einer weiteren bedecken und zusammendrücken, dabei nach außen streichen. Auf einem bemehlten Brett zur Seite stellen, Wasser zum Kochen bringen und die Bouillon erhitzen. Die Agnolotti so lange kochen, bis sie oben schwimmen, dann in jeden Suppenteller je einen Agnolotto geben und darauf Kiwi- und Kolibri-Brüstchen häufen. Sobald die Bouillon zu kochen anfängt, fein gehackte Petersilie mit Trüffelöl verrühren und dazugeben. Dann die Bouillon über Brüstchen und Agnolotti schöpfen. Mit Parmesansplittern bestreuen und servieren.
Rezept für sieben Personen.
Bon appétit!
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19:00 Uhr
Neben der Treppe bleibe ich stehen und zünde mir eine Zigarette an. Thomas greift danach und nimmt einen Zug: »Ein Mädchen hat zwei der Gäste erkannt. Der eine war letzte Woche in den Nachrichten, diese Bank, die pleitegegangen ist. Der andere soll auch ständig in der Zeitung gewesen sein, aber sie kann sich nicht erinnern, warum. Vergleichbare Angelegenheit. Anscheinend gibt’s am Tisch
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